Rolf Torring 053 ~ Im furchtbaren Gran Chaco
„aber wir pflegen sehr gut aufzupassen. Uns täuscht man nicht so leicht."
„Hm, dann allerdings," meinte der Jäger zögernd, „doch möchte ich noch bemerken, daß die Toba mit einigen anderen Indianerstämmen im Nordwesten in Feindschaft leben. Dadurch könnten wir unter Umständen auch in heikle Situationen kommen."
„Ah, das ist etwas anderes," sagte Rolf, „dann wollen wir davon lieber Abstand nehmen. Denn wir würden ja auch die beiden deutschen Herren in Schwierigkeiten bringen, wenn wir mit feindlichen Indianern in dieses Gebiet kommen und mit ihnen zusammentreffen. Dann gehen wir lieber allein."
Mir schien, als wäre Calcalet von diesem Entschluß meines Freundes sehr befriedigt. Vielleicht hatte ich mich getäuscht, als ich einen Schimmer der vollsten Zufriedenheit über sein Gesicht gleiten sah, aber ich war nun einmal gegen diesen Mann so mißtrauisch, daß ich jedes Wort und jede Bewegung beargwöhnte.
Am nächsten Morgen wollten wir weiterziehen. Huaina teilte uns noch am Abend mit, daß der Häuptling uns mit einigen Stammesgenossen das Geleit eine Strecke weit geben würde.
Der Indianer wurde etwas verlegen, als Rolf verwundert fragte, ob der Häuptling denn den Weg wüßte? Da ihm doch nichts von den beiden Weißen bekannt sei, wüßten wir ja selbst nicht, welche Richtung wir einschlagen sollten.
Doch sofort erklärte er uns mit großem Redeschwall, daß wir die Gesuchten nur im Nordwesten des Gran Chaco finden könnten, denn wenn sie hier südlicher seien, wüßte es der Stamm auf jeden Fall. Und der Häuptling wolle uns mit seinen Leuten nur ein Stück auf dem Weg begleiten, den wir einschlagen würden.
Am Abend gab es ein reichliches Mahl. Die Toba — sehr geschickte Jäger — hatten zwei mächtige Pampashirsche erlegt, deren Fleisch ganz vorzüglich mundete.
Wir saßen zwischen dem Häuptling und seiner Tochter, die besonders unseren Pongo mit den besten Bissen bedachte. Manchmal aber beobachtete ich, daß sie uns traurig anblickte. Diese Blicke schienen zu sagen, daß wir irgendeiner Gefahr entgegengingen, die das Mädchen zu ahnen schien.
Der Häuptling versicherte uns nochmals, daß er nichts von unseren beiden Landsleuten gehört habe, daß er uns aber am nächsten Morgen mit einigen Leuten eine Strecke begleiten wollte. Aber als Huaina uns die Worte des Häuptlings wieder übersetzte, hatte ich das bestimmte Gefühl, daß dieser falsch war, daß der Häuptling in Wirklichkeit anders gesprochen hatte, denn ich konnte mir die mehrmaligen Bewegungen, mit denen der Häuptling nach Nordwesten wies, nicht anders erklären, als daß sich dort die beiden Gesuchten befänden.
Wir erhielten für die Nacht eine der Holzhütten angewiesen, in der wir mit Pongo bequem Platz hatten. Von unserem treuen Gefährten wollten wir uns selbst im Schlaf nicht trennen, wir befanden uns doch auf sehr gefährlichem Boden. Neben Calcalet war jetzt sicher Huaina unser Feind. Ich bemerkte noch, daß die Indianer keine Posten aufstellten. Sie brauchten ja hier — in ihrem Terrain — nichts zu fürchten, da wohl feindliche Indianer kaum einen nächtlichen Überfall wagen würden.
Als wir uns ungefähr eine Stunde in der Hütte befanden und gerade eingeschlafen waren, wurden wir durch ein leises „Massers", von Pongo geweckt.
Rolf schaltete sofort seine Taschenlampe ein, deren Schein auf ein Indianerpaar fiel, das am Eingang der Hütte stand. Es waren ein junger Indianer und — die Tochter des Häuptlings, die ihren Finger auf die Lippen legte.
Der junge Indianer begann jetzt in schauderhaftem
Spanisch, das wir nur mit Mühe verstehen konnten:
„Senores, Oro hier" — er zeigte dabei auf die Häuptlingstochter — „sagen, Huaina falsch. Hua" — er zeigte auf sich — „hören, daß Huaina falsch sagen, was Häuptling sagen. Zwei Senores dort" — er zeigte nach Nordwest — „verschwunden, wir alle wissen. Huaina Senores sagen, wir nicht wissen. Oro Senores warnen, Huaina falsch."
„Ich danke sehr, Hua," sagte Rolf freundlich, „sage auch Oro unseren besten Dank. „Wir haben es schon geahnt, daß Huaina falsch sei, jetzt werden wir noch mehr aufpassen."
Die Häuptlingstochter sprach wieder längere Zeit auf den jungen Indianer ein, als er Rolfs Worte übersetzt hatte. Dann gab sie ihm ein kleines Stück Holz, das Hua uns überreichte.
„Huaina falsch," sagte er nochmals,
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