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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die bis zum Neckar reichten, also unter den heutigen Kliniken hinweg.«
    »Wahnsinn«, kommentierte ich seine Erzählung. »Da schien es damals in den Katakomben ziemlich abzugehen.«
    »Nicht nur das, die Anzahl der Todesopfer war entsprechend. Zu der Zeit konnte man sich vieles nicht erklären. Man hat die Todesfälle einfach hingenommen.«
    Die Geschichte und das umgebende Ambiente ließen mich erschaudern. »Können wir wieder hochgehen? Irgendwie habe ich ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Weiß jemand, dass wir hier unten sind?«
    Ferdinand winkte belustigt ab. »Ach woher, mir passiert hier unten nie etwas. Gehen wir halt hoch, ich zeig dir noch das Labor.«
    Wir mussten wieder durch die Senke hindurch. Schlau wie ich war, holte ich vor meinem Abstieg zwei gepresste Lungenflügel voll sauerstoffhaltiger Luft und rannte so schnell ich konnte, bis ich notgedrungen wieder ausatmen musste. Immerhin wurde es mir durch diesen Trick nur leicht schwindlig. Ferdinand ging ganz normal durch die Senke und lachte sich dabei schlapp. Ich vermutete, dass mein Freund andere Wege einschlug, denn wir kamen in einem Nebengebäude des Sudhauses wieder ans Tageslicht. Ich folgte Ferdinand über den Hof und erschrak höllisch, als hinter mir etwas auf den nassen Boden klatschte. Als ich mich herumwarf, sah ich einen Mann vor mir liegen, der offensichtlich von einem der hohen Gärtanks heruntergesprungen war.

2 Keiner war’s gewesen
    Der Tote sah nicht sehr appetitlich aus. Seltsamerweise schien seine Brille, die auf den deformierten Resten des Kopfes lag, intakt zu sein. Aber die Frage nach dem Optiker hielt ich zum einen nicht für besonders pietätvoll, zum anderen war niemand da, der mir diese Frage hätte beantworten können. Sein Alter war anhand der verbliebenen körperlichen Hülle schwer zu schätzen. Aufgrund der Turnschuhe, Jeans und dem Sweatshirt war ich von einem jüngeren Semester überzeugt.
    »Mein Gott, das ist ja der Fritzl!«, rief Ferdinand, als er ihn erkannte. Zwei Gabelstaplerfahrer kamen zeitgleich angefahren, während der eine aufgeregt schrie und nach oben zeigte. »Ich habe ihn von dort oben runterspringen sehen. Das gibt’s doch nicht!«
    Der zweite Fahrer kam hinzu und übergab sich schwungvoll beim Anblick der Leiche.
    »Ich habe einen Notarzt gerufen«, meldete er, nachdem er sich den Mund mit seinem Ärmel abgewischt hatte.
    Notarzt?, dachte ich. Der wird nicht mehr viel ausrichten können. Ich sah nach oben in schwindelerregende Höhen. Wer da runtersprang, hatte sein letztes Bier bereits getrunken.
    Als Polizeibeamter war mir zwar klar, was man in so einem Fall unternehmen musste, doch hier zögerte ich. Durfte ich mich als quasi ausländischer Beamter überhaupt einmischen? Eigentlich war ich in dem Fall nicht mehr als ein Knallzeuge. Ein Knallzeuge war jemand, der beispielsweise einen Unfall gehört, aber nicht direkt miterlebt hat. Erst durch eigene geistige Kombination kam bei solchen Zeugen der Eindruck zustande, dass sie den Unfall direkt gesehen hatten. In Wirklichkeit hatten sie nur einen Knall gehört, und das eigentliche Geschehen, das vorher passiert war, waren zusammengesponnene Mutmaßungen. Solche Knallzeugen konnten einem Polizisten die Arbeit ganz schön schwer machen. Am liebsten hätte ich mich deshalb im Hintergrund gehalten und mich später als ganz normaler Knallzeuge gemeldet. Doch dies war mir nicht vergönnt. Der Braumeister kam aus dem Sudhaus gerannt.
    Er erstarrte beim Anblick des Toten. Der Zeuge des Sprungs nahm Panscher am Arm und zeigte ihm die Stelle, wo seiner Meinung nach der Fritzl heruntergesprungen war.
    »Warum war er überhaupt da oben?«, fragte der Braumeister nach ein paar gedankenvollen Sekunden mehr sich selbst. »Er hatte dort überhaupt nichts zu tun.«
    »Wer ist dieser Fritzl überhaupt?« Diese Frage kam von mir.
    Panscher schaute mich überrascht an, doch schließlich erkannte er mich als Freund von Ferdi. »Fritz Klein ist mein Mitarbeiter im Braubereich.« Er schüttelte heftig seinen Kopf, als könne er den Tod seines Kollegen immer noch nicht wahrhaben.
    »Fritzl nannten wir ihn wegen seines Nachnamens«, klärte mich Ferdinand auf. Dann wandte er sich an den Braumeister. »Michael, der Fritzl muss da freiwillig runtergesprungen sein. Es muss sich um einen Freitod handeln. Niemand gibt dir irgendeine Schuld.«
    Tränen schossen Panscher in die Augen. »Doch, ich bin schuld. Wenn ich die Zeichen richtig gedeutet hätte, wäre das

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