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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Riesenreich nicht, das von den Schneebergen Anatoliens über das Land der Pharaonen und den gesamten südlichen Rand des Mittelmeeres bis in dieses kleine Tal reichte, von wo aus es sich, mit Allahs Hilfe, schon bald bis an die Küste des wilden Atlantiks ausdehnen würde. Dank gab es in Form von Auszeichnungen oder Beförderungen, und nur derjenige konnte etwas Derartiges erwarten, der sich dem Reich bedingungslos unterordnete. Sheïk Hussein aber schien mehr oder anderes zu erwarten.
    » Wie lange werden sie bleiben?«
    Der Imam schreckte auf. » Wie lange? Für immer. Sie werden dauerhaft hier stationiert, um die Grenzregion zu sichern.«
    » Für immer? Das hat mir niemand gesagt. Deshalb also forderte der Aga den Bau von Unterkünften und einer eigenen Moschee. Was mich das kosten wird! Der neue Sklavenmarkt mit seinen Nebengebäuden muss ja ebenfalls errichtet werden, und nun auch noch Quartiere für die Soldaten. Wenn wir wenigstens die Goldkisten aufspüren könnten.«
    » Bedenke, das Geschäft mit schwarzen Sklaven ist äußerst gewinnbringend. Und was die Kosten für die Bauten angeht, dazu benötigst du vorerst überhaupt kein Geld, schon gar nicht das verschwundene Karawanengold. Schließe Verträge mit deinen Handwerkern, lass sie mit dem Bau beginnen und stelle ihnen die Bezahlung für den Tag der Fertigstellung in Aussicht. Tatsächlich aber wirst du sie erst nach dem ersten Sklavenmarkt entlohnen, so einfach geht das. Die Handwerker sind beschäftigt und werden sich sputen, anstatt aufrührerische Gedanken zu hegen. Vergiss nicht, einen Auftrag dieser Größe gibt es nicht jeden Tag, sie werden deine Bedingungen akzeptieren.«
    *
    Miguel schwankte, einige Male war ihm sogar, als befände er sich an Deck seines Schiffes, denn er meinte, das Rauschen hoher Wellen zu hören. Er riss sich zusammen. Er konnte sich kaum halten auf dem Kamel, versuchte aber, sich auf den Rücken seines Vordermannes zu konzentrieren oder das Hinterteil des vorangehenden Kamels ins Visier zu nehmen, um einen Anhaltspunkt zu haben. Beides aber verschwamm schon bald wieder vor seinen Augen. Zudem wurden die Schmerzen im Bein schlimmer. Aus der Wunde kam immer noch gelbliches Sekret, obwohl einer der Karawanenleute einen Umschlag mit Kräutern darumgewickelt hatte. Mirijams Umschläge hatten ihm immer geholfen, selbst die Quarkwickel, die sie ihm verpasste, wenn ihn wieder einmal die verdammte Gicht packte, dieser jedoch … Ihm war heiß, dass er sich am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte, dann wieder fror er mit klappernden Zähnen, und die ganze Zeit klopfte sein Herz, als wolle es ihm aus der Brust springen.
    Die Karawane kam entlang des schattigen, kühlen Ufers des Oued Sousse gut voran, und als der Djebel el-Moun mit der Kasbah von Santa Cruz in Sicht kam, schickte der Karawanenführer einen Boten voraus und verständigte Kapitän Álvarez’ Haushalt von der Rückkehr des Erkrankten.
    Ihm war, als dufte es nach weißem Moschus und herben Zitrusschalen, ein Duft, den er gernhatte und der nun in sein allmähliches Erwachen glitt. Von irgendwoher kam ein Lachen ins Zimmer. Mirijam, dachte er, war das nicht ihr Lachen? Wann hatte er seine Frau zuletzt lachen hören? Oder befand er sich in einem Traum? Miguel grübelte.
    Er lag auf weichen Kissen in einem abgedunkelten Zimmer, mit hochgelagertem Bein und einem Krug mit frischem Wasser in Reichweite. Nachdem er seinen Durst gelöscht hatte, ließ er sich zurücksinken und lauschte erneut. Der Duft, die Stimmen und Geräusche, die durch die weit geöffnete Tür hereindrangen, sagten ihm, er war zuhause. Wie war er hierhergekommen? Das Letzte, woran er sich erinnerte, war das schlingernde Kamel . Da, wieder ein Lachen! Er stützte sich auf die Ellenbogen.
    » Mirijam«, rief er. Seine Stimme kam ihm schwach und kaum hörbar vor, seine Frau aber hatte ihn gleich vernommen.
    » Du bist erwacht, willkommen, mein Lieber. Hast du Hunger? Lass mich nur schnell dein Bein versorgen, dann bekommst du eine stärkende Suppe.« Sie beugte sich über ihn und legte ihr Gesicht an seine Wange. » Es ist gut, dass du wieder da bist, mein Miguel. Aber du kratzt und musst rasiert werden.« Sie sah ihm in die Augen und lächelte, als sie sich aufrichtete.
    Wie immer ist sie auf dem Sprung, dachte Miguel und fasste rasch nach ihrer Hand.
    » Warte, Frau. Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin, aber beim heiligen Nicolaus, dem Patron der Schiffbrüchigen, sag mir zuerst, was es zu

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