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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Gassen.
    Saïds Knie zitterten. Erschöpft glitt er an der Mauer zu Boden. Er keuchte. Hamid sicherte die Umgebung, dann beugte er sich über seinen Herrn. » Bist du verletzt, Sîdi?« Saïd hob abwehrend die Hand. » An der Schulter, aber es ist nur ein Kratzer.«
    » Der dort muss mit dem sheitan im Bunde sein«, hörte er Hamid fluchen. Saïd richtete sich auf. Sein Blick folgte Hamids Hand, die auf etwas jenseits des Marktplatzes wies. Durch die Rauchschwaden erkannte er einen osmanischen Bogenschützen, der Deckung im Schatten eines Hauses gefunden hatte und aus dieser sicheren Position seine Pfeile auf die Freiwilligen abschoss.
    Saïd erhob sich. Geduckt lief er im Schutz der Mauer zur anderen Seite, schlug einen Bogen und erkletterte ungesehen die Umfassung des Nachbarhauses. Er stieg auf die Terrasse, sprang von dort auf das flache Dach des Nebenhauses hinüber und beugte sich vorsichtig über die niedrige Brüstung. Der Bogenschütze unter ihm lugte um die Hausecke, zog sich aber rasch wieder ins Dunkel zurück.
    Von hier oben konnte Saïd nicht nur den Marktplatz überblicken, sondern auch in einige der angrenzenden Gassen schauen. Er sah, dass die Osmanen tatsächlich flohen. In kleinen Gruppen hetzten sie durch die Nacht, aber nicht etwa in Richtung der Moschee, wo sich ihr Aga aufhielt und ihre Kameraden ihrerseits in eine Schlacht verwickelt waren, wie er wusste, vielmehr schienen sie dem nördlichen Stadttor zuzustreben. Seine Männer hingegen kümmerten sich um ihre Verletzten oder schafften Wasser zum Löschen der letzten Glutnester heran.
    Der Krieger unten am Haus hatte offensichtlich nicht bemerkt, dass sich seine Leute zurückzogen. Gerade legte er einen neuen Pfeil auf die Sehne. Er musste unschädlich gemacht werden. Lautlos überquerte Saïd das flache Dach auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, von der aus er hinabsteigen konnte.
    Da drang ein gequälter Schrei an sein Ohr. Er blickte hinunter. Der Osmane hatte den Bogen fallen gelassen, er sank auf die Knie und griff nach einem Messer, das in seinem Auge steckte. Hamid war mit zwei Schritten bei dem Osmanen, packte den Kopf des Mannes und zwang ihn in den Nacken. Der Mann war sicher tot, aber in seiner Wut durchschnitt Hamid dessen Kehle. Ein Ruck, dann hob er im Triumph sein Messer und winkte damit zu Saïd hinauf. Hamids verzerrtes Gesicht mit den gebleckten Zähnen glich einer Fratze oder einer der furchterregenden Geistermasken, die er am Nigerfluss gesehen hatte. Rasch wandte Saïd den Blick ab.
    *
    » Bleib ihnen unauffällig auf den Fersen«, befahl Abdallah und bedeutete Chaled, einigen der Janitscharen, die geduckt den Platz überquerten und in der nächsten Gasse verschwanden, zu folgen. » Ich bin nicht schnell genug, mir würden sie entwischen. Aber sei wachsam.« Er stützte sich an einer Hausecke ab, um sein Bein zu entlasten. Der Hieb eines Säbels hatte ihn an der Wade erwischt. Zum Glück war es keine tiefe Wunde, aber ausgerechnet sein schwaches Bein hatte es getroffen. Chaled nickte und verschwand.
    Im Schatten des Hauses lauschte Abdallah in die Nacht. Der fette Rauch des schwelenden Lagers hing in der Luft, dazu kamen das Wimmern von Verletzten sowie unklare Geräusche, die sich mal zu nähern, dann wieder zu entfernen schienen, und Stimmen, die mit unterdrückter Lautstärke Kommandos gaben. Er meinte, Pferdehufe, Stiefelschritte und das Rollen von Karren zu hören. Konnte es sein, dass die Osmanen aufgaben und den Rückzug antraten? Hatten Saïds Freiwillige wirklich gesiegt? Ihr Gebrüll klang ihm noch in den Ohren: » Nieder mit den Türken!«
    Die Angriffe hier im Garten der Moschee hatte er miterlebt. Kaum hatte er sich der Gruppe unter Führung von Sîdi Latif angeschlossen, gingen plötzlich die Zelte und Hütten rund um die Moschee in Flammen auf, und die Osmanen rannten kopflos durcheinander. Im Feuerschein gaben sie ausgezeichnete Ziele ab. Es dauerte eine Zeit, bis sie überhaupt verstanden, dass es sich nicht etwa um einen Brand, sondern um einen Angriff handelte. Sîdi Latif ordnete einen Teilrückzug an und gab zugleich das Einsatzsignal für die zweite und die dritte Gruppe. Als die Befreiungskämpfer von mehreren Seiten angriffen, wurde die Unerfahrenheit der jungen Türken überdeutlich. Nur wenige von ihnen wussten, wie sie sich zur Wehr setzen konnten. Diese wenigen aber setzten ihre Waffen mit Überlegung ein, sorgten für Ordnung in ihren Reihen und hielten gleichzeitig die Angreifer auf

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