Rolf Torring 035 - Kampf um Macht
Rolf Torring
035
Kampf um Macht
1. Kapitel. Kämpfe im Walde.
Ich sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um einem mächtigen Speer auszuweichen, der zischend dicht neben meinem Hals vorbeifuhr und tief in den Stamm einer mächtigen Ölpalme eindrang.
Der riesige Neger, der ihn geschleudert hatte, sprang jetzt unter wildem Wutgeheul mit geschwungenem Messer auf mich zu, da krachte neben mir Rolfs Pistole, der Schwarze machte einen hohen Satz und schlug dann schwer nieder.
Ich nickte Rolf zu, dann mußten wir weiter durch die nächsten Büsche brechen, denn immer mehr schwarze Gestalten brachen drüben aus dem Dickicht am Rand der kleinen Lichtung.
Kubang, der Neffe unseres Pongo, drang mit uns durch das dichte Gebüsch. Hier war es uns aber völlig unmöglich, uns zu verteidigen, wir mußten weiter, um einen freien Platz zu erreichen.
Während ich mit entsicherten Pistolen aufpaßte, daß uns kein feindlicher Neger folgte, schlugen Rolf und Kubang mit ihren Messern wie die Rasenden die nächsten Zweige der dichten Büsche ab. Langsam kamen wir so vorwärts, oft zuckten meine Waffen hoch, wenn ich ein verdächtiges Knacken in den Büschen hörte, doch rätselhafterweise schienen die Schwarzen gar nicht an Verfolgung zu denken.
Sie befanden sich jetzt auf der kleinen Blöße, an deren Rand der riesige Tote mit dem Messer im Rücken lag. Der Angriff des feindlichen Teiles der Bevölkerung aus Pongos Dorf war so plötzlich erfolgt, daß wir uns nicht hatten überzeugen können, ob dieser hinterrücks Ermordete wirklich unser treuer Begleiter, unser aufrichtiger Freund war, aber es stand zu befürchten, denn er hatte sich ja allein aufgemacht, um seinen Vetter Kanda, der hinterlistig die Macht des Stammes an sich gerissen hatte, abzufangen und zu bestrafen. Und dabei war er offenbar den Kreaturen des neuen Häuptlings zum Opfer gefallen.
Immer wieder mußte ich daran denken, während ich noch gezwungen war, zur Erhaltung des eigenen Lebens scharf aufzupassen. Ein wildes Geschrei tönte jetzt von der Blöße, nun hatten sie wohl den Körper unseres Freundes entdeckt und gaben ihrer Freude über seinen Tod Ausdruck.
Rolf hielt plötzlich in seiner Arbeit inne und gab auch dem jungen Neger Kubang einen Wink, dasselbe zu tun, dann lauschten beide kurze Zeit auf das Geschrei und schließlich sagte Rolf verwundert:
„Hans, das hört sich doch gar nicht wie Freudengeschrei an. Und das wäre doch zu erwarten, wenn der Tote auf der Lichtung wirklich unser Pongo wäre. Auch gibt mir der Schrei zu denken, den wir vorhin gehört haben. Ein richtiger Gorilla hätte doch noch kräftiger gebrüllt, — sollte unser Pongo doch noch am Leben sein und dieser Tote auf der Lichtung vielleicht nur dieselbe Figur haben?" —
»Rolf," rief ich da in plötzlichem Gedanken, „vielleicht dachten die feindlichen Neger, daß Pongo ermordet sei. Deshalb ihr Schrecken, als der Schrei erscholl, und ihre sonst doch rätselhafte Flucht in den Wald. Und jetzt haben sie vielleicht entdeckt, daß ein anderer dem Mordstahl zum Opfer gefallen ist!"
„Herrgott, ja, das könnte sein," stimmte mein Freund zu, „komm, wir wollen uns vorschleichen und auf die Lichtung blicken. Vielleicht können wir jetzt erkennen, wer der Tote ist, wenn sie ihn forttragen."
Behutsam schlichen wir wieder vor und lugten durch die von uns gebrochene Lücke im Buschwerk auf die kleine Blöße. Doch leider kamen wir schon zu spät, denn drüben verschwanden gerade die Neger mit dem Toten, den zwei kräftige Männer mit sich trugen.
„Schade," meinte Rolf mißmutig, „wir hätten etwas früher kehrt machen sollen, aber wir wollen ihnen jetzt auf den Fersen bleiben, denn anscheinend ziehen sie sich jetzt aufs Dorf zurück. Kommt schnell."
Doch man soll nie zu hastig und unvorsichtig sein, das merkten wir im gleichen Augenblick, als wir schnell aus den schützenden Büschen heraustraten, denn da knackten drüben die Büsche an verschiedenen Stellen, und fünf Pfeile flogen haarscharf an uns vorbei.
Sofort feuerten wir aus unseren Pistolen auf die Stellen, an denen sich die Zweige bewegt hatten, und zwei Aufschreie bewiesen, daß wir gut getroffen hatten. Doch durften wir es auf keinen Fall wagen, in das Dickicht einzudringen, denn es konnten ja noch mehr Feinde dort versteckt sein.
Sofort sprang Rolf nach rechts über die Blöße und verschwand in dem schmalen Buschstreifen, der die Lichtung von dem auf Pongos Dorf führenden Pfad trennte.
Wir eilten ihm
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