Rico, Oskar und das Herzgebreche
bloà genickt und mir seine riesigen Zähne angeguckt und gedacht, schön doof, weil er es vielleicht bis in die Millionärsshow gebracht und dort mit seiner Hochbegabung alles abgeräumt hätte.
»Okay«, sagte er schlieÃlich. »Am Vicky gibtâs einen Eiswagen. Das ist nicht weit von hier.«
»Wer ist Vicky?«
»Der Viktoria-Luise-Platz.«
Bevor wir die StraÃe überquerten, guckte er drei Mal angestrengt und mit vorgestrecktem Kopf in jede Richtung. Es war schon beim ersten Mal weit und breit kein Auto in Sicht und beim dritten Mal immer noch nicht.
»Da kommt keiner«, sagte ich.
Oskar gab keine Antwort, stiefelte aber endlich los, so schnell, dass der kleine Rucksack auf seinem Rücken wie wild wippte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er vorher noch nach oben geguckt hätte, ob nicht vielleicht ein Flugzeug vom Himmel fiel.
Genau im Zentrum vom Viktoria-Luise-Platz befindet sich ein groÃer, total schöner Springbrunnen. Aus der Mitte schieÃt eine Fontäne meterhoch in die Höhe. Der Rand ist abgerundet und nicht sehr hoch, da kann man prima drauf sitzen. Rundherum gehen kleine, hell gekieste Wege in alle Richtungen ab. Es gibt Rasenflächen und viele Sitzbänke, und weiter auÃen stehen hohe Bäume, deren lange Ãste die Restaurants am StraÃenrand beschatten.
Auf den Bänken saÃen Mütter, im Gras spielten kleine Kinder, und drei oder vier Leute lagen einfach auf dem Rücken und genossen den Sonnenschein. Der Eiswagen standam AuÃenrand des Parks. Als Oskar und ich darauf zugingen, guckte uns die Verkäuferin aus schlitzigen Augen entgegen. Man hätte annehmen können, sie bräuchte eine Brille, aber ich sah sofort, dass sie bloà miese Laune hatte. Vielleicht war sie stinkig, weil drauÃen die Sonne schien und sie in ihrem Eiswagen frieren musste. Sie war etwa genauso alt wie Mama, aber nur halb so blond und höchstens viertel so hübsch.
»Guten Tag«, sagte ich. »Zwei Eis bitte.«
»Waffel oder Becher?« Ihre Stimme klang so genervt, wie ich mich fühle, wenn ich mit Frau Dahling den Musikantenstadl gucken muss.
»Waffel.«
»Wie viele Kugeln?«
»Viele.«
Sie verdrehte die Augen, nahm eine von den ganz groÃen Waffeln, fischte das Eiskugelrauskratzding aus einem kleinen Behälter mit Wasser und lieà es auffordernd klappern.
»Ich hätte gern eine Kugel Schoko«, sagte ich. »Und dann noch eine Schoko.«
Sie klatschte wortlos zwei Kugeln in die Waffel und sah mich abwartend an.
»Bitte noch eine.«
KLATSCH!
»Und noch eine.«
Jetzt war nicht nur ihr Blick verkniffen, sondern auch ihr Mund. »Sag doch gleich, dass du viermal Schoko willst!«
»Ich will fünfmal Schoko.«
»Vielleicht ziehst du erst mal die fünf Schrauben in deinem Kopf an, Kleiner!«
Also echt! Ich presste die Lippen aufeinander. So was versaut mir voll den Appetit. Wenn man so schnell bis fünf zählen könnte, wie man hintereinander Lust auf Schoko hat, ohne es vorher zu wissen, würde man das ja wohl tun.
Die fünfte Schokokugel klatschte in die Waffel. »Warâs das?«
»Danke.«
»Danke ja oder danke nein?«
Ich streckte einfach die Hand aus und nahm die Waffel an. So eine unfreundliche Zicke. Jetzt stellte sie sich auf die Zehenspitzen, beugte sich über den Tresen und guckte zu Oskar runter. »Und, können wir schon bis fünf zählen?«
»Wir können sogar bis sieben«, sagte Oskar liebenswürdig. »Bitte im Becher. Erdbeere, Pistazie, Tiramisu, Vanille, Karamell, Zitrone, Erdbeere.«
Die Eisfrau schloss den Mund und machte ein kleines, knirschendes Geräusch mit ihren Zähnen, bevor sie ihn wieder öffnete. »Also zweimal Erdbeere?«
»Ja, aber eine ganz unten und eine ganz oben. Und wennâs geht, die Zitrone nicht an die Pistazie kommen lassen. Und Vanille nur, wenn da auch ⦠sind da künstliche Aromastoffe drin?«
»Jede Menge.« Sie lächelte Oskar so böse an, als wollte sie sagen: Genug, um kleine Kinder, die mir auf die Nerven gehen, so richtig schön zu vergiften.
»Gut.« Ich konnte es nicht sehen, aber ich wette, Oskarzuckte hinter der groÃen schwarzen Sonnenbrille nicht mit der Wimper. »Dann bitte lieber zwei Kugeln Vanille und dafür keine Zitrone. Die echte Gewürzvanille ist eine Orchidee, wissen
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