Reich und tot
eingab, leuchtete sofort eine Sicherheitswarnung auf dem Schirm auf. Minuten später rief der diensthabende Superintendent des NCIS Dud Bentham an, über eine sichere Telefonleitung, dringlich. Die Leute vom NCIS, das waren die Supercops.
Wummernde Rotorblätter, über das Gelände schweifende Suchscheinwerfer. Keiner verließ oder betrat das Areal, bis der Job getan war. Alles wurde katalogisiert, eingezogen, abtransportiert. Computer. Unterlagen. Kontenauflistungen. Frachtbriefe. Alle möglichen Datenquellen. Jacobson hatte befürchtet, irgendwann rennen zu müssen, aber beständiges, zielgerichtetes Gehen schien die Losung des Tages. Die Bitte an der Tür wurde höflich vorgebracht. Nachdrücklich, fest, zwingend.
Trayner war nicht der zentrale Kopf, doch seine Verwicklung reichte tief. Seine Unterlagen würden sie weiter in die Sache hineinführen und vielleicht sogar »Midas« vorübergehend außer Kraft setzen. Der Grundgedanke von »Midas« war bestechend einfach, die Umsetzung jedoch höchst kompliziert. Im neuen gemeinsamen, sozialen Europa empörten sich die Regierungen über Handelsbeziehungen mit repressiven Regimen, sie verhängten Exportquoten und verweigerten Ausfuhrgenehmigungen. Gleichzeitig wollten alle Regierungen den ehemaligen Ostblockländern bei der Modernisierung ihrer Wirtschaft helfen. Wie Jacobson es verstand, funktionierte »Midas« wie die ineinander schachtelbaren russischen Matrjoschka-Puppen. Einzelne Fertigungsteile wurden legal quer durch Europa von einer Firma an die nächste geliefert, Bestellungen kombiniert und getrennt, verschleiert und manipuliert, je nach Stadium der Operation. Und wann immer möglich und wie zum Hohn, wurden dabei auch noch E U-Fördergelder und Steuervergünstigungen genutzt, und am Ende bauten sie irgendwo in der Nähe von Sankt Petersburg voll funktionsfähige Militärausrüstung zusammen. Für Diktatoren und Schurkenstaaten. In Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten, im Pazifik und in Südamerika. Und selbst nachdem die russische Mafia ihre Gebühren darauf erhoben hatte, blieb noch reichlich fetter Profit für die Zuliefererkette.
Ja, es war sehr nett, dass man ihn mit dazugebeten hatte, dachte Jacobson und nahm sich ein Glas von dem warmen, aromatischen Punsch. Und wenn es nur deswegen war, live miterleben zu können, wie Geoffrey Trayner gerade festgenommen wurde. Sein Gesicht war weiß vor Zorn, und der falsche schwarze Sergeant-Pepper-Schnauzbart hing ihm schlaff um die Mundwinkel.
Nachbemerkung
Der Gebrauch von Elektroschockknüppeln, Elektroschockpistolen und Taser-Waffen nimmt weltweit zu, genau wie ihre »legalen« und illegalen Produzenten innerhalb der Europäischen Union. Die Auszüge aus dem Material von Amnesty International in Kapitel elf wurden mit AIs freundlicher Zustimmung aufgenommen. Amnesty beobachtet die Entwicklungen und informiert über den aktuellen Stand, siehe dazu auch www.amnesty.org .
Offizielle Überprüfungen des Nationalen Computersystems der britischen Polizei haben wiederholt dessen hohe Fehlerquote aufgedeckt, was regelmäßig Niederschlag in der englischen Presse gefunden hat.
Und last, but not least: Miyamoto Musashi ist eine historische Figur.
Iain McDowall
Informationen zum Buch
Ohne das Einschreiben wäre dem Postboten der grausige Anblick erspart geblieben: In der Einfahrt des Bungalows liegt Jenny Mortimer, 36, der nackte Körper mit Hämatomen übersät. Hat ihr Ehemann sie umgebracht? Am Abend zuvor waren die Gäste auf dem Sommerfest der reichen Trayners unfreiwillig Zeugen geworden, wie er nach einem Streit seine schöne Gattin an den Haaren zum Wagen schleifte und mit aufheulendem Motor davonbrauste. Gus Mortimer ist ein Alpha-Tier und hat sich seinen Weg nach oben hart erkämpft. Mangels stichhaltiger Beweise muss Detective Chief Inspector Jacobson ihn jedoch bald freilassen. Am nächsten Morgen findet man Mortimers Leiche hinter dem Swimmingpool, Hose und Unterhose bis zu den Knien heruntergezogen, die Schenkel mit Blutergüssen übersät, die Nase mehrfach gebrochen. Daneben ein Elektroschocker . . .
Informationen zum Autor
Iain McDowall
, in Kilmarnock, Schottland, geboren, war Universitätsdozent für Philosophie und Computerfachmann, ehe er als Autor von Kriminalromanen hervortrat. Heute lebt er in Worcester, in den englischen Midlands, wo sich auch die fiktive Stadt Crowby befindet, in der seine spannenden Kriminalromane um Detective Chief Inspector Jacobson und Detective Sergeant Kerr
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