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Ritterspiele

Ritterspiele

Titel: Ritterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bringston
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neugierigen Blicken an. Die meisten hatten Ihren Blick aber bereits wieder dem König zugewandt, der nun mit einer kleinen Gruppe Gesandter in auffällig bunten Gewändern sprach.
    »Verzeih mir, dass ich zu spät bin«, raunte eine leise Stimme hinter mir und eine schwere Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter.
    Erschrocken fuhr ich herum. Die blauen Augen, die mich ansahen, gehörten meinem besten Freund Harold Wilson. Genau genommen, Sir Harold Wilson. Den Ritterschlag hatte er schon vor einigen Jahren nach einem siegreichen Gefecht gegen die Burgunder erhalten.
    Ich atmete erleichtert auf.
    »Dich hätte ich hier am allerwenigsten erwartet, Harold«, flüsterte ich, während er mich weiter an meiner Schulter nach hinten in den Saal schob.
    »Ich bin eben erst in London eingetroffen. Als man mir sagte, dass du hier in Westminster bist, bin ich, so schnell es ging, gekommen.«
    Harold nahm mich kurz in den Arm, wobei er wie zufällig meine Wange streichelte. Es war der erste echte Trost in den letzten Tagen.
    »Komm, lass uns von hier verschwinden«, sagte er leise.
    Aber gerade in diesem Moment war die Audienz zu Ende und gemeinsam mit den anderen verließen wir den Saal. In den offenen Gängen kamen immer wieder Männer auf mich zu und bekundeten ihr Beileid und gratulierten mir gleichzeitig zu meinem neuen Besitz. Nicht bei jedem war ich mir sicher, ob nicht auch ein gewisser Anteil Neid dabei war. Ganz plötzlich gehörte ich nun zu einem der wohlhabendsten Männer in England.
    Nach einer, mir endlos lang erscheinenden Zeit, konnten wir aufbrechen und erreichten gerade mit der untergehenden Sonne mein Haus in der Beaufort Road. Der Stallbursche nahm uns die Pferde ab.
    »Lass uns bei einem guten Glas Wein unser Wiedersehen feiern, mein Freund«, meinte Harold, als wir die Stufen zum Eingang hochgingen.
    »Ich fühle mich ein wenig überrannt«, gestand ich. »Ich weiß nicht recht, aber vielleicht bringt mich das ja auf andere Gedanken, oder der Wein beruhigt zumindest mein Gemüt.«
    Nach drei Gläsern schwerem italienischen Wein und den vielen Geschichten, die Harold erlebt hatte, seitdem wir uns vor einigen Monaten auf dem Schlachtfeld in Frankreich aus den Augen verloren hatten, wurde mein Herz wieder leichter, und das eine oder andere Lächeln huschte über mein Gesicht. Hier, in diesen vertrauten Räumen, mit meinem geliebten Freund, der gerade lebhaft erzählte, wie er sich mit einem kleinen Schiff über den Kanal nach England gerettet hatte, hier kam die Welt ganz langsam, Stück für Stück wieder in Ordnung.
    »Hörst du mir überhaupt zu«, riss mich Harold aus meinen Gedanken.
    »Ja, ich höre dir zu, aber der Wein tut endlich seine Wirkung. Ich kann meine Augen nicht mehr offen halten. Las uns nach oben gehen. Ich sehne mich nach einem warmen Bett.«
    »Na. dann komm her, Earl of Haringshire. Ich werde seine Lordschaft jetzt ins Bett bringen.«
    Harold griff mir unter die Arme und half mir die Treppen hinauf. In meinem Schlafzimmer legte er mich sanft auf das große Bett und zog mir die Stiefel aus.
    »Ich hoffe, dein Diener hat mir auch ein Zimmer hergerichtet.«
    Harold beugte sich zu mir herunter und drückte seine sinnlichen Lippen auf meinen Mund.
    »Ich glaube, das hat er vergessen«, grinste ich ihn mit halb geschlossenen Augen an.
    »Außerdem wollte ich doch in einem warmen Bett schlafen. Ohne dich wird das nicht gehen.«
    Mit meiner ausgestreckten Hand griff ich nach seinem Hosenbund und zog ihn wieder zu mir.
    »Weißt du nicht, wie sehr ich dich vermisst habe?«
    »Ich wollte es nur noch einmal von dir hören, mein Freund.« Grinsend liess er sich auf mich fallen.
    Als wir dann gemeinsam unter der Decke lagen und er sich an meinen Rücken schmiegte, spürte ich seinen warmen Atem in meinem Nacken.
    Ohne weitere Worte lagen wir eine Weile wach, einfach nur um den anderen nach so langer Zeit wieder fühlen zu können. In dem sicheren Wissen, Harold würde am nächsten Morgen noch da sein und auch an dem Morgen danach, schlief ich beruhigt ein.
    In den nächsten Tagen schien sich dieses sonst so ruhige Haus in einen Marktplatz zu verwandeln. Schnell hatte es sich herumgesprochen, dass ich in einigen Tagen nach Dennery Castle aufbrechen würde. Da die Burg seit mehr als einem Jahr nur von dem Steward, dem Vertreter meines Bruders, verwaltet wurde und fast alle Männer mit in den Krieg gezogen waren, fehlte es an allem. Angefangen von Mägden und Stallburschen, Bauern und ihren

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