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Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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1.
    »Spute dich, Scotia. Zahda harret deiner. Die Zeit drängt.«
    Die junge Hexe mit den dunklen, langfallenden Haaren machte ein Zeichen, daß sie verstanden hatte. Ein paar Bissen vom Abendmahl erlaubte sie sich noch, dann stand sie auf. Ihre Bewegungen waren langsam und gleichmäßig. Schon bei ihrer Ausbildung zur Hexe war Scotia dafür bekannt gewesen, daß sie alles in Ruhe und mit Gleichmaß zu besorgen gewohnt war.
    Mit dieser unverkennbaren Ruhe verließ Scotia den Raum. Sie durchwanderte den Frostpalast der Zahda, der sie diente. Scotia hoffte, eines Tages im Rang aufsteigen zu können. Unter Zahdas freundlichen Fittichen war dies leichter als unter der Herrschaft anderer Zaubermütter.
    »Ich bin zur Stelle«, sagte Scotia, sobald sie den Raum betreten hatte, in dem Zahda sich aufhielt.
    Von der Zaubermutter war nur der regenbogenfarbene Umhang zu erkennen. Der Kopf wurde von einem gleichfarbigen Barett bedeckt, vor dem Gesicht trug Zahda wie stets einen schillernden Schleier.
    Warm und freundlich, dennoch bestimmt und selbstsicher, klang die Stimme der Zaubermutter durch den Raum.
    »Ich werde deiner Dienste bedürfen, Scotia«, sagte Zahda freundlich.
    »Ich freue mich, dieser Ehre würdig zu sein«, antwortete Scotia knapp.
    Zahda stand auf und durchschritt langsam den Raum. Für Scotia sah es aus, als schwebe sie über dem matt glänzenden Boden aus Eis. Im Raum lag eine Spannung, die fast mit Händen zu greifen war.
    Scotia wußte, woran das lag. Dieser Tag war unerhört wichtig für Zahda, vielleicht der wichtigste Tag in ihrem Leben.
    Wenige Stunden noch, dann brach ein neuer Mond an - Zahdas Mond. Ein Dutzend solcher Monde ergab den Hexenkreis - Zahdas Hexenkreis in diesem Fall.
    Mehr noch. Ein Dutzend dieser Hexenkreise ergab einen Großkreis - und auch diese Großkreise waren den Zaubermüttern zugeeignet.
    In wenigen Stunden war ein Punkt erreicht, an dem Zahdas Macht ihren höchsten, strahlendsten Gipfel erreichen mußte.
    Zahdas Stunde - Mond, Hexenkreis, Großkreis, alles unter ihrem Zeichen. Mehr Macht ließ sich in den Händen einer einzigen Zaubermutter nicht sammeln. Scotia, die niemals ein solches Erlebnis hatte auskosten dürfen, erschauerte beim bloßen Gedanken an diese Machtfülle.
    Was Zahda gebot, ward getan - nur Fronja selbst, die Tochter des Kometen, hätte Zahda hindern können, oder die Macht des Rates der Zaubermütter, der Hexenrat, in dem Zahda natürlich Sitz und Stimme besaß.
    »Ich werde es wagen«, sagte Zahda halblaut.
    Scotia erstarrte.
    Was Zahda zu wagen gedachte, vermochte die Neugierde der Hexe nicht zu fesseln - sie war erschüttert von dem Gedanken, daß eine Zaubermutter solche Zweifel äußern konnte, noch dazu in Gegenwart einer Hexe minderen Ranges. Was plante Zahda, daß sie es nicht mehr fertigbrachte, ruhig und gelassen zu sein. Eine Zaubermutter am Rand ihrer Fassungskraft, wann hätte man je davon gehört.
    »Kann ich etwas tun?«
    Zahda streckte die Hände aus.
    »Setz dich und schweig«, gebot sie.
    Zwei dunkle Augen fixierten Scotia.
    »Ich frage dich, Scotia, was würdest du tun? Alles ist gerüstet für die große Tat, nur mein Wille, der alles leitet und lenkt, fehlt noch. Niemals zuvor wurde ein solches Wagnis eingegangen - und ich weiß nicht, ob ich es wagen darf.«
    »Ich…«
    »Schweig. Ich will deinen Rat nicht, denn du wirst nicht begreifen, worum es geht. Vielleicht doch? Ach was!«
    Solche Reden war Scotia von der verehrten Zaubermutter nicht gewohnt. Normalerweise pflegte sich Zahda in klaren, deutlichen Anweisungen auszudrücken. Derart konfuses Gerede paßte nicht zu ihr, aber es gab Scotia einen sehr deutlichen Hinweis darauf, wie sehr die Zaubermutter mit sich selbst uneins war. Offenbar hatte sie fürchterliche Gewissensqualen zu überwinden.
    Scotia fragte sich zwar, wie das zusammenpassen konnte mit dem bevorstehenden Tag, der Zahdas Machtfülle zum Höhepunkt bringen sollte - dies blieb das Geheimnis der Zaubermutter.
    Zahdas Blick wanderte unstet an den Wänden des Raumes entlang. Das magisch geformte Eis des Frostpalasts spiegelte die Gedankenvielfalt der Erbauerin wider, atmete ihren Geist. Die irrlichternden Entladungen, die jetzt über Wände und Boden huschten, verrieten überdeutlich den inneren Aufruhr der Zaubermutter. Niemals zuvor hatte Scotia sie so erregt gesehen.
    Gedankenverloren ließ Zahda eine grell leuchtende Flammenerscheinung auf dem Boden auftauchen und wieder verschwinden, dann wandte sie sich mit einem

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