Reise ohne Ende
sterbenden Artgenossen schloß selbst Gilban aus. Sie sangen leise in einer unbekannten Sprache.
Seit Jahrhunderten ein Teil von uns, und wir wissen nichts, nichts über sie. Sie schienen so ewig wie der Kosmos, so unsterblich wie die Sterne selbst zu sein.
Gilmarina war, unter einem starken Beruhigungsmittel stehend, mit den anderen Kindern zum Schiff hochgebracht worden. Gildoran, der keine Ruhe finden konnte, ging zu seinem eigenen Hauptquartier in einem der Labors auf der Planetenoberfläche, und dort fand Gilraban ihn.
»Für die Verletzten können wir nichts tun, Kapitän. Können wir jetzt mit dem Transmitter-Test weitermachen?«
Gildoran hatte ihnen vorher gesagt, sie sollten das noch zurückstellen, aber jetzt zuckte er die Achseln. »Macht weiter. Bringt es hinter euch. Wenigstens etwas, das uns nicht mehr aufhält, wenn wir herausbekommen, was das Problem ist. Seid aber vorsichtig, Raban, wir können es uns nicht leisten, noch jemanden zu verlieren. Was brauchst du?«
»Gewichte und einige Versuchstiere. Das ist schon in Ordnung, wir haben sie vorher angefordert, aber die Versuchstiere, die wir auf der Oberfläche freigelassen haben, verhalten sich seltsam.«
Gildoran sagte geistesabwesend: »Vielleicht hätten wir Versuchstiere aussetzen sollen, bevor wir selbst heruntergekommen sind. Mach mit deinem Test weiter, Raban.«
Gilraban zögerte. »Wie geht es Merrit? Kommt sie wieder in Ordnung?«
»Ich weiß es nicht. Ich gehe jetzt und sehe nach ihr. Gilban meint, daß sie es überstehen wird, aber ihre Hand sieht übel aus, und als ich das letztemal bei ihr war, stand sie noch unter Schock.«
Raban sagte schwer: »Ich würde sie ja besuchen, aber ich könnte doch nichts machen – ich wäre nur Gilban im Weg. Grüße sie schön von mir, wenn sie wieder zu sich kommt, Doran.«
»Das werde ich.« Als der gedrungene Mann gegangen war, ging Gildoran geistesabwesend zur Medizinerkuppel. Das trübe Sonnenlicht verdüsterte sich in dem ewigen Dunst, und Gildoran hatte das Gefühl, daß dieser Tag endlos gewesen war und daß er diesen ganzen langen Nachmittag damit verbracht hatte, ziellos zwischen seinem Labor und der Medizinerkuppel hin und her zu wandern, ohne in beiden etwas tun zu können.
Er wünschte, Gilmerrit würde wieder zu sich kommen, ihre grünen Augen öffnen und ihn ansehen, damit er sicher sein konnte, daß er nicht auch sie auf dieser Welt in den Tod geschickt hatte. Er wünschte, er könnte zur Samtfalter fliegen, dort in der Krankenstation sitzen und Gilmarina im Arm halten, wie er das früher getan hatte, und versuchen, ihre Schmerzen und ihre Krankheit mit der Wärme seiner Liebe zu mildern. Er wünschte, er könnte Gilrae von ihrer Arbeit wegrufen, sie bei sich behalten und all seinen Kummer und sein Elend vor ihren mitleidigen Ohren ausschütten. Er wünschte, er könnte sich hinsetzen und um den kleinen Taro trauern, ein Teil jener Zukunft, die sie nie erleben würden. Nichts von alledem konnte er tun. Er war der Kapitän der Samtfalter, und er war für seinen eigenen Planeten verantwortlich, der sich als die Welt entpuppt hatte, die zurückbiß. Er konnte nur versuchen, hilflos weiter dagegen anzukämpfen.
7
Mit einem schmerzhaften Gefühl von déjà vu – wie oft war er heute schon in die Medizinerkuppel gekommen – schob Gildoran die Hängetür zur Seite und trat ein. Doch dann schreckte er zurück, denn eine tiefe Dunkelheit schirmte das Licht ab und hielt ihn davon ab einzutreten. Nach einem kurzen Augenblick des Schocks, fast der Angst, sah er, daß die fünf lebenden Puhbären vor ihm massiert waren und über ihm aufragten. Sie versperrten ihm den Zugang zu der Medizinerkuppel.
»Darf ich bitte hereinkommen?«
»Nein«, antwortete einer von ihnen, »das darfst du nicht. Eteragh-o-mana, unsere Schwester, ist von uns gegangen, sie hat uns auf dieser Welt der Hölle und Finsternis zurückgelassen, und wir sind verloren, wir sind allein und verzweifelt.«
Er sah in die undurchdringlichen Gesichter hoch. Mit einem abrupten Schock wurde ihm bewußt, daß er nach all den Jahren unter Fremden stand. Er hatte sie alle austauschbar Puhbär genannt. Nun hörte er zum erstenmal den seltsamen fremden Namen, den sie – nicht einmal ihr Geschlecht hatte er gekannt – getragen hatte. Er fragte sich, ob sie zu den Völkern gehörten, die erst nach dem Tod den wahren Namen bekanntwerden ließen.
Zu Lebzeiten der Besatzung war keiner von ihnen gestorben.
Er
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