Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen
Freundinnen.
»Wie lange dauert es noch bis zur Geburt?«
»Wer rechnet so etwas aus?«
»Weiß Herr Teichmüller das genaue Datum?«
Das Stimmengewirr neben Jule ebbte nicht ab.
»Nein, Herr Teichmüller kann euch den Geburtstag auch nicht Vorhersagen«, rief der unsichtbare Tierarzt um die Ecke. »Dazu braucht er eure Hilfe. Wann könnte Sally denn ihren Traumhengst getroffen haben?«
Am Ende der Boxengasse erschien Imke mit dem aufge-trensten Deichgraf. Sie humpelte auf Jule zu und hielt ihr fragend die Zügel hin. Jule nickte und übernahm das Pferd. Sie kannte den Ablauf bereits. Dr. Teichmüller wollte Deichgraf auf hartem Untergrund traben sehen. Das macht man zu Untersuchungszwecken.
Theo legte den Kopf schief und beobachtete sorgfältig die vier Pferdebeine, während Deichgraf neben Jule über das Steinpflaster trabte.
»Genug, Jule.« Dr. Teichmüller winkte sie heran. »Imke kann ihn wieder hereinbringen«, sagte er. »Ich komme gleich noch mal in Deichgrafs Box.«
»Was hat er denn? Ist es schlimm?«, fragte Jule den Tierarzt, als Imke mit ihrem Pferd außer Hörweite war. »Arztgeheimnis. Wirklich, Mädchen.«
Jule begehrte auf. »Und Sallys Fohlen? Ist das kein Arztgeheimnis?«
Der Tierarzt lachte schallend. »Im Moment ist das eher ein Pferdegeheimnis. Nämlich - wann hat dein Mäuschen sich heimlich mit einem Hengst getroffen?«
Einige Leser denken jetzt wahrscheinlich: Moment, wie kann sich eine Stute klammheimlich mit einem anderen Pferd treffen ? Pferde stehen doch in Boxen oder auf eingezäunten Weiden und können sich nicht einfach selbstständig machen. Stimmt. Aber nicht so Sally.
Die Holsteiner Stute verließ die Wiese, wann immer es ihr in den Kopf kam. Dann sprang sie einfach über den Zaun. Meistens trabte Mäuschen zurück in den Stall. Aber nicht immer. Es gab auch Tage, an denen sie stundenlang verschollen blieb. Bei so einem Ausflug musste sie wohl den Hengst ihrer Träume getroffen haben ... »Redet lauter, wir wollen auch mitraten«, rief Conny über den Hof. Sie und die anderen putzten inzwischen ihre Pferde neben dem Paddock weiter. Gleich wollte eine Gruppe ins Gelände reiten. Kai Jensen verließ sich darauf, dass die Pferde für die jüngeren Kinder geputzt und gesattelt bereitstanden. Also hieß es: reden, raten und gleichzeitig putzen.
»Wann ist Sally letztes Jahr ausgebüxt?«, wollte Dr. Teichmüller wissen. »Überlegt gut. Ich brauche nicht nur die Monate, sondern auch die Tage, wenn es geht.« Der Tierarzt zog einen Taschenkalender vom Vorjahr aus seiner Jacke. Als Werbung stand auf dem Rand Abels klasse Caravans. Windschnittige Wohnwagen zu windschnittigen Preisen. Letzten Sommer war Herr Teichmüller im Wohnmobil durch Norwegen gefahren. Aus der Zeit stammte der Kalender, den er Jule in die Hand drückte. »Den lasse ich hier. Mal sehen, wie gut ihr als Detektive seid. Nennt mir alle Tage, an denen Sally weg war. Dann kann ich besser ausrechnen, wann das Fohlen kommt.«
Mit Striegel und Bürste in der Hand kam Bastian herüber und rempelte Jule freundschaftlich an.
»An eine Ausflugswoche von Sally erinnere ich mich noch haarscharf«, sagte er mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Im Mai, als du einfach mit ihr weggelaufen bist...«
Jule zog es vor, nicht auf seine Anspielung einzugehen. Das war eine verrückte Woche gewesen im Frühjahr! Sie und Sally ganz allein in einer abgelegenen Weidehütte. Bastian und die anderen hatten sie damals fieberhaft gesucht. Mit der Polizei und allen Schikanen.
»Im Frühjahr? Das ist ja nicht einmal vier Monate her!«, sagte Herr Teichmüller. »Nein, unmöglich. Mir fällt nur eine Tierart ein, die nach vier Monaten ihre Jungen bekommt.«
Augenzwinkernd sah er Jule an. »Aber damit vergleiche ich eure Stute lieber nicht. Sonst kriege ich es mit Jule zu tun.«
»Welche Tiere? Sagen Sie schon!«
»S-c-h-w-e-i-n - e«, buchstabierte Theo grinsend.
»Pferde sind elf Monate trächtig. Es müsste letzten Herbst passiert sein. September oder Oktober.«
Von den Außenboxen her rief Imke nach Dr. Teichmüller.
»Übrigens, kurz vor der Geburt sollte Sally rund um die Uhr bewacht werden«, sagte Theo im Gehen. »Es ist ja ihr erstes Fohlen. Manchmal muss man eingreifen. Aber das weiß Herr Jensen natürlich alles.«
2. Kapitel
Eine Box für zwei
»Vom Herumsitzen wird die Geburtsbox nicht fertig«, knurrte Kai Jensen. Ächzend setzte er den gelben Hochdruckreiniger vor den Silageballen ab.
Herr Jensen führte nicht
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