Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr
hinterlistiger Gegner
Als Ich erwachte, lag ich in einem dunklen Raum und konnte mich kaum bewegen, denn ich war kunstvoll gefesselt. Die Füße waren mir nach hinten gezogen, so daß sie fast an der Rückseite der Oberschenkel anlagen; Ich war „krumm geschlossen". Die Handgelenke waren an die Fußfesseln geknotet. Jede Bewegung bereitete mir große Schmerzen.
Einen Knebel trug ich nicht. Um mich bemerkbar zu machen, rief ich leise Rolfs Namen. Aber nicht Rolf, sondern Pongo antwortete mir.
„Masser Warren, Masser Torring noch besinnungslos."
„Wo sind wir, Pongo? Hast du schon einen Versuch gemacht, dich zu befreien?"
„Pongo sich nicht befreien können. Fesselung auch noch an Ring angeschlossen."
Das waren trübe Aussichten. Wie sollten wir hier wieder freikommen?
„Ist Wilson auch gefangen?"
„Pongo nicht wissen. Hier nur Massers Torring und Warren und Pongo."
Hoffentlich war der Detektiv nicht auch noch gefangen! Wenn er frei war, durften wir hoffen, irgendwann befreit zu werden. Vielleicht eilte er auf schnellstem Wege in die Stadt zurück, um seine Kameraden zu holen.
Nach einer halben Stunde erwachte Rolf. Auch seine erste Frage galt Wilson, aber wir konnten nicht feststellen, ob er sich ebenfalls im Raume befand.
Lange lagen wir so. Dann hörten wir schwere Schritte eine Treppe herunterkommen. Durch eine Ritze in der Tür drang heller Schein in unser Verlies. Ich blickte mich im Raume um. Tatsächlich! Da hinten lag Wilson, immer noch bewusstlos. Er schien mehr abbekommen zu haben als wir.
Zwei Riegel an der Tür wurden zurückgeschoben. Die Tür wurde geöffnet. Zwei Chinesen betraten den Kellerraum, um den es sich zweifellos handelte. Die Chinesen machten sich zuerst bei Pongo zu schaffen. Ich sah im Schein einer Laterne, daß seine Fußfesseln abgenommen wurden, während die auf den Rücken gezogenen Hände gefesselt blieben. Er mußte mit den Chinesen den Keller verlassen. Dabei nickte er uns aufmunternd zu.
Kaum waren die Chinesen fort, meldete sich Wilson, der inzwischen aus der Betäubung erwacht war. Er hatte fliehen wollen, aber die Diener Kaysers waren schneller gewesen. Sie hatten auch ihn überwältigt. Einen allerdings hatte er schwer angeschlagen.
Nach kurzer Zeit kamen die Chinesen zurück und holten Rolf. Beim dritten Male kam ich an die Reihe. Ich empfand es geradezu wohltuend, daß ich nicht mehr krumm geschlossen war und die Beine bewegen konnte. Die ersten Schritte fielen mir zwar schwer, aber nach kurzer Zeit konnte ich meine Glieder wieder gut bewegen, da das Blut schnell seinen regelmäßigen Kreislauf aufnahm.
Ich wurde in einen großen Saal geführt. In einer Ecke standen bereits Rolf und Pongo. Mein Freund deutete mir an, daß ich versuchen sollte, mich zwischen Pongo und ihn zu stellen.
Die beiden Chinesen blieben zu unserer Bewachung. Mindestens eine halbe Stunde verging. Wir mußten warten. Was würde mit uns geschehen? Da tat sich endlich die Tür zu einem Nebenraum auf. Der Halb-Chinese betrat den Raum. Er trug keinen Zopf, sondern hatte die Stirn mit einem schmalen Band umschlungen, das mit Abzeichen versehen war. Die beiden großen Chinesen verneigten sich tief vor ihm und warteten auf seine Befehle.
Das also war Kayser. Seine Gesichtszüge glichen fast denen eines Weißen, doch war der chinesische Einschlag unverkennbar, ein ausgesprochenes Mischblut.
Er stellte sich höhnisch lächelnd vor uns auf und betrachtete uns der Reihe nach. Wilson war nicht mit hierher gebracht worden. Wahrscheinlich hatte Kayser mit ihm etwas Besonderes vor.
„Sie wollten meinem Etablissement gestern schon einen Besuch abstatten, meine Herren," begann Kayser. „Ich freue mich, daß ich Ihnen jetzt meine Gastfreundschaft erzeigen kann. Ihr Kapitän hat Ihnen sicher schon viel von mir erzählt. Passen Sie auf! Ich mache Ihnen einen Vorschlag:
Ich werde Ihnen gar nichts tun, Sie aber müssen mir versprechen, die Stadt sofort zu verlassen und sich nicht mehr um meine Angelegenheiten zu kümmern. Der Polizei dürfen Sie natürlich auch nicht Bericht erstatten, weder in Haipong noch anderswo. Wenn Sie mir darauf Ihr Ehrenwort geben, sind Sie sofort frei. Ich weiß, daß die Herren Torring und Warren ein gegebenes Ehrenwort nicht brechen."
„Wir sind bereit, auf Ihre Bedingungen einzugehen," sagte Rolf nach kurzer Überlegung, „wenn Sie auch
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