Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
Und dabei wohnen wir doch praktisch …“
„Auf der anderen Straßenseite, ich weiß“, ergänzte Mary. „Mein Vater hatte indianische Hilfsarbeiter.“
„Er muss eine große Ranch bewirtschaften.“
„Musste. Sie schrumpft gerade.“
Verlegen wandte Sally den Blick ab. „Das tut mir …“
„Sag nicht, dass es dir leidtut, Sally“, unterbrach Mary sie energisch. „Das ist bei mir völlig überflüssig. Du weißt, wie sehr ich deine Arbeit hier schätze.“
„Auch wenn sie deinem Vater schadet?“
„Dem kann sowieso nichts etwas anhaben. Er ist unverwüstlich. Und wozu braucht er schon so viel Land?“ Nachdenklich betrachtete Mary die Bewerbung in Sallys Hand. „Logan hat mir bisher kaum etwas über seine Söhne erzählt. Aber wenn Ethan qualifiziert genug ist, ist es doch egal, was Logan dazu sagt, oder? Du brauchst schließlich mehr Teilnehmer.“
Sally blätterte eine Seite um. „Was hier steht, klingt echt interessant. Ethan scheint ein richtiger Bad Boy zu sein. Oder ist es zumindest mal gewesen.“ Auf dem Computerbildschirm verblasste gerade das letzte Tipi-Foto und wich einem von Logan und Adobe, die einander gegenüberstanden. „Leider bin ich Logan noch einen Gefallen schuldig“, fügte Sally hinzu.
„Warum fragst du ihn nicht einfach selbst?“ Mary betrachtete das Foto. Sie hatte neben Logan gestanden, als sie es geknipst hatte. Im Vordergrund sah man sein wie gemeißeltes Profil, im Hintergrund das Pferd.
„Wen soll ich fragen?“
„Na, Logan. Er ist gerade draußen bei Hank.“
„Was? Logan ist auch da?“ Lachend verschränkte Sally die Hände hinterm Kopf. „Hm, das wird interessant. Mindestens so interessant wie sein Sohn.“
Hank belud gerade seinen Wagen mit Werkzeug, als Logan auf ihn zuging. Neben ihm stand ein Mann, dessen Hut Logan nur allzu bekannt vorkam. Es war nämlich der Hut, den er vor einigen Jahren seinem jüngsten Sohn geschenkt hatte. Er erkannte ihn an der zerknautschten Krempe und der kaputten Spitze. Mann, wenn der Hut reden könnte.
Groß gewachsen und wie ein American-Football-Spieler gebaut, sah Logans Sohn seinem Adoptivvater nicht besonders ähnlich. Seiner Mutter aber auch nicht. Er war ein absolutes Individuum.
Hank entfernte sich diskret, als Vater und Sohn aufeinandertrafen.
„Hallo, Ethan.“
„Logan?“
„Du scheinst nicht überrascht zu sein, mich zu sehen.“
„Du aber auch nicht.“ Ethan lächelte frostig, während er seinem Vater die Hand gab. „Zwanzigtausend Dollar sind eine Menge Geld.“
„Allerdings. Und zwei Jahre sind eine lange Zeit.“ Lass es gut sein, Logan. Schüttle ihm die Hand und halt einfach die Klappe.
„Ich hatte viel um die Ohren. Seit meiner Entlassung arbeite ich für ein Reha-Programm.“
„Wie lange nimmst du schon daran teil?“
„Ich habe doch gerade gesagt, dass ich arbeite . Und zwar mit Pferden, genauso wie du.“
Logan nickte und musterte die abgeschabten Stiefelspitzen seines Sohns. „Tut dir bestimmt gut, Ethan. Dann willst du also auch am Wettbewerb teilnehmen?“
„Zumindest spiele ich mit dem Gedanken. Ich habe schon mal die Formulare ausgefüllt.“
„Hast du Trace in der letzten Zeit gesprochen?“
„Vor einer Woche. Er war derjenige, der mir von dem Wettkampf erzählt hat. Es scheint ihm ganz gut zu gehen.“
Logan ließ den Blick zu den Hügeln in der Ferne schweifen. Trace war ein guter Junge. Er besuchte Logan zwar nicht oft, hielt ihn jedoch regelmäßig auf dem Laufenden. Und als Rodeo Cowboy verdiente er gutes Geld. Aber jetzt ging es um Ethan.
„Wer ist das?“, fragte sein Sohn plötzlich und sah an Logans Schulter vorbei. „Sie scheint jemanden zu suchen. Offenbar dich.“
Logan seufzte ungeduldig auf. Er hätte gern mehr Zeit gehabt, um bei seinem Sohn das Eis zu brechen.
„Mary, das ist mein Sohn Ethan“, stellte er ihn vor, als Mary bei ihnen angekommen war. Die beiden schüttelten einander die Hand. „Mary und ich bereiten uns zusammen auf den Wettbewerb vor“, erklärte er Ethan. „Sie reitet das Pferd, und ich mache den Rest.“
„Er ist nicht immer so bescheiden“, sagte Ethan, der seinen ganzen Charme spielen ließ. Logan war froh zu sehen, dass er in dieser Hinsicht noch ganz der Alte war. „Sie haben sich mit dem Richtigen zusammengetan, Mary.“
Mary zog ihre Baseballkappe tiefer, um sich vor der Sonne zu schützen. „Er hat Ihnen doch bestimmt alles beigebracht, was er weiß, oder?“
„Nicht ganz.“ Logan unterdrückte den
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