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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Hjaertleif Twornssohn, und er war der jüngste Enkel des alten Tworn, dessen ältester Sohn ebenfalls Tworn geheißen hatte und zur Unterscheidung von seinem Vater zeitlebens als »der junge Tworn« bekannt gewesen war. Im letzten Jahr war das Schiff des jungen Tworn allerdings auf dem Rückweg von einer erfolglosen Seemammutjagd in einen furchtbaren Sturm geraten. Bei der Einfahrt in die Bucht von Winterborg war es mit Mann und Maus gesunken. Der Orkan hatte es förmlich zerrissen, nachdem die Mannschaft zuvor über einen ganzen Tag und eine Nacht gegen die Mächte des Windes angekämpft hatte. Später hatte man nur Bruchstücke gefunden, die an Land gespült worden waren.
    Rajin verbarg sich in der Nische, die zum Eingang eines Kesselhauses gehörte, wo das giftige Blut aus dem Fleisch der Seemammuts gekocht wurde. Der Schatten verbarg ihn, während Hjaertleif Twornssohn an ihm vorbeiging.
    Innerhalb des Orts patrouillierten nur wenige Posten, und die Pferche mit den Riesenschneeratten zu bewachen, wäre niemandem eingefallen. Die Tiere waren schlau genug, um nicht davonzulaufen, schließlich wussten sie die regelmäßige Fütterung zu schätzen. Und Schneerattendiebe gab es in Winterborg nicht. Der Ort war einfach zu klein, und da die Riesenschneeratten ohnehin Allgemeineigentum waren, hätte der Dieb auch sich selbst bestohlen.
    Anders war es beim Seemammutkadaver. Dort waren die Wachen seit dem Überfall der Wassermenschen verstärkt worden, denn niemand konnte ausschließen, dass der Verrätergott Whytnyr seinen Kreaturen einen erneuten Angriff einflüsterte. Die Angst saß tief, so kurz nach dem schrecklichen Überfall, der so vielen Kriegern das Leben gekostet hatte.
    Rajin wartete ab, bis Hjaertleif die nächste Ecke erreichte. Dort drehte sich der Enkel des alten Tworn noch einmal um und blickte direkt in Rajins Richtung.
    Rajin hielt den Atem an.
    Er kann dich sehen!, durchfuhr es ihn. Offenbar hatte irgendetwas Hjaertleif Twornssohn Verdacht schöpfen lassen.
    Augenblicke lang herrschte beinahe vollkommene Stille. Nur der leichte Wellenschlag der Brandung war zu hören. Dann durchbrach der Schrei einer Eismöwe diese Stille.
    Hjaertleif drehte sich um und setzte seinen Patrouillengang fort, ohne noch einmal in Rajins Richtung zu blicken.
    Rajin kannte den Weg, den Hjaertleif nehmen würde. Auch er war schon oft genug zur Nachtwache eingeteilt gewesen.
    Wenig später erreichte Rajin die Pferche der Riesenschneeratten. Die zotteligen Tiere schliefen friedlich. Manche ließen einen gurrenden Laut hören, der an ein menschliches Schnarchen erinnerte.
    Rajin suchte sich eines der Tiere aus und weckte es mit einem Schnipsen der Finger in unmittelbarer Nähe des Rattenohrs. In einem benachbarten Verschlag aus Seemammutknochen und Seemammuthaut lagerten die Sättel und Geschirre. Ein vom Kapitänsrat ernannter Mann hatte die Aufgabe, für die Tiere zu sorgen, und bekam dafür einen fest bemessenen Anteil an der Beute jedes Winterborger Schiffs. Doch da dieses Amt gegenwärtig von einem ehemaligen Gefolgsmann Wulfgars bekleidet wurde, kam es laufend zu Streitigkeiten, denn insbesondere der Wilde Aeriggr und seine Sippe fühlten sich ständig bei der Zuweisung von Reittieren benachteiligt.
    Gonjar hieß der Marschall, wie man dieses Amt seit einiger Zeit nannte. Rajin hatte manchmal den Eindruck gehabt, dass um die Besetzung des Marschallamts sogar noch härter gerungen wurde als um die Position eines Ältesten im Kapitänsrat.
    Aber während frühere Marschälle oft im Schuppen für das Sattel- und Zaumzeug geschlafen hatten, wohnte Gonjar mit seiner Frau in einer Hütte am anderen Ende Winterborgs. So hatte Rajin auch von dieser Seite nichts zu befürchten.
    Die Riesenschneeratte war schnell gesattelt. Rajin hatte Übung darin. Oft genug war er zusammen mit Wulfgar und seinen Männern zum Heiligtum des Fjendur geritten, um die Schwerter und Äxte der Sippe mit jenem Zauber zu versehen, der den Wassermenschen den Tod brachte.
    Rajin wollte gerade die gesattelte Riesenschneeratte aus dem Gatter des Pferches führen, da sah er im Licht der Monde die Gestalt eines Seemannenkriegers. Doch obgleich das Licht des Augenmondes den Krieger voll erfasste, blieb sein Gesicht nichts weiter als ein schwarzer Fleck im Schatten einer Kapuze.
    „Wolltest du dich tatsächlich ohne mich davonmachen?", fragte eine sonore Stimme.
    „Bratlor!", entfuhr es Rajin.
    Der Sternenseher schlug die Kapuze zurück und blieb dicht vor ihm

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