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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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selbst nahm sein Schwert und versperrte den Eingang in die Gräberallee vor ihren Verfolgern.
    Ohne zu zögern und mit einem wilden Schrei stürzte sich Geneva auf ihn. Die Wut verlieh ihr neue Kraft, und sie drängte Valerius zurück zwischen die Pharaonengräber. Ihre Schwerter schlugen Funken, wenn sie die steinernen Wände zu ihren Seiten streiften, aber Valerius hielt mit der Kraft der Verzweiflung stand, sodass Hermann Falter und Lara gezwungen waren, vor der Egyptian Avenue innezuhalten, während Ma’Haraz mit Roland Winter Zeit genug hatte, um zu verschwinden.
    Â»Dann muss es wohl sein«, sagte Hermann Falter und zog einen Revolver. Er war größer als derjenige, den er in Rubens Villa bei sich gehabt hatte, und Lara erkannte auf den ersten Blick, dass es sich um eine besondere Waffe handelte. Der Griff war groß und aus Sandelholz, und der Lauf glänzte wie Chrom.
    Falter zielte auf die beiden Kämpfenden.
    Â»Halt, was machen Sie denn da!«, rief Lara und riss seinen Arm herunter. Doch Falter stieß sie fort.
    Â»Vertrauen Sie mir!«, sagte er und drückte ab.
    Der Knall war ohrenbetäubend und hinterließ eine verdächtige Stille.
    Valerius sackte auf dem durchweichten Boden der Avenue zusammen mit vor Schreck aufgerissenen Augen.
    Â»Das war die allerletzte Kugel«, sagte Falter. »Die letzte todsichere Kugel der Welt.«
    Dann warf er Lara den Revolver zu und rannte zusammen mit Geneva die Avenue entlang, in der Hoffnung, Ma’Haraz doch noch einzuholen.
    Â»Was ist das?«, fragte hinter ihr Tom gehetzt, bevor er zu Valerius sprintete, nur um festzustellen, dass nichts mehr zu machen war.
    Lara drehte stumm die Waffe in ihrer Hand und las im Griff eingebrannt den Namen seines früheren Besitzers: Samuel Colt .
    Â»Oh«, staunte Marcion, der ebenfalls neben Lara aufgetaucht war. »Ein echter Colt’scher Revolver. Einer, den Mr Colt noch selbst gebaut hat. Eine Rarität. Angeblich treffen die ihr Ziel immer – natürlich nur mit original Colt’schen Kugeln.«
    Er nahm Lara die Pistole aus den nassen Händen und klappte die Patronentrommel auf, nur um festzustellen, dass lediglich die leeren Hülsen der Patronen darin übrig waren.
    Â»Aber der hat nun wohl auch ausgedient«, stellte er nüchtern fest und reichte Lara die Waffe wieder. Sie lehnte ab, und so verschwand der Revolver in einer großen Innentasche von Marcions Flickenmantel.
    Tom griff Valerius unter die Arme und hievte ihn hoch, um ihn im Circle of Lebanon neben den toten Baltasar Quibbes zu legen.
    Â»Wir müssen bald fort«, meinte er. »Sonst bekommen wir noch Probleme.«
    Dann ging er stumm auf die Knie und starrte neben Baltasar Quibbes ins Leere.
    Niemand hätte in diesem Moment sagen können, ob das, was an Tom Truskas Gesicht hinunterlief, tatsächlich nur der Regen war. Niemand, außer Tom allein.

    â€“ Szenenwechsel.
    Verzweiflung ist vielleicht der größte Feind jedes Menschen. Man verzweifelt aus Sorge. Aus Sorge um die Freunde, aus Sorge um die Welt, aus Sorge um sich selbst.
    Doch Sorgen sind nur allzu menschlich. Und manchmal bringt Menschlichkeit die seltsamsten Früchte hervor, und das Schicksal zieht doch noch ein Ass aus dem Ärmel.
    Â»Haben Sie einen Schlüssel nach London?«, fragte der Rabe den Bibliothekar, nachdem er etwas ungeschickt auf dessen Schreibtisch gelandet war.
    Lee riss erstaunt die Augen auf. Der Rabe ließ einen Flügel etwas hängen, während er nach dem Schlüssel fragte.
    Â»Dexter!«, rief Lee. »Was um alles in der Welt tust du hier? Du bist verletzt!«
    Â»Krah«, machte der Rabe. »Und du bist vorlaut.«
    Lee grunzte.
    Die Tür hatte sich gerade hinter Tom geschlossen, der ihn nicht hatte mitnehmen wollen. Dabei konnte jede helfende Hand so nützlich sein, wenn man sich tatsächlich in Gefahr begab. Dass Tom ihn vielleicht nur aus der Schusslinie haben wollte, war für Lee ein zu absurder Gedanke.
    Christopher Davenport schüttelte entsetzt den Kopf, die Augen geweitet und auf den Raben gerichtet, der es doch tatsächlich wagte, sich zwischen seinen Büchern herumzutreiben. »Bloß … bloß nach Tooting.«
    Â»Krah, das muss reichen. Geben Sie ihn dem Jungen!«, forderte der schwarze Vogel ihn auf.
    Jetzt erwachte Christopher Davenport aus seiner Lethargie.
    Â»Wieso?«
    Â»Fragen Sie nicht so dumm!

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