Rolf Torring 107 - Lola Montua
Javaner gewöhnt.
Zigus und seinen Bruder, die beiden gefesselten Javaner, trugen wir in den gut ausgebauten Keller der Hütte hinunter und warteten oben in der Vorhalle auf die Rückkehr Pongos.
Pongo hatte versprochen, sofort zurückzukehren, wenn er Frau Montua und ihre Dienerin in Sicherheit wüßte. Möglich wäre es allerdings, daß er am Rande der Lichtung warte, um die Rückendeckung für uns darzustellen.
Wir mußten noch eine ganze Weile warten, bis wir die Frau, die die Hütte zuerst verlassen hatte, über die Lichtung zurückkommen sahen. Wir versteckten uns hinter Vorhängen. Als die Frau die Vorhalle der Hütte betrat, blickte sie sich verwundert um; es mußte ihr merkwürdig vorgekommen sein, daß Zigus und sein Bruder nicht draußen im Grase lagen. Sie rief mehrmals deren Namen. Als keiner antwortete, rief sie nach Simba. Da sich auch die Dienerin nicht meldete, schien sie es mit der Angst zu tun zu bekommen, auf jeden Fall fand sie die Stille im Hause merkwürdig. Aus einer versteckten Rocktasche zog sie einen Revolver und näherte sich der Tür zum Hauptraum. Damit waren wir in ihren Rücken gekommen und traten hinter den Vorhängen hervor, als die Frau die Tür zum Hauptraum öffnete und sich erschrocken umblickte, da sie ihn leer fand.
„Guten Tagt" sagte in dem Augenblick Rolf laut
Lola Montua — das war die Frau — schaute in zwei Pistolenläufe, die auf sie gerichtet waren.
„Lassen Sie die Waffe fallen!" sagte Rolf mit Nachdruck, aber nicht unhöflich.
Hasserfüllt blickte die Frau uns an, zögerte, Rolfs Anweisung nachzukommen, ließ aber schließlich doch die Waffe zur Erde fallen.
„Danke schön!" meinte Rolf. „Bitte, nehmen Sie Platz. Im Sitzen können wir unsere Unterredung bequemer durchführen."
5. Kapitel
Lola Montua, die Bettlerkönigin
Bisher hatte die Frau kein Wort gesprochen. Erst als sie auf Rolfs Aufforderung hin in einem Sessel Platz genommen hatte, fragte sie:
„Wer sind Sie eigentlich, meine Herren, daß Sie es wagen, hier einzudringen und mich mit der Waffe zu bedrohen?"
„Ihre Gilde hat es Ihnen längst verraten, Frau Lola Montua. Sie wissen über uns recht gut Bescheid, Sie wissen auch, daß Herr Montua, der Kommandant von Soerabaja, uns ausgesandt hat, seine Frau zu suchen und zurückzuholen."
Lola Montua wurde bleich. Sie ahnte wohl, daß Jane Montua schon in Sicherheit war. So rasch aber ließ sie sich nicht einschüchtern.
„Sie haben sich nur in dem Punkt geirrt, meine Herren, daß Sie eine Lola Montua mit ein paar vorgehaltenen Pistolen überwältigen könnten. Meine Leute werden Sie nicht wieder nach Soerabaja zurücklassen."
„Augenblicklich haben wir hier zu bestimmen," erwiderte Rolf fest. „Ihre Diener liegen gefesselt im Keller. Die Eingeborenen, die Biskhots, werden so bald nicht hierherkommen."
Lola Montua biss sich auf die Lippen. Sie sah wohl ein, daß sie im Nachteil war. Da sie schwieg, fuhr Rolf fort:
„Was für Strafen auf Ihre Taten stehen, wissen Sie selbst sehr genau, ich brauche es Ihnen nicht zu erzählen. Ich nehme an, daß Sie eine Verwandte des Kommandanten sind. Die Namensgleichheit läßt es vermuten. Ich möchte deshalb versuchen, auch im Interesse des Kommandanten, einen Skandal zu vermeiden, wenn wir uns auf einem anderen Wege einigen können."
Lola Montua überlegte. In ihren Augen blitzte es auf, als sie fragte:
„Und Ihre Vorschläge, Herr Torring?"
„Zunächst müssen Sie uns den genauen Grund angeben, weshalb Sie die Verschleppung Frau Janes veranlassten. Dann möchte ich den Namen der Männer wissen, die den Begleiter Frau Montuas erschlagen haben."
Lola Montua sprang auf:
„Nichts werde ich Ihnen sagen!"
„Bitte, setzen Sie sich wieder, Frau Montua! Den Namen des Mörders kenne ich schon, ich wollte ihn nur durch Sie bestätigt haben!"
Über diese Worte Rolfs war selbst ich verblüfft.
„Sie wissen?" zischte Lola. „Dann sagen Sie ihn doch!"
„Kaufmann Liziona!" sagte Rolf mit Nachdruck.
„Das ist nicht wahr!" schrie die Frau auf.
Sie wollte aufspringen. Im gleichen Augenblick aber sah ich, wie in ihre Augen ein triumphierender Ausdruck trat. Sie schaute starr nach der Tür. Ich wollte mich umwenden. Da erhielt ich einen Hieb über den Kopf, daß ich bewußtlos zusammenbrach.
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