Risiko!
habe ich Menga schon aufstellen lassen, und in der Hütte sind Schwimmflöße und -reifen. Ich werde mir also gleich mein Strandlaken und mein Buch schnappen und mir einen schönen faulen Tag machen.”
Als ihr Dougs Wunsch wieder einfiel, heute einmal im Trockenen zu bleiben, fügte sie hinzu: “Ansonsten gibt es noch eine Pelikan-Brutkolonie direkt oberhalb des Strandes. Das sind ungefähr zehn Minuten Fußweg von hier.”
“Vögel finde ich gut”, sagte Doug, “mit denen kann ich wenigstens was anfangen.”
“Kannst du nicht, weil es verboten ist.”
“Haha!”
In diesem Moment kam eine sehr verschlafen aussehende Lauren die Treppe hinunter. “Was ist verboten?”, fragte sie und nahm den vollen Kaffeebecher an, den Anton ihr reichte. “Mmh, du bist süß”, bedankte sie sich und gab ihm einen Kuss.
Für Sydney wurde es höchste Zeit, dass sie endlich aus der Küche kam. Um sie herum wurde in einem fort geflirtet und geturtelt, und von Ray keine Spur. Ihre Pläne bezüglich der heißen Urlaubsaffäre schienen mit jedem Tag in weitere Ferne zu rücken.
“Menschliche Übergriffe auf wild lebende Tiere”, beantwortete Jess Laurens Frage. Dann ging er zur Treppe. “Ich zieh mir schon mal Schuhe an. Wenn die Wildnis ruft, soll man sie nicht warten lassen.”
Zu ihrer Verwunderung fand Sydney Ray unten am Südstrand. Er hatte die Lagune schon allein entdeckt. Und er hatte sogar die Schwimmgeräte in der Hütte gefunden, denn er trieb auf einem großen runden Floß im Wasser.
Poe hatte sich gegen die Pelikane entschieden und begleitete Sydney, um den Tag ebenfalls lesend unterm Sonnenschirm zu verbringen. Die beiden Frauen breiteten ihre Strandlaken auf dem strahlend weißen Sand aus.
Sydney konnte sich nicht beschweren, nicht mit Ray allein zu sein. Immerhin hatte sie Poe auf diese Reise eingeladen, weil sie sie besser kennenlernen wollte, bevor sie ihr eine Führungsposition bei gIRL-gEAR gab.
Sie packten ihre Bücher und Sonnenbrillen aus und setzten sich auf die Strandlaken. Sydney betrachtete die kleine Lagune mit ihrem stillen, klaren Wasser.
Ray hatte sich auf das Floß gelegt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Er trug eine dunkle Sonnenbrille, und Sydney wusste nicht, ob er sie kommen gesehen hatte. Sie winkte ihm zu.
Da er den Gruß prompt erwiderte, war diese Frage geklärt. Dafür blieben unzählige andere offen. Beobachtete er sie? Dachte er noch an den Kuss von gestern Abend? Was ging in ihm vor? Ahnte er, wie sehr ihr Puls raste, wenn sie ihn ansah?
Außerdem fragte sie sich, ob Poe vom Anblick dieses fantastischen Männerkörpers ebenso hingerissen war wie sie. Zwar waren auch die anderen drei Männer auf der Insel nicht zu verachten, doch Ray Coffey hatte etwas ganz Besonderes. Zumindest sah Sydney es so. Sie warf Poe einen Seitenblick zu, doch die lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
“Keine Angst, ich weiß, dass er tabu ist.”
Woher wusste sie, was Sydney dachte, wenn sie sie nicht einmal ansah? “Sprichst du von Ray?”
“Ist er etwa nicht der Grund, weshalb du so verträumt aufs Wasser starrst? Ich kann dich übrigens gut verstehen.” Sie drehte sich zu Sydney, ließ die Augen aber geschlossen.
War sie denn wirklich so leicht zu durchschauen? Oder hatte Poe einfach geraten, was in Sydney vorging? Wie dem auch sei, was Poe konnte, konnte Sydney schon lange. “Mich wundert, dass du Ray überhaupt wahrgenommen hast, wo Jess dich doch so mit Beschlag belegt.”
“Er ist süß, nicht?” Poes selbstzufriedenes Grinsen sprach Bände. “Natürlich konnte ich nach dem Kuss neulich Abend nicht widerstehen und habe getestet, ob er als heißer Urlaubsflirt infrage kommt.”
“Und?”
“Die Testphase ist noch nicht abgeschlossen. Aber grundsätzlich halte ich eine Menge von zeitlich begrenzten Affären. Alles ist herrlich unkompliziert, wenn die Beteiligten hinterher wieder ihrer eigenen Wege gehen. Und ich verabscheue Komplikationen.”
Sydney hatte bislang nicht darüber nachgedacht, wie es sein könnte, Ray auch nach dem Urlaub regelmäßig zu sehen.
Seit er im letzten Jahr nach Houston zurückgezogen war, waren sie einander hin und wieder begegnet. Mit jedem Mal war das Knistern zwischen ihnen heftiger, ihre Fantasie stärker angekurbelt und ihre Erinnerung lebhafter geworden. Sie hatte sich alle Details ihrer ersten gemeinsamen Nacht wieder ins Gedächtnis
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