Rolf Torring 107 - Lola Montua
versammelt haben. Wahrscheinlich wollten sich die Männer überzeugen, ob wir das Opfer der Flammen geworden oder mit dem Leben davongekommen waren.
Als die Unterhaltung lebhafter wurde, konnten wir Wortfetzen und ganze Sätze auffangen. Die Männer hatten bemerkt, daß wir ein Gegenfeuer angezündet hatten, waren aber der Meinung, daß wir trotzdem das Weite gesucht hatten. Sie beschlossen, unsere Spuren zu suchen und zu verfolgen.
Leider wurden weder die Biskhots noch Lola Montua erwähnt. Es dauerte nicht mehr lange, bis sie abzogen, sich in breiter Linie verteilend.
Rolf blickte aufmerksam den Leuten nach und flüsterte uns zu:
„Wenn die ahnten, wie nahe wir ihnen waren! Sie waren übrigens alle bewaffnet, Hans!"
„Gut, daß Pongo als Lager eine Plattform auf dem Baum gebaut hatte!"
„Ich nehme an, Hans, daß die Siedlung der Biskhots nicht mehr weit ist. Die Bettler waren sicher während des Brandes in dem Dorf und mußten die Stellen umgehen, auf denen der Wald gebrannt hat!"
Wir warteten noch zwei Stunden und machten uns dann zum Aufbruch fertig. Der Boden, über den der Waldbrand gegangen war, hatte sich merklich abgekühlt, auf jeden Fall so weit, daß wir ihn gefahrlos betreten konnten. Deutlich sahen wir die Spuren der Bettler, denen wir von jetzt ab folgten. Sie führten in gerader Richtung südwärts. Bald trafen wir wieder grünen, frischen Waldboden an. Pongo untersuchte die Stelle genau, an der der Waldbrand ausgebrochen war.
„Hier viel Bettler und Eingeborene gewesen," erklärte Pongo. „Eingeborene wieder zurückgehen, Bettler hier warten. Massers Spur von Eingeborenen nachgehen zum Dorf."
Das hörte sich einfach an. Würde unser Weg auch so einfach sein? Sicher hatten die Biskhots Wachen ausgestellt, die unsere Ankunft melden sollten. lch hielt es deshalb für richtig, Pongo zunächst allein vorzuschicken, um die Lage der Ansiedlung und die Stärke des Stammes zu erkunden. Wir konnten eventuell in einem Bogen um die Ansiedlung herumgehen und uns ihr von der Seite nähern, von der weder die Eingeborenen noch die Bettler unsere Ankunft erwarteten.
Rolf fand meinen Vorschlag gut, und Pongo machte sich auf, allein weiter vorzudringen. Maha behielten wir bei uns und verabredeten mit Pongo noch einen Vogelruf, durch den er uns angeben sollte, wann es Zeit sei, daß wir ihm folgten. In einem dichten Gebüsch lagerten wir uns, um auf alles Weitere zu warten.
Mehr als zwei Stunden dauerte es, bis Pongo plötzlich unerwartet die Zweige des Busches auseinander bog. Die Ansiedlung, berichtete er, liege gar nicht weit von hier entfernt. Seiner Schätzung nach könnten höchstens dreißig Menschen dort sein, die nicht über Schußwaffen verfügten. Zweihundert Meter von dem Eingeborenendorf entfernt liege auf einer kleinen Lichtung eine aus festem Bambusrohr erbaute Hütte, die von zwei Eingeborenen bewacht werde. Dort wäre, meinte Pongo, Jane Montua zu finden.
„Wenn wir gleich zu der Bambushütte gingen," schlug ich vor, „könnten wir uns einen eventuellen Kampf mit den Eingeborenen ersparen."
„Das schon, Hans, aber ich möchte auch mit Lola Montua ein Wort reden. Sonst werden wir nie die Beweggründe erfahren, die zur Verschleppung Jane Montuas geführt haben. Die Frau des Kommandanten würde vielleicht auch nie Ruhe haben, wenn Lola Montua, die ich mir als eine Art weiblichen Stammeshäuptling der Biskhots vorstelle, weiter regieren kann, wie es ihr beliebt."
„Laß uns aufbrechen, Rolf, ehe die Bettler zurückkehren!" drängte ich.
„Vorwärts, Pongo! Zur Ansiedlung der Biskhots!" gab Rolf das Zeichen zum Aufbruch.
Schweigend marschierten wir durch den immer üppiger werdenden Urwald. Nach einer halben Stunde erreichten wir die Lichtung, in deren Mitte die Bambushütte lag. Die beiden Javaner, die dort als Posten aufgezogen waren, lagen im Grase und schienen zu schlafen. Oder blinzelten sie aus der bequemen Stellung heraus scharf nach allen Seiten? Wir mußten sie, ohne daß Lärm entstand, überwältigen, wenn wir unbehindert weiter vorankommen wollten.
Pongo wollte sich schon auf allen vieren, einem Leoparden gleich, auf die Lichtung schleichen, als sich die Tür der Bambushütte auftat und — eine weiße Frau erschien.
Die Javaner sprangen auf, nahmen Anweisungen entgegen und verschwanden im Walde. Die weiße Frau sah ihnen kurze Zeit nach und folgte den beiden
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