Riskante Naehe
nahm sie eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und wollte sie gerade in ihre Tasche stecken, als sie ein leises Knarren hörte. Sofort erstarrte Karen in der Bewegung und hielt den Atem an. Wild blickte sie sich um. Sie wusste genau, welche der Holzdielen im Flur knarrte, wenn jemand drauftrat. Und das hieß, es war tatsächlich ein Eindringling im Haus.
Karen stellte die Wasserflasche zur Seite und wühlte in ihrer Tasche nach dem Handy, während sie sich gleichzeitig rückwärts bewegte. Es gab nur einen Weg aus der Küche, nämlich den durch das Wohnzimmer, und von dort würde auch der Einbrecher kommen, wenn er sie gehört hatte. Wo war dieses verdammte Handy? Ihre Handtasche war bis oben hin mit irgendwelchen unwichtigen Dingen gefüllt – nur das Telefon war nicht zu finden. Das Zittern ihrer Finger machte die Suche nicht gerade einfacher.
Ein Knirschen ertönte im Wohnzimmer, und sie wusste, dass ihre Zeit ablief. In wenigen Sekunden würde jemand in die Küche kommen und sie entdecken. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, während sie mit weit aufgerissenen Augen zur Tür starrte. Doch neben der Furcht breitete sich auch Wut in ihr aus. Sie weigerte sich, ein Opfer zu sein, das in der Ecke kauerte und sich nicht zur Wehr setzte. Ihr Blick wanderte zum Messerblock, der auf der Arbeitsplatte stand. Darin steckten ein paar ziemlich große Messer, doch um dorthin zu kommen, musste sie an der Tür vorbei.
Verzweifelt suchte sie nach einer anderen Waffe und entdeckte schließlich die gusseisernen Pfannen, die als Dekoration neben dem Herd hingen. Entschlossen schob Karen das Kinn vor. So einfach würde sie es dem Eindringling nicht machen. Vorsichtig nahm sie eine Pfanne vom Haken und stellte sich neben die Türöffnung. Am liebsten hätte sie die Tür zugeschlagen und abgeschlossen, aber der Schlüssel hatte bereits bei ihrem Einzug vor einem Jahr gefehlt, und es war ihr und Paul nie nötig erschienen, das Schloss auswechseln zu lassen. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass sie es einmal benötigen würde? Karen hielt den Atem an, als sich die Schritte näherten. Die Pfanne hielt sie mit beiden Händen vor ihren Körper, bereit, sich damit zu verteidigen. Schweiß ließ ihre Hände rutschig werden, die Bluse klebte an ihrem Rücken.
Die Gestalt eines Mannes schob sich durch die Türöffnung, und Karen schlug die Pfanne mit aller Kraft gegen seinen Kopf. Ein überraschter Schmerzenslaut entfuhr ihm, bevor er rückwärts ins Wohnzimmer stolperte. Mit einem lauten Scheppern fiel die Pfanne zu Boden. Es dauerte einen Moment, bis Karen sich rühren konnte, doch dann schnappte sie sich ihre Tasche und rannte an dem Mann vorbei, der sich stöhnend auf dem Parkett wälzte. Die Hände hatte er über seine Nase gepresst. Blut bedeckte sein Gesicht und seine Kleidung. Der Anblick entsetzte Karen so sehr, dass sie beinahe stehen blieb. Lauf! Du musst raus, bevor er wieder aufsteht!
Karen stürzte panisch in den Flur, sie konnte an nichts anderes denken, als aus dem Haus zu entkommen. Mit aller Kraft drückte sie die Klinke hinunter, doch die Haustür blieb geschlossen. In ihrer Angst rüttelte sie daran, bis ihr klar wurde, dass sie verriegelt war. Weil ihre Finger so zitterten, brauchte sie mehrere Versuche, bis sie den Riegel überhaupt berührte. Ihr Atem klang laut in ihren Ohren, ihr hämmernder Herzschlag überdeckte alle anderen Geräusche.
Gerade als der Riegel mit einem Klacken zurückglitt, grub sich eine Hand in ihre Haare und riss brutal daran. Tränen schossen in Karens Augen, doch sie kämpfte weiterhin verzweifelt darum, die Tür zu öffnen. Hände griffen nach ihren Armen und zogen sie unaufhaltsam von der Tür weg.
»Nein!« Karen holte tief Luft, um so laut zu schreien, wie sie konnte, doch in diesem Moment schob sich ein übel riechender Lappen in ihren Mund. Sie würgte und versuchte sich zu befreien, doch der Angreifer war einfach zu stark. Trotzdem gelangen ihr einige Treffer, wie sie an den derben Flüchen hören konnte.
Ein reißendes Geräusch ertönte, als die Nähte ihrer Bluse unter den groben Händen nachgaben. Verbissen kämpfte sie weiter, obwohl sie durch den Knebel kaum Luft bekam.
Irgendwie musste sie diesen Verbrechern entkommen! Schwarze Punkte flimmerten vor ihren Augen, ihre Lunge schmerzte, aber sie konnte nicht aufgeben. Es gelang ihr, einen Arm freizubekommen und ihre Finger um die Türklinke zu schließen. Die Rettung war so nah! Doch dann traf ein Schlag ihre
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