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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Latow hörte auf zu denken, als er den heruntergekommenen Schuppen betrat, doch er war nicht hergekommen, um die Bausubstanz zu begutachten, er wollte sich in der Peep-Show die Frauen ansehen!
    Latow zog die Tür auf. Die Kälte blieb hinter ihm zurück, ebenfalls die neblige Novemberluft, die das Atmen schwer machte und auf die Stimmung drückte.
    Eine andere Welt umfing den Gast. Zwar auch primitiv, aber durch das rote Licht schon leicht »sündig« angehaucht. Und dieses Licht überdeckte den meisten Schmutz, der in den Ecken lag.
    An den Wänden hingen Fotos von den Mädchen, die hier Dienst taten. Meist blieben sie nur ein paar Monate, dann wechselten sie in eine andere Peep-Show. Und neue Mädchen kamen hierher, die sich Latow alle ansehen wollte.
    Er kannte diese bullige Wärme ja, in der auch noch andere Düfte mitschwangen. In der Regel bestanden sie aus irgendwelchen Parfümen, die hin und wieder gesprüht wurden, damit man den bestimmten Männergeruch nicht wahrnahm.
    Es war wie immer wenig los um diese späte Vormittagsstunde. Und wie immer saß Wilbur hinter dem Tresen und las in einem Magazin. Er schaute nicht hoch, als Kurt die Baracke betrat, sondern starrte in das Magazin, auf dessen Titelseite zwei nackte Männer miteinander im Clinch lagen. Wilbur war schwul, kam aber mit den Mädchen ganz gut zurecht. Er war so etwas wie ihre Ersatzmutter, bei der sie sich ausweinen konnten, wenn sie Probleme hatten.
    Als Kurt die Tür schloß, hörte er Wilbur kichern. Wahrscheinlich hatte er eine besonders pikante Stelle gefunden oder ein Bild, das ihn anmachte. Wilbur begrüßte den Eintretenden und ließ sein Magazin sinken. Im krassen Gegensatz zu seinem schwarzen Seidenhemd standen die Haare. Hellblond gefärbt waren sie, sehr kurz geschnitten und in die Höhe gekämmt, so daß sie abstanden wie ein Bürste.
    Wilbur schminkte sich des öfteren die Augen. Auch heute hatte er Lidschatten aufgelegt. Er lächelte hämisch, als er den Stammkunden sah. »Auch mal wieder hier, Kurt?«
    »Klar. Aber so viel Zeit ist seit meinem letzten Besuch nicht vergangen.«
    »Eine Woche?«
    »Nein, fünf Tage.«
    »Aha.« Wilbur schniefte.
    »Welche Kabine möchtest du?«
    »Wen gibt's denn heute zu sehen?«
    Wilbur schuf Falten auf seiner Stirn. »Willst du dich nicht überraschen lassen, Kurt?«
    »Nein, das will ich nicht. Ich hatte da zweimal eine Blonde, die überhaupt keine echte Blondine war. Da kam ich mir irgendwie schon verarscht vor.«
    Wilbur winkte ab. Er war leicht pikiert, vielleicht auch deshalb, weil er selbst gefärbt war. »Stell dich doch nicht so an. Wir Menschen müssen eben manchmal die Fehler der Natur ausbügeln. Das versteht sich doch - oder?«
    »Ist mir egal. Ich will was Echtes sehen.«
    »Dann nimm die Kabine drei«, sagte Wilbur mit einem vielversprechenden Lächeln.
    Kurt stemmte seine Händen auf den Rand des Tresens. Er zwinkerte Wilbur zu, der die vertrauliche Nähe des anderen überhaupt nicht mochte und sich zurückzog. Zumindest rollte er mit seinem Stuhl nach hinten. »Was habt ihr denn für eine Süße in der Kabine drei?«
    »Sie ist toll.«
    »Und?«
    »Schau sie dir an.«
    Kurt wollte mehr wissen. »Ist sie blond oder dunkel? Wenn blond, dann hoffentlich echt.«
    Wilbur ging der Knabe auf den Wecker. Er verdrehte die Augen und trommelte linkisch mit den Fingern auf den Tresen. »Schau sie dir selbst an, verflixt! Du kennst doch den Weg.«
    »Ist schon okay.«
    »Hast du genug Münzen?«
    »Für dreimal reicht's.«
    »Ist das nicht zu wenig, so wie du geladen bist?« Wilbur mußte kichern, verstummte aber, als er den bösen Blick des Kunden sah.
    Kurt war sauer. »Wenn du mich hier verarschen willst, trete ich dir in…« Er verstummte und sagte:
    »Okay, wechsel mir den Schein hier.«
    Wilbur schob ihm die Münzen zu und nahm wieder sein Magazin hoch. »Dann wünsche ich dir viel Spaß.«
    »Danke, ich dir auch.« Latow deutete auf das Titelbild. »Scheinen ja heiße Jungs zu sein.«
    »Die kochen richtig.«
    »Gib nur acht, daß sie dich nicht abkochen.« Der drehte sich um und ging auf die Kabine drei zu.
    Unter der Zahl hing ein Spiegel, in dem sich jeder Kunde betrachten konnte, was Latow auch tat.
    Früher einmal hatte man ihm gesagt, daß er aussehen würde wie Charles Bronson. Er war darauf stolz gewesen, jetzt nicht mehr, denn der gute Charles wurde in Hollywood nur die greise Granate genannt, und auch an Kurt waren die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen.
    Er hatte lange Zeit

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