Quälend süsse Glut
konnte, wollte er sie wenigstens so schnell und schmerzlos wie möglich hinter sich zu bringen.
Obwohl er seine veränderten Gefühle gegenüber ihrem Schützling lieber noch einmal ganz für sich allein analysiert hätte. Vor den wachen Augen seiner Mutter würde er sie nicht lange verbergen können.
Kaum eine Stunde später wurde Rafiq von ihr mit einem Lächeln und einer liebevollen Umarmung begrüßt. „Mein Sohn, du bist wieder zurück! Wie ist es in Marrash gelaufen? Du musst mir alles genau erzählen.“
Hatte das denn nicht Sera schon getan? Unauffällig inspizierte Rafiq die einzelnen Türen, die von dem großzügigen Wohnraum abgingen. Hinter welcher mochte sich ihr Privatreich verstecken?
„Es ist alles bestens gelaufen, Mutter.“
„Und? Hast du den Vertrag?“
„Ja, es hat tatsächlich geklappt.“
„Wundervoll! Ich gratuliere!“ Aufgeregt wie ein junges Mädchen klatschte sie in die Hände. „Das verlangt nach einer Siegesfeier!“
Rafiq lachte etwas gezwungen. Zu der Siegesfeier, die er im Sinn hatte, konnte er seine Mutter wohl schwerlich einladen, denn dann wären sie bereits zu dritt! Und das war bei der Konstellation, die ihm vorschwebte, auf jeden Fall einer zu viel. „Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht. Allerdings kommt es nicht von mir, sondern von Abizah, einer alten Frau, die auf keinen Fall Geld dafür haben wollte.“
„Für mich?“, fragte die Sheikha überrascht. „Danke! Und danke auch an Abizah!“
„Es ist nur eine Kleinigkeit“, warnte Rafiq sie angesichts ihrer offensichtlichen Begeisterung.“
„Es ist wunderschön“, entschied seine Mutter, nachdem sie die kleine Lampe ausgepackt hatte. „Nochmals vielen Dank.“
„Sera hat sie ausgesucht, weil sie dachte, sie könnte dir gefallen. Wo ist sie überhaupt?“
„Die letzten Tage müssen sehr schwierig für euch beide gewesen sein.“ Die Sheikha lächelte ihrem Sohn milde zu. „Ich dachte, du würdest dich besser fühlen, wenn sie nicht hier wäre.“
„Sehr rücksichtsvoll von dir, aber unnötig …“ Er räusperte sich. „Wir haben so eine Art Waffenstillstand geschlossen. Tatsächlich war sie es, die den Vertrag unter Dach und Fach gebracht hat.“
„Wer? Sera? Habe ich dir nicht gesagt, sie wird dir von Nutzen sein?“, triumphierte die Sheikha. „Aber gab es da nicht noch einen Konkurrenten? Wie hat Sera es geschafft, die Frauen von Marrash so schnell zu überzeugen?“
Rafiq stellte seine Kaffeetasse auf dem niedrigen Tisch ab und lockerte nervös den Hemdkragen. Aus einem unerfindlichen Grund bekam er plötzlich schlecht Luft.
„Sie hat einfach an ihre Enttäuschung angeknüpft, dass zur Krönung keine einzige Robe aus ihren wundervollen Stoffen im Palast getragen wird.“
„Und?“
„Und deshalb stellte sie ihnen in Aussicht, dass meine zukünftige Braut der ganzen Welt eine fantastische Robe aus einem ihrer kostbarsten Stoffe präsentiert …“
„ Deine Braut?“ Die blaugrauen Augen seiner Mutter ruhten mit beängstigender Eindringlichkeit auf seinem angespannten Gesicht. „Aber du wirst doch nie heiraten! Zumindest ist es das, was du erst vor zwei Tagen an dieser Stelle behauptet hast.“
Ja, das hatte er, und es war auch so gemeint gewesen. Doch inzwischen war viel passiert …
„Ich werde den Vertrag meinen Anwälten vorlegen, um zu sehen, ob wir ihnen eine attraktive Alternative anbieten können. Für die Krönung ist es selbstverständlich zu spät. Aber Kareef wird ohne Zweifel bald heiraten …“
Noch während er das sagte, erschien vor seinem inneren Auge die reizvolle Vision einer grazilen Schönheit mit nachtschwarzem Haar und warmen braunen Augen, in einem umwerfenden Brautkleid, über und über bestickt mit funkelnden Edelsteinen …
Noch ehe Rafiq die rätselhafte Fata Morgana entschlüsseln konnte, öffnete sich hinter ihm eine Tür. Als seine Mutter mit einem erstickten Laut aufsprang, kam auch er wie der Blitz auf die Füße und drehte sich hastig um.
Sera!
Mit aufgerissenen Augen und tränenfeuchten Wangen lehnte sie kraftlos im Türrahmen. Unter der sanften Bräune wirkte ihre Haut aschgrau.
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr, schloss sie, ohne nachzudenken, in die Arme und bettete ihren Kopf an seiner Brust. „Sera, was ist passiert?“
10. KAPITEL
Die Sheikha fragte sich dasselbe, verzichtete aber darauf, sich einzumischen und musterte ihren Sohn nur mit einem scharfen Blick, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre junge
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