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Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Titel: Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Heikki zu Elina, »Karl XII ., der hatte deutsche Söldner in seinem Heer. Nach dem Krieg durften die nicht in ihr Heimatland zurückkehren, sie hatten doch gegen ihre Landsleute gekämpft, deshalb blieben sie hier und machten, was sie gut konnten.«
    »Wurden Henker«, sagt Johan Albin. »Und Vögte. Und ihre Söhne wurden Henker und Vögte. Und deren Söhne … na jedenfalls, diese Elf- und Zwölfjährigen. Die waren ja nur Lappenmädchen. Mit denen konnte man sich vergnügen. Aber wenn sie schwanger wurden, waren sie körperlich noch nicht reif, ein Kind zu gebären. Und mein Vater wurde hinzugerufen. Zwei Mädchen konnte er nicht retten. Sie starben im Kindbett. Und nach der zweiten …«
    Sie sind beim Haus von Elina und Flisan angekommen. Elina bittet die Männer mit hinauf. Sie müssen ja doch für die Schlafgänger kochen. Es wird auch für zwei mehr reichen. Das ist das Mindeste, was sie tun kann.
    Flisan kommt kurz nach ihnen nach Hause. Sie hat einen Eimer mit Fisch bei sich. Zum Essen soll es Quappe in weißer Soße geben.
    Sie erzählen ihr, was Elina widerfahren ist. Flisan hört zu, während sie den Fischen die Köpfe abschneidet und sie dann enthäutet und ausnimmt, als ob Obergrubenvogt Fasth vor ihr auf dem Brett läge.
    Dann macht Johan Albin weiter mit seiner Geschichte über den Vogt seiner Kindheit.
    »Als das zweite Mädchen gestorben war, hatte mein Vater genug. Er nahm sich diesen Vogt eines Frühlingsabends vor und kastrierte ihn wie ein Pferd. Schlug ihn zuerst zu Boden. Trieb einige Nägel durch seine Kleider, so dass er an der Stalltür festhing, und legte dann los. Schnitt die Eier auf, stülpte den Sack um und schnitt die Kugel heraus.«
    Er ballt die Faust und kann vorerst nicht weiterreden. Flisan steht mit ihren vom Fischblut verschmierten Händen da und sieht aus, als würde sie ihn am liebsten in den Arm nehmen.
    »Der Vogt hat überlebt. Aber mein Vater wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Nach zweieinhalb Jahren starb er an Schwindsucht. Mutter konnte uns Kinder nicht behalten. Wir waren fünf. Ich war sechs Jahre alt. Wir wurden allesamt zur Armenversteigerung gegeben. Ich landete bei einer finnischen Köhlerfamilie. Aber da hielt ich es nur ein Jahr aus. Dann lief ich weg. Folgte dem Eisenbahnbau. Fing als Nageljunge bei den Schienenlegern an. Lief mit Eimern voll krummer Nägel zu den Schmieden und mit begradigten zurück. Bin nie zur Schule gegangen oder so. Am Ende bin ich dann hier gelandet. Wie gesagt, ich hab was gegen Vögte.«
    Beim Essen sind sie alle bedrückt. Die Armut schleicht durch den Wald, der die Bergwerksstadt umgibt. Bereit, alle aufzufressen, die einen Arm verlieren, einen Mann, ihre Tugend.
    Die Tugend, ja. Elina merkt, wie ihr die Bissen im Mund stecken bleiben. Aber sie lässt sich nichts anmerken. Nicht einmal sich selbst gegenüber.

C ARL VON P OST DREHTE DURCH.
    »Ich dreh hier noch durch«, schrie er Sonja von der Telefonzentrale an.
    Und als er Sonja ein wenig unter Druck setzte, erfuhr er, dass Rebecka sich nicht nur ein Hemd, das Sol-Britts vom Bären zerfleischter Vater am Leib getragen hatte, angeeignet, sondern auch noch Sonja gebeten hatte, die Akte über den Unfall mit Fahrerflucht herauszusuchen, bei dem Sol-Britt Uusitalos Sohn ums Leben gekommen war.
    »Mist, verdammter!«, brüllte er und stürzte hinauf zu Alf Björnfot, der in Rebeckas Büro saß und nach den Verhandlungen des Tages ein Urteil nach dem anderen zu Papier brachte.
    »Die nun wieder«, sagte er mit vor Zorn bebender Stimme. »Diese Rebecka Martinsson. Sie mischt sich in die Ermittlung ein.«
    Alf Björnfot ließ seine Brille auf die Nasenwurzel hinabgleiten und schaute von Post kurz an. Dann schob er sie auf die Stirn zurück und überflog seinen Ausdruck, während von Post eine wortreiche und ziemlich lautstarke Darlegung des Sachverhalts lieferte.
    »Das ist ein Fall für die Personalabteilung der Zentralen Anklagebehörde«, lautete von Posts Abschlussplädoyer. »Sie muss versetzt werden.«
    »Aber wenn ich dich richtig verstehe«, sagte Alf Björnfot gelassen, »dann hat sie sich doch gar nicht in deine Ermittlung eingemischt. Sie sieht sich zwei Unfälle an, und dass da eine Verwandtschaft zu deinem Mordopfer besteht …«
    »Das ist nicht in Ordnung«, keuchte von Post. »Du kannst ihr nicht den Rücken stärken, und das weißt du. Der Generalstaatsanwalt würde …«
    Alf Björnfot hob die Hände zu einer Geste der Resignation.
    »Ich rede mit ihr«,

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