Rolf Torring 053 ~ Im furchtbaren Gran Chaco
„Na, da würden wir uns schon wieder auf den rechten Weg finden," lachte ich. "Doch wir wollen schneller gehen, er dreht sich schon um. Das ist ein Zeichen seines schlechten Gewissens."
„Es scheint allerdings so," gab Rolf zu. „Wir müssen eben die Augen aufhalten."
Calcalet warf uns zwar forschende Blicke zu, als wir wieder herankamen, sagte aber keinen Ton. Auch wir blieben jetzt still und drangen hinter dem unermüdlichen Pongo weiter durch den Wald, dem Lager der Tobas entgegen.
Am späten Nachmittag erreichten wir es. Und ich muß sagen, daß mich die Freude des Häuptlings sehr überraschte und angenehm berührte. Er hegte also eine tiefe Dankbarkeit für uns.
Huaina begrüßte uns ebenfalls sehr freundlich, wenn er auch anfangs etwas verlegen war. Ich beobachtete ihn und Calcalet sehr scharf, doch konnte ich kein tieferes Einverständnis zwischen den beiden bemerken.
Huaina mußte zwischen uns und dem Häuptling den Dolmetscher machen. Rolf ließ dem Stammesführer erzählen, daß wir auf zwei Landsleute stoßen wollten, die sich im Gran Chaco befänden. Wir hätten nur den Weg zu ihm genommen, um ihn nochmals zu begrüßen. Außerdem wären wir sehr erfreut, wenn vielleicht der Stamm irgend etwas über die beiden Weißen gehört hätte.
Natürlich konnten wir leider nicht kontrollieren, ob Huaina dem Häuptling unsere Worte auch richtig übersetzte. Aber Calcalet, der vorgab, die Tobasprache gut zu kennen, nickte uns zu, als wir ihn fragend anblickten.
Dann sahen wir aber, daß der Häuptling sehr eifrig auf Huaina einsprach und dabei nach Nordwest deutete. Doch. Huaina sagte uns dann, daß der Stamm nichts von den beiden Deutschen gehört hätte.
Ich war aber überzeugt, daß er uns die Worte des Häuptlings falsch übersetzt hatte. Auch Rolf hatte dasselbe Empfinden, wie er mir später sagte. Dagegen meinte Calcalet, als wir einmal allein mit ihm zusammenstanden:
„Es ist wirklich schade, daß die Tobas noch nichts von den beiden Herren gehört haben. Dann hätten Sie doch gleich einen Beweis, daß ich die Wahrheit sprach."
„Aber ich bitte Sie, Herr Calcalet," rief Rolf sofort mit gut gespieltem Erstaunen, „wir haben doch keinen Augenblick an Ihren Worten gezweifelt. Wie kommen Sie nur darauf?"
Der Argentinier wurde verlegen.
„Nun, ich dachte nur, weil ich doch damals bei der Expedition auch dabei war, bei der Senor Huerta verschwand. Und jetzt gehen doch schon wieder Gerüchte um, daß zwei Forscher in den Wäldern verschwunden seien."
„So, davon habe ich noch nichts gehört," tat Rolf sehr überrascht. „Woher wissen Sie das, Herr Calcalet. Sie sind doch eben erst von den Herren zurückgekehrt?"
„Einige Toba sprachen davon," sagte Calcalet rasch, aber er wurde rot dabei, soweit dies die dunkle Farbe seines sonnenverbrannten Gesichtes zuließ. "Und hier im Land pflanzen sich Gerüchte mit unheimlicher Schnelligkeit fort. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn man es schon in Asuncion, wenn nicht gar in Buenos Aires wüßte."
„Dann ist es ja beinahe so wie in Afrika," lachte Rolf, „auch dort gehen Gerüchte der Neger mit Windeseile durchs Land. Na, dann ist es ja ganz gut, wenn wir die beiden Herren treffen. Sie könnten sich ja, um jedem Gerücht sofort die Spitze abzubrechen, sowohl von den beiden Herren als auch von uns eine Bescheinigung geben lassen, daß sie noch wohl und munter sind."
„Ja, das muß man jetzt tatsächlich machen," gab Calcalet zu. „Seitdem die Sache mit Senor Huerta passiert ist, muß man sehr vorsichtig sein. Auch Sie, meine Herren, müssen mir eine Bescheinigung geben, wenn wir den Kontinent nach Westen zu durchquert haben."
„Na, es weiß ja niemand, daß wir zusammen gegangen sind," lachte Rolf, "da würde es ja kaum notwendig sein, wenngleich ich es natürlich gerne tue."
Ja, darum möchte ich wirklich bitten," beharrte Calcalet, „denn jetzt wissen die Toba hier, daß ich Sie begleite und ich möchte wetten, daß diese Kunde schon in wenigen Tagen in Asuncion ist. So schnell geht das hier."
„Dann natürlich," lachte Rolf. „Doch, was meinen Sie, wenn wir vielleicht einige dieser Indianer mitnehmen? Vielleicht Huaina oder Matchu?"
„Trauen Sie den Leuten?" fragte Calcalet ernst. Sie wissen doch selbst, daß sie sich von Vicoras haben bestechen lassen."
„Das ist allerdings richtig," gab Rolf zu,
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