Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
sich mir zu, und seine Stimme nahm einen geschäftsmäßigen Ton an. »Also, es geht um Folgendes. Der Geist, mit dem du dich beschäftigen sollst, heißt Theocoles. Einen Nachnamen hat er nicht – zumindest keinen, den ich kenne. Und tu dir selbst einen Gefallen und sprich ihn mit seinem vollen Namen an. Keine Abkürzungen wie Theo, T oder so.«
»Ich habe es kapiert – Theocoles«, blaffte ich ihn an. Ich hielt das zwar für etwas übertrieben, aber eigentlich spielte das keine Rolle. Sein Name war im Augenblick meine geringste Sorge. »Was noch?« Ich starrte konzentriert nach vorne und hoffte, dass ich selbstbewusst wirkte, obwohl ich meine Finger in Buttercups gelbes Fell krallte.
Bodhi blinzelte durch seinen langen, dichten Wimpernkranz, und seine Stimme klang leise und tief. »Wie der große Rat sagt, spukt er schon seit einer sehr langen Zeit im Kolosseum.«
Ich hob fragend die Augenbrauen – ein paar mehr Details
brauchte ich noch. Er zuckte die Schultern, zog einen zerkauten grünen Strohhalm aus seiner Tasche und schob ihn sich zwischen die Zähne. Dann begann er, darauf herumzubeißen wie ein Hund auf einem Knochen. »Dieser Kerl ist sehr hartnäckig«, fuhr er fort. »Eine wirklich verlorene Seele. Er lebt schon so lange vollkommen abgeschlossen in seiner eigenen Welt, dass er keine Vorstellung mehr von irgendwelchen Dingen außerhalb hat. Er hat auch keine Ahnung, wie viele Jahre seit seinem Tod bereits vergangen sind – es sind übrigens mehrere tausend.«
Ich nickte, kraulte Buttercup noch einmal hinter dem Ohr und erlaubte ihm dann, von meinem Schoß zu springen, um alle Gäste anzuschnüffeln und an den Tischen ein paar Reste zu erbetteln – er verstand ja nicht, dass ihn niemand sehen konnte.
»Hört sich an wie ein ganz normaler Auftrag«, erwiderte ich etwas lässiger, als ich mich fühlte. Das Kolosseum war mit Sicherheit einschüchternd, aber was Bodhi mir bisher erzählt hatte, klang wirklich nicht nach einer großen Sache. »Fast alle Geister, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, waren hartnäckig«, fuhr ich fort. »Und trotzdem habe ich es immer geschafft, sie zu erreichen und sie dazu zu bewegen, die Brücke zu überqueren und weiterzuziehen, also bin ich ziemlich sicher, dass ich auch diesen Theocoles-Typen dazu bringen kann. Ist doch kinderleicht.« Ich nickte zur Bekräftigung, bemerkte aber dennoch, wie Bodhi leicht zusammenzuckte.
»Da gibt es noch etwas, was du wissen solltest«, erklärte er leise. »Theocoles war in seiner Zeit ein meisterhafter Gladiator. Gefürchtet von allen und von niemandem geschlagen.«
»Hast du Gladiator gesagt?« Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Das musste ich wohl missverstanden haben.
Bodhi nickte. »Sie nannten ihn die Säule der Verdammnis « , fügte er hinzu.
Ich zwinkerte und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken – ohne Erfolg. Mir war klar, dass der Name Furcht erregend klingen sollte, aber mich erinnerte er an einen dummen Cartoon.
Mein Lachen erstarb sofort, als Bodhi mir einen betroffenen Blick zuwarf. »Er war ein Meistergladiator . Ein echter primus palus . Übersetzt bedeutet das, dass er der sogenannte erste Pfahl war, also an der Spitze stand. Er war weit und breit angesehen als der härteste, erschreckendste, stärkste und furchtloseste Kämpfer dieser Truppe. Da gibt es nichts zu lachen, Riley. Ich befürchte, dass du eine Menge Arbeit vor dir hast. Aber du hast ja schließlich um eine Herausforderung gebeten.«
Ich ließ meine Schultern sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen. Mein Anflug von Selbstvertrauen war wie weggeblasen.
Ich meine, ernsthaft, ein Gladiator ? Das war die Herausforderung, die der große Rat für mich für geeignet hielt?
Das musste ein Trick sein oder vielleicht ein Scherz.
Möglicherweise wollte der große Rat es mir damit heimzahlen, dass ich ständig ihre Regeln missachtet und meine eigenen aufgestellt hatte.
Wie sollte ich, eine dürre, magere Zwölfjährige mit leicht knubbeliger Nase und flacher Brust, es mit einem großen, starken und wütenden Koloss aufnehmen, der den größten Teil seines Lebens damit verbracht hatte, seine Wettstreiter in blutige Stücke zu schlagen?
Nur weil ich tot war, und er mich daher nicht verletzen konnte, bedeutete das nicht, dass ich nicht vor Angst zitterte. Denn genau das tat ich. Und wie. Und ich scheue mich nicht davor, es zuzugeben.
»Ich weiß, dass es eine große Herausforderung für eine relativ neue Seelenfängerin
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