Risiko!
verführen? Und falls ihr das nicht gelang, würden ihre wilden Ray-Fantasien sie den Rest ihres Lebens begleiten.
Nein, sie musste die Tage auf Coconut Caye nutzen, denn in Houston warteten Berge von Arbeit auf sie. Die Urlaubssaison stand vor der Tür, in der Firma fielen Umstrukturierungen an, und Chloes Förderprogramm musste auf den Weg gebracht werden. Sydney würde alle Hände voll zu tun haben, was bedeutete, dass ihr Privatleben wieder auf Eis liegen würde.
Der Erfolg von gIRL-gEAR war ihr wichtiger, als ihre Partnerinnen ahnten – wahrscheinlich sogar wichtiger, als gut für sie war. Im Geschäft fand sie die Bestätigung, die ihr, der “Eiskönigin”, früher verwehrt geblieben war. Hier bekam sie endlich den Respekt, den ihre Mutter ihr verweigerte. Vegas Ford dürfte wohl die einzige Mutter sein, die ihre einzige Tochter eine “gefühlskalte Ziege” nannte.
gIRL-gEAR war Sydneys Baby. Natürlich lebte dieses Baby von der Kreativität ihrer Partnerinnen, aber vor allem auch von ihrem Geschäftssinn. Ihr Erfolg hatte nichts damit zu tun, dass ihre Mutter eine weltberühmte Künstlerin war und ihr Vater ein Millionär, der sich auf Risikokapital spezialisiert hatte.
Anton unterbrach ihren Gedankenfluss, indem er sich einen Becher Kaffee nahm und sich zu ihr stellte. Auch er blickte staunend hinter Kinsey und Doug her. Sydney sah ihn an, zuckte mit den Schultern und prostete ihm mit ihrem Kaffeebecher zu. Immerhin war es interessant zu wissen, dass Doug und Kinsey sich nie zuvor geküsst hatten.
Somit musste sie kürzlich Jess und Poe unfreiwillig belauscht haben, als sie sich auf der Veranda vergnügten.
Oder Doug und Poe.
Oder Kinsey und Jess.
Nein, eigentlich war sie nicht viel schlauer als vorher. Sie warf Anton einen Seitenblick zu. “Wo ist Lauren?”
Anton pustete in seinen heißen Kaffee. “Ich schätze, sie schläft noch. Ich teile mein Zimmer mit Doug, schon vergessen? Was Lauren angeht, musst du Kinsey fragen. Aber dafür ist es ja jetzt zu spät, weil sie gerade hinter Doug herjagt.”
“Kinsey hinter Doug? Wenn du tatsächlich glaubst, dass Kinsey in diesem Fall die Jägerin und Doug der Gejagte ist, wundert’s mich nicht, dass Lauren und du dauernd aneinander vorbeiredet.”
Natürlich sollte sie sich besser nicht in die Beziehung anderer Leute einmischen, aber Sydney tat es trotzdem, weil sie wissen wollte, wie Anton reagierte. Außerdem interessierte sie, ob er ebenso verwirrt und unsicher war wie Lauren. Oder vielleicht war die Geschichte für ihn ja auch längst vorbei.
“Wovon redest du?” Er sah sie an und runzelte die Stirn. “Doug hatte gerade eben zwar den aktiveren Part, aber du hast doch selbst gehört, was Kinsey gesagt hat. Sie wartet seit Monaten darauf, dass er sie küsst. Also für mich heißt das ganz klar, dass sie hinter ihm her ist.”
Sydney verstand allmählich, warum Beziehungen so krisenanfällig waren. Offenbar war die Wahrnehmung sowohl bei Männern wie auch bei Frauen viel zu hormongetrübt, um die Dinge klar zu erkennen. Sie trank einen Schluck Kaffee und wollte gerade etwas sagen, doch Anton kam ihr zuvor: “Und was zwischen Lauren und mir ist, sollte tunlichst zwischen Lauren und mir bleiben. Ich gebe zu, dass ich meine Bedenken hatte, ob es gut geht, wenn Poe ebenfalls mitkommt. Aber für Lauren und sie scheint es okay zu sein.”
Sydney nickte. Was Frauen anging, waren Männer hoffnungslos unbedarft. “Die beiden haben sich ausgesprochen.”
“Ging es dabei um mich?”
Sie sah ihn an und musste unwillkürlich lächeln. Er guckte wie ein ängstlicher kleiner Junge, der darauf wartete, von den anderen in die Mannschaft gewählt zu werden. Ein bisschen tat er ihr sogar leid.
“Das solltest du besser Lauren oder Poe fragen”, antwortete sie knapp.
“Was soll ich gefragt werden?”
Poe kam in diesem Augenblick die Wendeltreppe hinunter. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die langen rabenschwarzen Haare. Der Bikini, den sie heute Morgen trug, stammte aus der Sportmodenkollektion von gO-gIRL, für die Kinsey alle Entwürfe machte. Sydney erkannte ihn sofort. Es war ein jadegrüner Zweiteiler mit einer knapp geschnittenen Hose und einem Top, dessen Träger im Rücken zusammenliefen. Die Farbe stand Poe hervorragend.
Sydney musterte sie fasziniert. “Hat Kinsey dich schon in dem Bikini gesehen?”
“In welchem Bikini? Hey, Poe, du siehst fantastisch aus”, sagte Kinsey, die gerade durch die Verandatür trat. Doug trottete mit
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