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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Christus, keine Tempel als christliche. Wer möchte seinem eigenen Glücke hinderlich sein? Ach, ich hörte, wie Paulus und Petronius miteinander sprachen. Weißt du, was mein Oheim am Ende sagte? ‚Das taugt nicht für mich!‘; etwas anderes konnte er nicht erwidern.“
    „Wiederhole mir Paulus’ Worte!“ bat Lygia.
    „Es war eines Abends in meiner Villa. Petronius fing an zu spotten, wie es seine Gewohnheit ist. Paulus aber entgegnete ihm: ‚Wie kannst du leugnen, weiser Petronius, daß Christus lebte und vom Tode auferstand, da du damals noch gar nicht geboren warst, während Petrus und Johannes ihn gesehen haben und ich auf dem Wege nach Damaskus ihn erblickte? Laß darum deine Weisheit erst den Beweis erbringen, daß wir lügen, bevor du unser Zeugnis verwirfst!‘ Petronius erwiderte, er denke ja gar nicht daran, es zu verwerfen, weil er wisse, daß schon viel Unbegreifliches geschehen und von glaubwürdigen Zeugen verbürgt sei. Allein die Entdeckung einer neuen Gottheit und die Annahme ihrer Lehre, das seien zwei verschiedene Dinge. ‚Ich habe keine Lust, etwas kennenzulernen, was die Schönheit des Lebens beeinträchtigen kann. Unsere Götter mögen wahr oder erdichtet sein; mir genügt, daß sie schön sind und daß ihre Herrschaft für uns eine angenehme ist, so daß wir sorglos hinleben können.‘ – ‚Du verwirfst die Religion der Liebe, der Gerechtigkeit und des Erbarmens, weil du die Sorgen des Lebens fürchtest‘, entgegnete Paulus. ‚Bekenne doch, Petronius, ob dein Leben wirklich so ganz von jeder Sorge frei ist? Weder du noch irgendeiner selbst der Reichsten und Mächtigsten weiß, wenn er sich zur Ruhe legt, ob morgen nicht das Todesurteil seiner harrt. Wäre dein Glück nicht sicherer, wenn der Cäsar die Religion bekennte, die Liebe mit Gerechtigkeit verknüpft? Du bangst für den Genuß; würde in jenem Falle dein Leben nicht fröhlicher sein? Schönheit und Zierden des Lebens! Wenn ihr so viele prachtvolle Tempel und Statuen lasterhaften, rachsüchtigen, ehebrecherischen, treulosen Gottheiten errichten konntet, was könnt ihr dann nicht tun zu Ehren des einen Gottes der Wahrheit und Liebe? Du preisest dein Los, weil du reich bist und in Genüssen schwelgst; allein du könntest auch arm und verlassen sein, trotz deiner Abstammung von einem mächtigen Hause, und dann würdest du besser daran sein, wäre die Welt christlich. In Rom kommt es auch bei reichen Eltern vor, daß sie, um der Mühe der Erziehung zu entrinnen, ihre Kinder auf die Straße werfen. Solche Kinder nennt ihr Alumni. Das Schicksal hätte ebensogut wie jene auch dich zu einem Alumnus machen können. Bei Eltern, die nach unserem Glauben leben, kommt so etwas nicht vor. Hättest du ferner als Mann mit dem Weibe deiner Liebe dich vermählt, so müßtest du wünschen, sie treu bis zum Tode zu sehen. Und nun schau um dich! Was ist die Regel? Welche Nichtswürdigkeit, welch schamloser Tauschhandel mit euren Frauen! Ihr staunt über eine Frau, die Univira ist. Ich aber sage dir: Frauen, die Christus im Herzen tragen, brechen ihren Gatten die Treue nicht, wie auch christliche Männer ihren Frauen die Treue halten. Ihr dage gen dürft weder auf den Herrscher noch auf Väter, Weiber, Kinder, Diener bauen; die ganze Welt zittert vor euch, und ihr zittert ebenso vor euren Sklaven, denn ihr wißt, daß jede Stunde einen furchtbaren Rachekrieg gegen eure Unterdrückung bringen kann, wie es öfters schon geschehen ist. Wohl bist du reich; doch wer sagt dir, daß nicht morgen der Befehl an dich ergeht, deine Reichtümer zu verlassen? Du bist jung, aber morgen ist vielleicht dein letzter Tag. Du liebst und mußt doch Verrat befürchten, du hängst an deinen Villen und Statuen und wanderst vielleicht morgen in die öden Felder von Pandataria; Tausende von Sklaven harren deines Winkes und machen dich morgen vielleicht zur Leiche. Wie kannst du da zufrieden und glücklich sein, ein Leben der Freude führen? Ich aber verkünde Liebe, verkünde eine Religion, die dem Herrscher Liebe zu seinen Untertanen befiehlt, die fordert, daß Gebieter ihre Sklaven lieben, Sklaven treu ergeben dienen; die Gerechtigkeit und Erbarmen gebietet und als Lohn eine Seligkeit verspricht, die ewig und unermeßlich ist. Wie darfst du da behaupten, Petronius, dieser Glaube schädige das Leben, während er es besser macht und dein Glück tausendmal fester stände, wenn dieser Glaube weltbeherrschend wäre wie das Römerschwert?‘
    So widerlegte ihn

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