Ring frei fuer die Liebe
ein Segen, nicht so sehr im Fokus zu stehen. Aber der arme Simmy kam mit dem Erwartungsdruck ganz gut klar. Er war nicht unbedingt gut aussehend, konnte das aber mit seinem Humor und seinem Geschäftssinn mit Leichtigkeit ausgleichen. Außerdem hatte er durch die Beziehung zu Edwina, der Alleinerbin des Toilettenpapierimperiums, viele Zusatzpunkte gesammelt. Die beiden Familien besaßen benachbarte Sommerhäuser in Brighton, ein Strandhauskuss mit vierzehn hatte eine Beziehung gezündet, die auch heute noch hielt.
Persimmon begrüßte seine Mutter mit einem Kuss, der nach Tallis Einschätzung ein paar Zentimeter über ihrem Kopf landete. Vermutlich war es klüger, ohne Krankenschwester in der Nähe oder zumindest einer Packung antiseptischer Tücher, vorerst Abstand zu Arabella zu halten.
Seufzend ließ Simmy sich in ein vergoldetes Louis-XVI-Sesselchen fallen und legte seine teuer beschuhten Füße auf einen Beistelltisch, der aus Napoleons Kleinkindzeit stammen musste.
»Hast du Talli die Neuigkeiten schon mitgeteilt, Mum?«
»O ja, hat sie. Äh … herzlichen Glückwunsch.« Talli grinste. »Eine Hochzeit in Highdrow ist wirklich großartig.«
»Ich wusste, dass du es so sehen würdest. Danke, Talli. Du bist ein echter Fels in der Brandung.«
Ein seltsam ungutes Gefühl sagte ihr, dass ihr irgendetwas entgangen sein musste. Noch vor wenigen Tagen hatte man sie als Star bezeichnet, und das hatte böse geendet. Jetzt war sie plötzlich ein Stein?
»Ja, zu dem Teil wollte ich gerade kommen.« Arabella drehte sich langsam zu Talli um. »Es gibt einen kleinen Haken an der Sache. Die Hochzeit soll Heiligabend stattfinden.«
»Aber das ist fantastisch! Ein perfekter Tag für eine Hochzeit – und wir haben doch seit Neuestem beste Kontakte zu Eisskulpturenherstellern.«
Talli dachte an die übrig gebliebenen Dekoteile. Na ja, vielleicht passten Iglus und heulende Wölfe doch nicht so recht zum Anlass.
»Es geht nur so schnell«, meinte Simmy entschuldigend.
Talli runzelte erstaunt die Stirn. Vierzehn Monate waren hinreichend Zeit für die Planung einer Hochzeit. Ihre Mutter würde in ein paar Wochen wiederhergestellt sein, und dann konnte sie sich das gesamte nächste Jahr um die Hochzeit kümmern.
Talli sah ihre Mutter fragend an. »Ich verstehe nicht so ganz.«
»Tallulah, zieh die Stirn nicht so in Falten. Du solltest wirklich mal über Botox nachdenken. Wie auch immer … Heiligabend ist vielleicht nicht ideal, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns an die Arbeit zu machen. Du übernimmst die Sache. Ich würde ja helfen, aber ich fahre morgen in die Schweiz. Wenn ich in acht Wochen unter die Menschheit gehen soll, muss ich jetzt dringend ins Spa.«
Acht Wochen?
Talli wiederholte es in Gedanken ein paarmal und hoffte, sie würde endlich statt zu hyperventilieren begreifen. Heiligabend. Sie meinte tatsächlich dieses Jahr Heiligabend. Und offenbar wurde sie mit den Vorbereitungen allein gelassen, weil ihre Mutter ins Spa verschwand – ein Deckname für eine sündhaft teure Schweizer Klinik, in der sie hungerte, sich reinigte und sich Fettzellen von Schafen ins Gesicht spritzen ließ.
»Darling, mach dir keine Sorgen, du kriegst das schon hin. Wenn Pippa Middleton es geschafft hat, den ganzen Weg zum Altar zu laufen, ohne dem Erzbischof von Canterbury vor die Füße zu fallen, wirst du ja wohl eine simple Hochzeit organisieren können.«
Eine simple Hochzeit. Der Gedanke gab Talli Hoffnung. Vielleicht sollte es eine ganz kleine Feier werden, nur die engste Familie und der Schweizer Arzt ihrer Mutter.
»Wir werden nur zweihundert Gäste einladen«, informierte Persimmon sie mit lässiger Handbewegung. »Ach, und Schwesterherz, vielleicht buchst du sicherheitshalber schon mal die Tauben. Edwina wünscht sich für jeden Gast eine. Blöde Idee. Diese Viecher scheißen alles voll.«
Talli schloss gequält die Augen. Die Tauben waren noch gar nicht da, und sie fühlte sich schon jetzt total beschissen.
4. Kapitel
»Er steht wieder da draußen, Leute. Ich spüre das!«
Kiki Spooner spähte ängstlich durch die Jalousien. Zac sprang von der braunen Draloncouch und rannte zum Fenster, um die Straße vor dem Haus zu scannen.
Nichts. Zumindest nichts Außergewöhnliches.
An der Bushaltestelle ein paar hundert Meter weiter stand ein Typ, der sich mit einer Frau in einem pinkfarbenen Regenmantel unterhielt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lehnte ein Paparazzo an einem Motorroller, aber
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