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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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den direkten Kontakt langen Reden vorzogen. Jade zog zweifelnd die Augenbrauen hoch und nickte Jiao zu, die daraufhin erzählte, was seit ihrer Flucht aus Arnac geschehen war. Sie ließ kein Detail aus. Nicht mal den Mord an den beiden Soldaten durch Faith, für den sie Jade verantwortlich machte.
    »Wieso? Wieso hast du sie zu uns geschickt?«, fuhr Jiao sie an. »Wir hatten ein Abkommen mit euch, verdammt nochmal!«
    »Das Abkommen ist schon lange hinfällig. Dein Vater hat es selbst beendet, als er Scarlet für tot erklärt und dann weiterhin als Kriegsgefangene festgehalten hat. Es war das Papier nicht wert, auf dem er es unterzeichnet hat!«
    »Ich hab die Aufzeichnungen der Überwachungskamera doch mit eigenen Augen gesehen!«, erwiderte Jiao erzürnt. »Sie hat sich selbst in ihrer Zelle umgebracht!«
    »Und wer sorgt dann in ihrem Namen für Chaos!?« Jade schüttelte mit dem Kopf. »Du weißt genauso gut wie ich, dass da was nicht mit rechten Dingen zugeht. Warum bist du sonst hier?«
    Jiao ballte die Fäuste und hätte am liebsten gegen den Pritschenwagen getreten. Da sie aber die ganze Zeit nur auf einem Bein zu stehen vermochte, biss sie sich notgedrungen auf die Unterlippe und schwieg.
    »Der Wagen ist nicht gerade das, was ich erwartet habe«, philosophierte Jade unberührt und rümpfte angesichts des klapprigen Vehikels die Nase.
    »Was hast du denn erwartet?«, giftete Jiao zurück.
    »Na deinen Hubschrauber! Waffenstarrend und bestückt mit ein paar strammen Kerlen wie Leon hier!«
    Dabei tänzelte Jade um den verschwitzten Soldaten herum wie bei einer Fleischbeschauung. Er runzelte die Stirn und rieb sich die schmerzenden Schläfen, bis Jade auf einmal das glänzende E-Paper aus Jiaos Händen riss. Dann wechselte sie plötzlich von einem Moment auf den anderen die Stimmlage, so als hätte sie einen Funkspruch bekommen und müsste ganz dringend aufbrechen.
    »Ihr könnt mir hier nicht mehr helfen«, stellte sie ausdruckslos fest und tippte auf der Folie herum. »Da liegt das Gefangenenlager, das euer Freund Johnny übernommen hat.« Sie zeigte auf einen unscheinbaren Punkt fünfzig Kilometer südlich von Arnac. »Helft stattdessen ihm, aus dem Sauhaufen eine Armee zu machen, denn wir werden sie sehr bald brauchen.«
    »Und was wird aus Kim und Cole? Die sitzen immer noch mitten in der Steppe fest!«, warf Cassidy ein. Sie kam sich wirklich langsam vor wie eine kaputte Schallplatte und blickte Jade an, als sei sie ihr letzter Strohhalm in einem vergifteten See. Die Bacchae zog die Mundwinkel hoch und blinzelte sie amüsiert an.
    »Diese zweite Kampfgruppe, über die Fletcher euch auf einem ungesicherten Kanal informiert hat ...«, begann sie schmunzelnd. »Das waren keine Sicarii. Das war Johnnys zusammengewürfeltes Rettungskommando. Ich hab sie dem Konvoi entgegengeschickt, damit er sie noch vor Arnac abfangen kann.«
    »Was!?«, platzte es aus Cassidy heraus. »Johnny arbeitet für dich?«
    »Soweit würde ich nicht gehen«, antwortete Jade ausweichend. »Er ... hasst mich, seit ich mich zwischen ihn und sein Essen gestellt habe. Er weiß nicht, dass die Informationen von mir stammen, die ich ihm ab und an zukommen lasse.«
    »Dann hätten wir uns diese ganze Rettungsaktion mit dem Hubschrauber sparen können?«, fuhr Jiao sie fassungslos an. »Sergej ist tot, nur, weil du wiedermal meintest, Gott spielen zu müssen?«
    »Beruhig dich!«, erwiderte Jade mit zornig zusammengekniffenen Augen. Sie besaß einen großzügigen Sinn für Humor, verstand aber keinen Spaß, wenn jemand ihre Autorität vor ihren Untergebenen in Frage stellte. »Ich habe den Begriff Sauhaufen bewusst gewählt. Ohne euch wäre Johnnys Bande aus Kriegsgefangenen und Sträflingen bei einem Angriff auf die Legion kläglich gescheitert.«
    »Hätten wir nur ein paar Minuten länger gewartet, wäre Butch vielleicht noch am Leben?«, fragte Cassidy apathisch. Ihre Worte waren eher an sie selbst als an Jade gerichtet.
    »Daran kannst du jetzt nichts mehr ändern«, entgegnete sie ihr schroff. »Aber du kannst davon ausgehen, dass sich deine Freunde inzwischen auf dem Weg in Johnnys Lager befinden. Und dahin solltet ihr auch aufbrechen, wenn ihr heute noch ankommen wollt.«
    Mit diesen Worten wendete sie sich zum ersten Mal an Arthur und Michelle.
    »Da bleibt nur noch ein Problem.«
    Ohne, dass sie einen Befehl dazu erteilt hätte, versammelte sich Jades sechsköpfiges Team eng um ihre Anführerin. Die beiden Alten klammerten sich

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