Robina Krux
der Manipulatoren mehrere Pflanzenstängel. Vorsichtig stellte er sie ab. Er lehnte sie an Kristalle, so behutsam, wie es ihrer Zerbrechlichkeit zukam und wie man es ihm bei seinem robusten Aussehen nicht zugetraut hätte.
Dann schwebte er abermals davon, kam mit dem Brenner zurück, und Robina wies ihn mit Handzeichen ein, ohne sich von ihrer Bank zu erheben.
Der Birne brannte die Löcher und stellte die Pflanzen sorgfältig auf, darauf bedacht, nicht mit anderen, die bereits „gepflanzt“ waren, in Berührung zu kommen, was ihm gar nicht so leicht fiel. Robina legte Wert darauf, dass sie dicht standen.
Jetzt erhob sich Robina und betrachtete wohlgefällig ihren Garten. „Ist gut“, sagte sie zum Birne, und er zog sich zum Eingang zurück.
Der Garten dehnte sich über 40 Quadratmeter aus, und jede Woche kamen einige Quadratdezimeter dazu. Robina achtete streng darauf, dass genügend Samen nachgezüchtet wurde, aber alle anderen Pflanzen ließ sie nicht abblühen und verwelken, sondern setzte sie vor die Grotte.
Und wenn es schon ein starrer Garten war, mit Blumen, die keinen Windhauch kannten, keinen Sonnenschein, nicht das Summen eines Insekts, die nicht mehr dufteten, die tot und eisig waren wie der Grund, auf dem sie standen, so lockerte dieser Garten doch die kalte Geometrie auf und brach den unbehaglichen Glanz. Ja, die Schatten der Pflanzen milderten selbst das unheimliche Huschen der Lichtpulsationen.
Robina hütete ihren Garten wie ihre Augäpfel. Seine Zerbrechlichkeit machte ihn in Robinas Empfinden noch wertvoller. Jedes Mal, wenn sie ihn betrachtete, erinnerte sie sich daran, wie der Birne eines Tages unachtsam einige Blatter abgebrochen hatte, wie sie fuchsteufelswild auf ihn eingeschrien und eingeschlagen hatte. Wenn er auch dafür kaum Verständnis aufgebracht hatte, nahm er sich doch seit jenem Ausbruch ganz besonders in Acht.
Robina hatte sich wieder gesetzt. Der Birne stand neben dem Eingang und blickte sie mit träge pulsierenden Augen an.
„Müde, mein Freund?“, fragte sie. „Du wirst faul – und ich nicht minder. Wir werden mal einen kleinen Ausflug machen, ja? Rückseite? Ein paar Kilo Gold könnte ich wieder gebrauchen. Das letzte habe ich längst verhämmert. Meine Armreifen werden immer besser. Ich habe erst siebenunddreißig. Eine moderne Raumschiffbesatzung hat sicher fünfzig Leute, damit muss ich rechnen. Und stell dir vor, einer geht leer aus! Wenn sie meinen tiefgekühlten Körper in den Laderaum gebracht haben, werden sie die Reifen anlegen und während des Weiterflugs tragen, so wie ich es in meinem Testament gewünscht habe, sie werden es…“ Robina nickte dem Roboter zu. „Sie werden es, auch deine Leute, wenn sie mich finden, im Andenken an die toten Freunde, Frank, Mandy, Stef, Robina…“
Dann stimmte Robina ein Wanderlied an.
Später saß sie und starrte in den Himmel. Sie fühlte Müdigkeit. ‘Wenn er kommt, mein Bethlehemer Stern, gehen wir schlafen…’
Wenig später ging der helle Stern auf. Als sein Licht die Ebene tangierte, sprühten farbige Reflexe.
Rasch zog der helle Stern mit seinen kleineren Begleitern durch die Schwärze. Robina verfolgte ihn mit dem Blick wie jeden Abend, würde ihn verfolgen, bis er über dem Grotteneingang verschwand.
‘Nickst du ein, Robina? Starrst und siehst im Starren doppelt!’ Robina gab sich einen Ruck. ‘Gleich gehen wir schlafen.’ Sie fixierte erneut das Ziel. Gleichmäßig zog der Stern. Aber da war es wieder!: Lichtblitze an der gleichen Stelle des Firmaments, jetzt – im Gegensatz zum ersten Mal – hinter dem ziehenden Stern. Robina glaubte noch immer, benommen zu sein.
Lichtblitze! Eins, zwei, drei – Pause. – Eins, zwei, drei, Pause. Eins, zwei, drei – nichts.
Robina starrte in den Garten, hob dann den Kopf erneut. Oben zog der Stern, würde nach Augenblicken untergehen. Langsam schob sich Robina, mit dem Rücken an das Oktaeder gepresst, in den Stand.
Da wieder!
„Da, wieder!“, Robina rief es laut. Kein Zweifel, an der gleichen Stelle, drei kurz, drei lang, drei kurz.
„Das ist doch… heißt doch S–O–S!“
Robina atmete schwer. Schwindel drohte sie zu befallen. Ungläubigkeit und freudige Erregung zeichneten ihr Gesicht.
Sie hatte sich vom Oktaeder gelöst, war ein, zwei Schritte in die Ebene hinausgetreten.
Und dann blitzte es abermals: SOS.
‘Sie antworteten!’
Und dann schrie Robina und begann zu laufen, zu rennen: „Birne, deine Leute kommen, deine Leute, deine
Weitere Kostenlose Bücher