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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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uniformierte Kollegen ausgeliehen. Allerdings nur für einen Tag. Sie alle belasteten sein sowieso schon überstrapaziertes Budget mit höchsten Sätzen.
    Um zehn Uhr fünfunddreißig wurde Kevin Holland erneut ins Präsidium gebracht. In den Vernehmungsraum D.   Diesmal wurde er formell auf seine Rechte und die Tatsache hingewiesen, dass er der Polizei jetzt offiziell bei den Ermittlungen half. Er wollte immer noch keinen Anwalt, aber Jacobson setzte sich über ihn hinweg und bestand darauf, dass ein Pflichtverteidiger an der Vernehmung teilnahm. Er kam gleich auf den zentralen Punkt. Es gebe einen Zeugen, der Hollands Lieferwagen sowohl am Sonntag- wie auch am Montagabend in der Nähe von Mortimers Haus gesehen habe. Die Aussage werde durch spurentechnische Ergebnisse untermauert.
    »Kommen Sie, Kevin«, sagte er. »Was genau ist da vorgegangen?«
    Holland sah dem älteren Polizisten in die Augen und warf auch einen Blick zu dem jüngeren hinüber, Kerr oder so. Dann wandte er sich der Anwältin zu, die in ihrem eleganten taubenblauen Geschäftskostüm neben ihm saß. Sie roch so frisch wie eine Plastikblume. Er bat den älteren Polizisten um eine Zigarette und verharrte eine Weile schweigend. Was konnte er Menschen wie diesen erklären, damit sie jemals verstehen, nachvollziehen könnten? Jacobson gab ihm eine B&H, steckte sie an und nahm sich selbst auch eine. Holland starrte noch einen Moment lang auf den Tisch und nahm die Zigarette von einer Hand in die andere, hin und her. Dachte nach.
    »Okay«, sagte er endlich.
    Er erklärte ihnen, dass er tatsächlich am Sonntagabendzu Mortimer gefahren und vom Weg hinter dem Grundstück aus über die Mauer geklettert sei. Er erzählte ihnen vom Wintergarten und davon, dass er das Gefühl gehabt habe, an einem Ort sein zu müssen, der für Jenny und ihn eine besondere Bedeutung gehabt habe. An einem Ort, an den auch ihre Seele fliegen mochte. An diesem Punkt schüttelte er den Kopf: Wie konnten diese abgestorbenen Geister mit ihren Rentenansprüchen, die monatlich ihre adretten Eigenheime abstotterten, das verstehen? Von dem Elektroschockknüppel hinter den Rohren sagte er nichts. Sie verdienten es einfach nicht, alles zu erfahren, was er wusste.
    »Was ist mit Montagabend?«, fragte Jacobson.
    Holland schüttelte entschieden den Kopf.
    »Sonntag war ich da, Montag nicht. Alles, was ich Ihnen über Montag gesagt habe, ist richtig. Ich war bis etwa neun im Bestattungsinstitut. Dann hat Chris mich nach Hause gebracht. Danach bin ich nicht mehr weg.«
    »Warum haben Sie dann vorher gelogen, Kevin?«, fragte Kerr.
    »Um mich nicht verdächtig zu machen.«
    »Und warum sollen wir Ihnen das jetzt glauben?«
    Holland hatte seine Zigarette kaum angerührt. Sie lag qualmend im Aschenbecher. Jetzt schnippte er die Asche ab und nahm einen tiefen Zug.
    »Zunächst mal, weil es wahr ist. Und dann   ... Können Sie das Gegenteil beweisen?«
    Am Ende der Vernehmung fragte Jacobson ihn, ob er mit der Anwältin noch unter vier Augen sprechen wolle. Nein, das wolle er nicht. Nein, danke.
    »Wie Sie meinen«, sagte Jacobson und drückte den Knopf für den Wachhabenden.
    Er hatte darum gebeten, auch Chris Parr und WendyPelham ins Präsidium zu holen. Pelham war bereits im Gebäude, als sie mit Holland fertig waren, aber es dauerte noch eine halbe Stunde, bis sie auch Parr ausfindig machen konnten. Sein unverwechselbarer Krankenwagen wurde schließlich auf dem Weg von Beech Park nach Longtown gesichtet. Sie befragten die beiden getrennt, erst Pelham, dann Parr, und bekamen zunächst nur ein weiteres Mal die alte Geschichte zu hören: Sie hätten Sonntagabend bis in die frühen Morgenstunden mit Holland zusammengesessen und ihn mit Whisky und Mitgefühl versorgt. Jacobson musste ihnen die Aufnahme von Hollands Befragung vorspielen, bis sie zugaben, gelogen zu haben: dass sie schon vor Mitternacht ins Bett gekrochen seien und nicht beschwören könnten, dass er nicht noch mal das Haus verlassen habe. Sie hätten ihn einfach nur beschützen wollen, sagten sie. Jenny verloren zu haben, sei schon schwer genug für ihn, auch ohne dieses ganze Theater, diese Bedrängung.
    »Aber wir haben nur in Bezug auf Sonntag die Unwahrheit gesagt«, sagte Parr, als er seine letzte Version abgab. »Der Montag ist genau so verlaufen, wie ich es bereits erklärt habe.«

30
    Zwölf Uhr mittags. Kerr und Steve Horton fuhren in Kerrs Peugeot hinüber nach Longtown. Kerr fragte sich, ob Jacobson durch seinen Urlaub

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