Quofum
die sich krümmende und kräuselnde Brut mit den Füßen zu zerquetschen. Doch bei einem derartigen Versuch zeigte ihnen Tellenberg, wie ineffizient dieser Ansatz war: Die fragliche Larve wich seinem herabkommenden Stiefel aus und wickelte sich mit erschreckender Geschwindigkeit um seinen Knöchel. Zum zweiten Mal an diesem Abend wurden Valnadirebs geschickte Finger benötigt, um eine sich zusammenziehende Larve von den empfindlicheren Gliedmaßen eines seiner Kollegen zu befreien. Danach gingen sie kein Risiko mehr ein. Sie stellten sich Rücken an Rücken und nutzten die Strahlenwaffen, die sie aus ihrem Gepäck geholt hatten. Selbst bei der niedrigsten Einstellung konnten sie damit jeden der lästigen, spinnwebdünnen Eindringlinge rösten.
Sie entspannten sich nicht und ließen auch in ihrer Wachsamkeit nicht nach, als es längst so aussah, als wäre das letzte Mitglied der parasitären Wolke an ihnen vorbeigezogen. Tellenberg stellte fest, dass er unnötig oft schlucken musste. Ihm ging das Bild nicht aus dem Kopf, wie sich eine dieser Kreaturen langsam und leise in seinem Nacken niederlassen könnte. Dies war eine Spezies, bei der tote Exemplare für Studienzwecke ausreichen mussten, und das nicht etwa, weil sie kein lebendiges fangen konnten, sondern weil sie sich freiwillig und einstimmig dagegen entschieden hatten. Selbst mit Valnadirebs Hilfe war der Umgang mit den lebhaften Larven einfach zu gefährlich.
Als die Gleiter vorübergeschwebt waren, erklangen auf einmal furchtbare Geräusche aus dem Wald. Zuerst hörten sie nur eines oder zwei, doch als immer mehr Larven auf dem Boden landeten und Wirte fanden, erhoben sich die Schreie und das Kreischen der Organismen, die erfolgreich von den Parasiten heimgesucht wurden, zu einem schrecklichen Getöse, das den vertrauten Lärm der sonst gesunden Waldbewohner übertönte. Nach einer Weile verstummten sie schließlich wieder. Etwa eine Viertelstunde lang blieb der Alien-Wald schließlich entnervend still. Dann erklangen nach und nach wieder die vertrauten nächtlichen Töne, bis an beiden Seiten des Flusses erneut das Meckern und Heulen von Abertausenden unbekannter Kreaturen ertönte, die dem geisterhaften Samenregen entronnen waren.
N'kosi saß auf einer Bank und studierte die Larve, die auf dem Boot gelandet war - oder vielmehr auf ihm. Von dem hilfsbereiten Valnadireb entzweigerissen, lag sie ausgestreckt und unbeweglich zwischen seinen Händen, zwei dünne Stränge dumpf glitzernden protoplasmischen Garns.
»Was ist wohl die nächste Stufe?« Haviti griff nach unten und ließ neugierig einen Finger über den mittleren Teil des leblosen Jungtiers gleiten. Tot schützte es sich auch nicht mehr durch absondern einer ätzenden Flüssigkeit.
Ein Nichtwissenschaftler hätte sich abgewandt oder die schmale Leiche unbehaglich beäugt. Aber obwohl er angegriffen worden war, kannte N'kosis Neugier keine Grenzen. »Vielleicht gräbt sie sich ein und frisst, sobald sie sich auf dem Wirt festgesetzt hat.«
»Wir haben ja gesehen, wie schnell und kraftvoll sie sich zusammenzieht.« Haviti streckte sich. »Möglicherweise gräbt sich das ganze Tier ein, so wie ein Attentäter einen Klavierdraht benutzt.«
Tellenberg starrte sie mit offenem Mund an. »Was wissen Sie denn über Attentäter und Klavierdrähte?«
Sie lächelte ihn an. »Wenn ich mich in meiner Freizeit entspanne, sehe ich mir viele dieser billigen 3-D-Produktionen an. Man kann ja im Leben nicht nur wissenschaftliche Papiere in sich aufnehmen, verstehen Sie?«
Er hätte gern noch einen witzigen Spruch angebracht, doch das kam ihm in der Gesellschaft der anderen komisch vor. Stattdessen erhob er sich. »Tja, wir haben zwar keine lebenden Exemplare, aber jede Menge geröstete.« Mit diesen Worten begann er, Valnadireb dabei zu helfen, die toten Larven vom Deck aufzusammeln. Jene, die von den Strahlern zu stark verbrannt worden waren, warfen sie zur großen Freude des Schwarms von Wasserraubtieren, der dem Boot folgte, über Bord.
Beinahe beiläufig bemerkte er, dass zu ihnen auch eine Art schwimmende Pflanze mit mehreren Mundöffnungen gehörte. Er schüttelte den Kopf. Die Vielfalt der Lebensformen auf dieser Welt wurde nur von dem Mysterium um ihre Herkunft übertroffen.
Obwohl sie vorgaben, sich wissenschaftlichen Zwecken hinzugeben, hatte der Hagel aus parasitären Larven alle Teammitglieder derart durcheinandergebracht, dass sie sich entschlossen, unabhängig von den automatischen
Weitere Kostenlose Bücher