Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
wie dich darstellt«, meinte Bodhi. »Aber mach dir keine Sorgen – der große Rat vergibt nur Aufgaben, die zu bewältigen sind. Die Tatsache, dass du jetzt hier bist, zeigt, dass sie an dich glauben, also ist es an der Zeit, dass du anfängst, dir selbst zu vertrauen. Du musst es zumindest versuchen, Riley. Was hat Mahatma Gandhi einst gesagt?« Er sah mich an und hielt inne, so als würde er tatsächlich eine Antwort von mir erwarten. »Voller Einsatz bedeutet vollkommener Sieg «, sagte er schließlich und schwieg dann eine Weile, um die Worte wirken zu lassen. »Du kannst nur dein Bestes geben. Das ist alles, was man von dir verlangen kann.«
Ich seufzte und schaute zur Seite. Eigentlich hatte ich selten damit zu kämpfen, an mich selbst zu glauben – im
Gegenteil, ich war oft auf gefährliche Weise zu selbstsicher. Allerdings war die Situation, mit der ich hier konfrontiert wurde, nicht im Geringsten normal oder üblich. Und obwohl ich wusste, dass ich darum gebeten, ja, beinahe gebettelt hatte, nahm ich es dem großen Rat doch ein kleines bisschen übel, dass er meinem Drängen nachgegeben hatte.
»Und was ist mit all den anderen Seelenfängern?«, wollte ich wissen. »Mit denjenigen, die vor mir hierher geschickt wurden und versagt haben? Ich nehme an, der große Rat hat auch an sie geglaubt, oder?«
Bodhi kaute auf seinem Strohhalm herum und fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar. »Wie sich herausstellte, ist die Sache nicht gut für sie ausgegangen …«
Ich blinzelte und wartete auf mehr Informationen.
»Sie sind verloren gegangen. Er hat sie so tief in seine Welt hineingezogen, dass sie …« Er hielt inne, kratzte sich am Kinn und räusperte sich ausgiebig, bevor er weitersprach. »Na ja, sagen wir einfach, sie sind nicht mehr zurückgekehrt.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an und brachte kein Wort hervor.
Ich war erledigt. Aus dieser Sache kam ich nicht mehr heraus. Aber zumindest würde ich nicht allein gehen müssen. Schließlich gab es noch Bodhi und Buttercup, die mir den Rücken stärken würden.
»Du kannst dir sicher sein, dass Buttercup und ich immer hier sein werden, falls du uns brauchen solltest. Wir
werden nicht ohne dich von hier weggehen, das verspreche ich dir.«
Ich sah ihn an, mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, und meine Stimme verriet, wie hysterisch ich war. »Du erwartest von mir, dass ich allein dort hineingehe?« Ich schüttelte den Kopf und konnte es nicht fassen, wie schnell die Dinge, die schon sehr, sehr schlecht gestanden hatten, auf unfassbare Weise noch schlimmer wurden. »Ich dachte, in deinem Job als mein Führer sei es deine Pflicht, mich zu führen . Und was ist mit Buttercup? Willst du mir allen Ernstes sagen, dass ich nicht einmal meinen Hund zu meinem Schutz mitnehmen darf?«
Verzweifelt ließ ich meinen Blick über das Restaurant schweifen, bis ich meinen süßen Labrador entdeckte, der sich unter einen Tisch gehockt hatte und an einem goldfarbenen Stöckelschuh einer Dame kaute, die ihn von ihrem Fuß gestreift hatte. Das erinnerte mich daran, dass er sich in der Vergangenheit nie als große Stütze erwiesen hatte. Wenn es hart auf hart kam, verhielt er sich eigentlich eher wie ein Angsthase als wie ein bedrohlicher Wachhund. Aber er war liebevoll und loyal (na ja, meistens), und auf jeden Fall war es schöner, ihn dabeizuhaben, als allein gehen zu müssen.
Bodhi sah mich an, und in seiner Stimme schwang Mitgefühl, als er sagte: »Es tut mir leid, Riley, aber der große Rat hat sich ganz klar dafür ausgesprochen, dass es sich hier um deinen Job handelt – um einen Seelenfang, den du nur auf dich gestellt durchführen sollst. Sie
haben mich gebeten, mich herauszuhalten, dich nur dabei zu überwachen, dich aber ganz allein arbeiten zu lassen. Aber wir werden versuchen, dir eine Rettungsleine zuzuwerfen, falls du sie brauchen solltest. Oder sollte ich sagen, eine Seelenleine ? Ich habe mir überlegt, ob ich dir Buttercup mitgeben soll, wenn auch nur zur Gesellschaft, aber in dieser Arena sind Tausende wilde Tiere gestorben, und einige lauern dort immer noch als Geister. Wenn Buttercup von einem Löwen oder einem Bären gejagt würde, wäre das für ihn sicher entsetzlich – er begreift ja nicht wirklich, dass er bereits tot ist.«
Ich blinzelte in das schwindende Tageslicht und betrachtete den lang gezogenen, rechtwinkligen Platz mit den Reihen von schmalen, zerbröckelnden Bauten ohne Dach, die sich unter uns erstreckten –
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