Requiem für eine Sängerin
unserer Verdi-Aufführung zu singen.»
Sandy schaute verständnislos drein; sie war nicht mit einem Ohr für Musik gesegnet.
«Sie wissen doch, die Opernsängerin, die in meinem Jahrgang an der Downside School war.»
«Ach ja. Ich glaube, ich erinnere mich – wir haben im Musikunterricht von ihr gehört. Das ist gut, oder?»
«Es ist phantastisch, Sandy, ein Grund zum Feiern. Ist das neue Sheba schon da?» Das war das Lieblingsfutter der Katzen, und als großzügige Frau wäre Kate nie auf den Gedanken gekommen zu feiern, ohne ihre Katzen daran teilhaben zu lassen.
«Ooh. Bin nicht sicher. Ich geh nachsehen, der Boss wird es wissen.»
Während Sandy sich erkundigen ging, suchte Miss Johnstone die Regale nach etwas ab, womit sie sich selbst eine Freude machen konnte. Die De-Luxe-Eiscreme war verlockend, aber der Wetterumschwung kündigte sich bereits an, und sie fröstelte allein beim Gedanken an die kalte Süßigkeit. Am Ende kaufte sie ein kleines Rumpsteak, einen gemischten Salat, ein Stück Käsesahnetorte und den besten Roten, den die Weinabteilung zu bieten hatte. Als Krönung legte sie eine Schachtel Pralinen in den Einkaufskorb. Inzwischen war Sandy wieder da.
«Leider nicht, soll aber am Donnerstag kommen.»
Kate befand, dass die Katzen mit dem Feiern bis Donnerstag warten konnten.
«Dann hole ich es am Donnerstag, Sandy. Könnten Sie dafür sorgen, dass ein paar Dosen für mich weggelegt werden – sagen wir, acht? Ich möchte meine Katzen nicht enttäuschen.»
«Kein Problem, Miss. Ich werde daran denken. Das macht dann zwölf Pfund zweiundsechzig Pence, bitte. Sieht nach einem Festmahl aus!»
Kate verabschiedete sich in dem guten Gefühl, dass das Katzenfutter für sie zurückgelegt werden würde. Sandy mochte nicht die Klügste sein, aber sie war zuverlässig und umsichtig. Wieder draußen auf der Copse Lane, sah Kate schockiert, wie Melanie White auf dem Sozius eines großen schwarzen Motorrads vorbeifuhr.
Am Mittwoch war das Wetter vollständig umgeschlagen; Lehrer wie Schüler holten Regenmäntel und Hauben hervor. Doch Miss Johnstone konnten nicht einmal das Wetter und die Tatsache, dass sie nicht im Garten arbeiten konnte, die Laune verderben, als sie nach der letzten Unterrichtsstunde das Lehrerzimmer verließ. Jeden Tag musste ein Brief von Octavia eintreffen und den Auftritt bestätigen, und am Abend tagte das Organisationskomitee. Die Downside School spielte eine gewichtige Rolle, was die musikalischen Großereignisse in der Gegend und die jährlichen Konzerte in der Kathedrale betraf.
Die Sitzung des Komitees dauerte fast bis neunzehn Uhr. Angesichts des Rufs der Sopranistin waren die Veranstalter sicher, dass sie in diesem Jahr weitere exzellente Solisten gewinnen würden, und die Sitzung dauerte auch deshalb so lange, weil darüber diskutiert wurde, welche anderen Solisten in Betracht kamen. Die Frage blieb vorerst ungeklärt, ebenso der Plan, die Aufführung aufzuzeichnen, worüber Kate Johnstone mit Octavia Anderson sprechen sollte.
12
Der Sturm brach am Donnerstag los. Am späten Vormittag bereute Kate bereits, dass sie die ersten Anzeichen der Erkältung ignoriert hatte und trotzdem in die Schule gegangen war. Sie hätte zu Hause bleiben und sich kurieren sollen, aber der Gedanke an die Chorprobe hatte sie angespornt.
Nach dem Unterricht lief sie ins Gemeinschaftszimmer und suchte nach Resten der zahlreichen Erkältungsmittelchen, die normalerweise neben Kräuterteebeuteln, Süßstoff und Abführmitteln in der Kaffeeküche herumstanden. Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie schließlich, halb von einem Tablett verborgen, ein Päckchen Erkältungstrank mit Zitronengeschmack fand. Heute ist doch mein Glückstag, sagte sie sich und dachte daran, dass sie nicht vergessen durfte, das Katzenfutter abzuholen.
«Sie sehen schrecklich aus, Kate. Was machen Sie noch hier?» Robbie, der Fakultätsvorstand, betrat mit einem Stapel Schulbücher den Raum.
«Kannich», schniefte sie, «hab Chor heute Abend.»
«Lassen Sie das Judith machen. Gehen Sie nach Hause und kurieren Sie sich aus!»
«Vielleicht mach ich das.» Katherine ging zu der großen Korktafel, an der Nachrichten für das Kollegium und persönliche Botschaften festgesteckt waren. Es hing ein Zettel von Judith Chase dort. Tut mir Leid , Kate , aber ich muss nach Hause . Ich habe eine schreckliche Erkältung – niese pausenlos . Ich weiß , du kommst zurecht . Wir sehen uns morgen (hoffe ich) . Judith
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