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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Prolog
    Tennessee, Frühjahr 1863
    E s war kurz nach der Morgendämmerung, doch Wes McCaffrey schritt bereits die Straße hinunter, zusammengerollte Decken auf den Rücken geschnallt und sein Jagdgewehr in einer Hand. Als Will ihn einholte - er hatte darauf verzichtet, nach ihm zu rufen, weil er die Leute nicht wecken wollte -, packte er seinen Zwillingsbruder an den Jackenaufschlägen, zerrte ihn herum und stieß ihn mit dem Rücken gegen den Stamm einer Eiche.
    Wes stöhnte auf, starrte Will wütend an und bückte sich, um seine Mütze aufzuheben, die ihm vom Kopf gerutscht war. »Du kannst mich nicht aufhalten«, sagte er, und Will wusste, dass es stimmte, so sehr ihn seine eigene Ohnmacht auch krank machte. »Wenn du auf der Veranda stehen und den Yankees zuwinken willst, wenn sie kommen, um uns auszuräuchern, ist das deine Wahl. Ich hingegen werde kämpfen.«
    Will presste die Lippen aufeinander und unterdrückte seinen aufwallenden Zorn. Am liebsten wäre er explodiert, doch wenn man es mit Wes zu tun hatte, musste man einen kühlen Kopf bewahren. Wenn man ihn zur Vernunft prügeln wollte, wie Will es in diesem Moment am liebsten getan hätte, wurde er nur noch sturer. Dann war er ungefähr so gefügig wie ein von Bienen gestochenes Maultier, das man aus einem Schlammloch ziehen wollte.
    »Du kannst sie nicht aufhalten, Wes«, sagte er schließlich mit ruhiger Stimme. »Niemand kann das. Sie sind in der Überzahl, und sie haben alles reichlich - Pferde, Waffen, Proviant, einfach alles. Es ist vergebliche Mühe, sie aufhalten zu wollen.«
    Wes' blaue Augen blitzten, und sein Gesicht wurde rot wie der Unterrock eines Freudenmädchens. Er fuhr sich mit der Hand über den Mund, als könne er dadurch den Impuls unterdrücken, Will ins Gesicht zu spucken. »Ich hätte nie gedacht, dass sich mein eigener Bruder einmal als Feigling entpuppen würde«, stieß er wütend hervor. Er trat auf Will zu und drückte ihm einen Zeigefinger gegen die Brust. »Wenn General Lee dich so reden hört, würde er dich noch vor Sonnenuntergang aufhängen lassen.«
    Will verschränkte die Arme und zeigte sich unbeeindruckt. Wes war nicht die einzige halsstarrige Person der Familie McCaffrey. Er war nur einer von vieren. »Nun, General Lee ist nicht hier, oder?«, höhnte er. »Verdammt, Wes, wenn du nicht den Kopf voller Flausen und Ruhmes-Träumereien hättest, wäre dir klar, dass meine Ansichten vernünftig sind. Was, zum Teufel, willst du so eifrig verteidigen? Vielleicht das Sklaventum? Die Interessen eines Haufens fetter Plantagenbesitzer und Aristokraten, die dich eher mit der Peitsche bearbeiten würden, als dich mit ihren Töchtern tanzen zu lassen? Du weißt, wie sie unser-einen nennen, nicht wahr? Weißes Gesindel, das sind wir für sie.«
    »Halt die Schnauze!«, schrie Wes. Wenn es überhaupt eine Hoffnung gegeben hatte, dass die Leute ihren Streit nicht mitbekamen, dann war sie jetzt hinüber. »Es ist nicht so, und du weißt das! Gesindel sind diejenigen, die hier herunterkommen - die Blaubäuche, die brandschatzen und plündern und morden. Für die würde ich nicht eintreten.«
    »Du redest, als könntest du sie ganz allein stoppen. Du bist gerade mal siebzehn Jahre alt, Wes! Du bist ein Junge, der Soldat spielen will, und du wirst in den Tod gehen, wenn du nicht vernünftig bist.«
    Wes wollte ihm an den Kragen gehen, besann sich jedoch anders und blieb widerwillig stehen. »Ich gehe«, sagte er ernst. »Damit hat sich's. Und wenn du auch nur ein bisschen Mumm hast, Will McCaffrey, gehst du mit mir.«
    Will fuhr sich mit den gespreizten Fingern durchs Haar und legte dann die Hände auf die Hüften, um nicht seinen eigenen Bruder zu erwürgen. »Du willst abhauen, ohne dich von Mama und Daddy zu verabschieden?«, fragte er verwundert, und seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »Wes, das wird sie umbringen.«
    Schließlich gab Wes klein bei, aber nur ein bisschen. »Ich werde ihnen schreiben, sobald ich bei einer richtigen Einheit bin«, sagte er.
    In Wills Augen flammte ohnmächtiger Zorn auf.
    »Sag ihnen auf Wiedersehen von mir«, fuhr Wes fort, als Will nichts sagte - nicht sagen konnte.
    Schließlich atmete Will tief durch. »Ich gehe mit dir«, erwiderte er langsam. »Aber ich gehe nicht von hier fort, ohne erst mit Mama und Daddy zu sprechen. Sie verdienen Besseres von dir, Wes, und das weißt du verdammt genau.« Insgeheim bezweifelte er, dass sie überrascht sein würden, jedenfalls was Wes

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