Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
Straßenseite aufgewachsen bin“, fügte sie lächelnd hinzu.
„Zwanzig Meilen Distanz und ein paar Jahre Altersunterschied.“ Logan legte die Hand ans Ohr. „Kannst du mich denn jetzt hören?“
Sie lachte. „Laut und deutlich.“
Bei ihrem Anblick hatte Logan plötzlich auch das Gefühl, sich verändert zu haben. Oh ja, er fühlte sich deutlich anders als noch vor einer Woche.
6. KAPITEL
„Hey, Sally!“, rief Mary, als sie das Drexler-Haus durch den Hintereingang betrat und eine gefleckte Katze an ihr vorbei durch die Tür huschte. „Darf die Katze raus?“
„Nur, wenn du etwas gegen Vögel hast“, kam Sallys Antwort aus der Küche.
„Komm zurück, Mieze!“ Zu spät. Die Katze war bereits im Gras auf der Pirsch. „Aber fang keine Feldlerchen!“, rief Mary hinter ihr her, bevor sie die Fliegengittertür schloss.
In der Küche winkte sie Sally zur Begrüßung mit ihrer Digitalkamera zu. „Ich habe ein paar Fotos vom Lager gemacht. Können wir sie auf deinem Computer herunterladen? Vielleicht kannst du ja ein paar davon für den Kalender gebrauchen.“
„Kaffee?“
„Gern. Und ich hätte gern einen dieser Muffins dazu, es sei denn, sie sind schon vergeben.“ Mary nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und zog eine Serviette aus der Holzbox, die Sally in der achten Klasse beim Werkunterricht gemacht hatte. Mary hatte genauso eine. Sie hatte sie ihrer Mutter geschenkt, aber seit Jahren nicht gesehen. Vermutlich hatte Audrey sie irgendwo versteckt. Sie warf nie etwas weg, aber sobald etwas das Missfallen ihres Mannes erregte, verschwand es sofort aus dem Gesichtsfeld.
„Nimm doch gleich zwei. Sie sind ziemlich klein.“ Hinkend führte Sally ihre Freundin ins Arbeitszimmer. „Du musst mir alles erzählen, was seit unserer letzten Begegnung passiert ist, während die Fotos heruntergeladen werden.“ Sie lächelte. „Der Name Adobe gefällt mir übrigens. Habt ihr tatsächlich schon mit seiner Ausbildung angefangen?“
Sie schloss die Kamera an ihrem PC an. „Ich wusste sofort, dass ihr euch gut verstehen würdet. Nicht dass ich Logan besonders gut kenne, aber ich konnte mir einfach nicht … Oh, die sind ja richtig gut geworden!“, unterbrach sie sich begeistert und rollte mit dem Stuhl dichter an den Bildschirm heran. „Super Fotos. Darf ich sie verwenden?“
„Deswegen bin ich ja hier. Ich habe die Kamera erst vor zwei Monaten gekauft und bin immer noch in der Übungsphase. Sind sie wirklich gut?“ Mary schob sich einen Stuhl an den Schreibtisch heran und betrachtete die Diashow, die das Tipi aus jedem Blickwinkel zeigte: groß und zeitlos vor dem Horizont, vor dem Hintergrund des Morgen- und Abendhimmels und so weiter. Danach folgten Fotos des in der Sonne glitzernden Bachs und des lehmfarbenen Mustangs – der Hauptattraktion. Stimmt, die Fotos waren gut. Verdammt gut sogar.
„Es ist wunderschön da draußen“, schwärmte Mary. „Als würde man eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. So friedlich. Ich würde am liebsten eine Weile dort leben, um den Frieden und die Stille so richtig genießen zu können. Einfach mal die Zeit vergessen und mich ganz auf meine Sinne konzentrieren.“ Sie legte eine Hand auf Sallys schmale Schulter. „Klingt ganz schön esoterisch für jemanden aus South Dakota, oder?“
„Keine Ahnung. Auf jeden Fall klingt es nach Lakota.“ Sally drehte sich zu ihrer Freundin um und sah sie mit leuchtenden Augen an. „Weißt du was? Ich glaube, ich werde demnächst heiraten!“
„Echt?“
„Ja, Hank und ich reden immer öfter darüber.“ Sally wurde unvermittelt ernst und verdrehte seufzend die Augen. „Allerdings weiß ich nicht, ob es ihm gegenüber fair wäre. In den letzten Monaten hatte ich eine tolle Phase, aber inzwischen hat die Krankheit meine Nerven schon wieder im Griff. Vorgestern Abend bin ich einfach so in die Knie gegangen. Hank hat daraufhin gesagt, dass es höchste Zeit wird, ihm einen Heiratsantrag zu machen.“
„Ich finde ihn sehr sympathisch.“
„Ich weiß. Es wäre ein großer Fehler von mir, ihn gehen zu lassen.“ Sally lehnte den Kopf gegen die Rückenlehne. „Aber sollten wir nicht noch warten? Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich weiß, worauf er sich einlässt.“
„Was spielt das schon für eine Rolle, Sally? Er ist ein guter Mann, und er liebt dich.“
„Ach, komm schon, das klingt ja so nach Hollywoodkitsch!“ Sallys Gesicht hellte sich wieder auf. „Aber Hank macht mich sehr glücklich, und ich habe
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