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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Bischof die Kathedrale wieder aufschließen.“

    „Trau keinem Judaskuss, fremdem Hund und Pferdefuß“, zitierte Patrice, als sie wieder in der sengenden Sonne standen.
    „Nein, Abbéville ist tatsächlich nicht zu trauen, da habt Ihr schon recht“, meinte Délicieux und warf einen misstrauischen Blick zum Turm hinauf. „Dennoch muss der Senat zum Wohle Carcassonnes auf seine Bedingungen eingehen, was bleibt ihm übrig.“
    „Nun, der Bau einer Kapelle wird uns nicht ruinieren – ich schätze, sie wird dem Stadtsäckel nicht mehr als neunzig Livre Tournois kosten, das können wir uns leisten, wenn die Absolution dadurch gesichert ist. Wenn auch den Ketzern nicht geholfen werden kann, so haben wir wenigstens sein Versprechen, dass den Helfershelfern – hier meint er uns alle, ob es nun stimmt oder nicht – weder die Beschlagnahmung ihrer Güter droht noch das Loch oder die Folter.“
    „Ja, damit hätte dieses unbillige Treiben wenigstens für die Mehrheit der Bürger ein Ende“, meinte Délicieux, „wenngleich ich Euch nochmals bitte: Seid vorsichtig, wenn Ihr den Friedensvertrag unterschreibt. Lest zuvor alles gründlich durch, was Abbéville aufgesetzt hat.“

    Die Warnung des Franziskaners war berechtigt, denn Abbéville verzieh nie etwas, und er hatte vor allem nicht vergessen, wer seinerzeit das „Schöne Feuer“ verhindert hatte, nämlich der Senat. Er ließ Fébus kommen und zwei verschiedene Friedensverträge aufsetzen. Den einen im Wortlaut wie mit Délicieux und Patrice besprochen - und einen anderen, auf dem er zusätzlich vermerken ließ, dass die gesamte Bürgerschaft Carcassonnes eingestehe, offenkundigen Ketzern Hilfe geleistet zu haben. Die Konsuln, die er dabei namentlich aufführte, hätten im Auftrag aller Bürger abgeschworen; demzufolge seien aber auch alle Bürger unwürdig, zukünftig ein öffentliches Amt zu bekleiden, und würden im Falle weiterer Unruhen ohne Verzug der Strafe des Rückfalls unterliegen – was nichts anderes bedeutete, als erneute Exkommunikation und obendrein das Anathem – das Todesurteil für die Stadt.
    Mit beiden Dokumenten begab er sich zum Seneschall Gui Caprier, führte ein langes Gespräch mit ihm, schob ihm dann einen Beutel mit tausend Livre Tournois zu und erreichte mit dieser horrenden Summe – die die Kosten für den Bau einer Kapelle um das zehnfache übertraf -, dass jener etwas tat, was ihm im Grunde seines Herzens zutiefst zuwider war: der Seneschall setzte sein Siegel auf beide Verträge.

    Nachdem Elias Patrice das kürzere Pergament unterzeichnet und gesiegelt hatte, befahl der Bischof, alle Glocken läuten zu lassen. Weit offen standen jetzt wieder die Pforten von St. Nazaire, und alles Volk strömte herbei, um Gott zu danken.
    Zur gleichen Stunde schlossen sich Abbéville und Fébus erneut in die Schreibstube ein. Der Schreiber der Inquisitition von Carcassonne gab sich die allergrößte Mühe, übte unermüdlich mehrere Stunden lang, wobei der Stapel Pergamentblätter, der vor ihm lag, kleiner und kleiner wurde, die Tinte fast zu Ende ging und seine Finger höllisch brannten. Es dämmerte bereits, als Abbéville endlich zufrieden war und Fébus perfekt die Unterschriften von Elias Patrice und Fulco von Saint-Georges beherrschte.
    Noch am gleichen Abend zierten sie den zweiten Friedensvertrag.
    Doch nicht genug der Schandbarkeiten ...
    Am nächsten Morgen ritt der Inquisitor unter höchster Geheimhaltung nach Albi hinüber zum ersten Goldschmied der Stadt, der sich nur deshalb in Freiheit befand, weil er sich eilfertig der Inquisition angedient hatte. Zwei Wochen später prangten die gefälschten Siegel der Stadt Carcassonne und von Fulco von Saint-Georges auf dem Dokument.

    Das Schicksal der turmbewehrten Stadt hing mit diesem elenden Betrug erneut an einem seidenen Faden, nur ahnte niemand etwas davon, besonders nicht Fulco von Saint-Georges, denn er zog indessen mit den anderen Schiffbrüchigen bei hochsommerlichen Temperaturen durch eine beinahe arkadische Landschaft, die den Eindruck vermittelte, als hätte sie den Lauf der Zeiten vergessen. Fernab aller großen Wege und Handelsstraßen führte einzig ein schmaler Pfad durch die ockerfarbenen kargen Ausläufer der Corbières-Berge mit ihren schiefergrauen Felsen und schwarzen Schluchten zur Abtei Fontfroide, kaum breit genug für ein störrisches Maultier. Auf den Hügeln und Bergen ringsumher wuchs allerlei karges Stechwerk, vorwiegend Igelginster und Wacholder. Doch hatten

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