Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr
an den großen Schreibtisch, wodurch er uns den Rücken zudrehte. Besser hätten wir es gar nicht treffen können.
Kayser holte einzelne Papiere aus den Schreibtischfächern und begann zu arbeiten. Dann öffnete er ein Geheimfach, in dem er etwas suchte.
Den Augenblick benutzte Rolf, rasch hinter ihn zu treten und ihm den kühlen Lauf der Pistole, Walkers Pistole, an die Schläfe zu setzen.
Der Halb-Chinese saß wie gelähmt da. Er sagte kein Wort. Unheimlich klang in der Stille Rolfs Stimme:
„Guten Tag, Herr Kayser! Die Krokodile haben uns nicht gefressen. Jetzt sind Sie in unserer Gewalt!"
„Erbarmen! Erbarmen!" winselte Kayser. „Ich wollte Sie nicht töten, sondern nur erschrecken, damit Sie mir das Versprechen geben sollten."
„Antworten Sie, Herr Kayser! Wo halten Sie Wilson versteckt?"
„Im Keller bewacht ihn mein Tiger. Ich will hinuntersteigen und ihn heraufholen."
„Das könnte Ihnen so gefallen! Hans, fessele ihn bitte!"
Ich kam der Bitte Rolfs sofort nach und zwängte Kayser auch einen Knebel in den Mund. Im Schreibtisch fanden wir unsere Waffen und unser sonstiges Eigentum, im Geheimfach Schriftstücke, die gewiß wertvoll waren und Kayser überführen könnten. Rolf steckte sie zu sich, um sie später der Polizei zu übergeben.
Mit schußbereiten Pistolen durchsuchten wir das Haus. Wir fanden keinen Menschen und gelangten schließlich in den Keller. In einem zellenartigen Raum entdeckten wir Wilson, dem wir sofort die Fesseln abnahmen. Wir erzählten ihm, was sich inzwischen ereignet hatte. Rolf übergab ihm seine Pistole, die auch im Schreibtisch gelegen hatte.
Danach eilten wir wieder empor in das Zimmer, in dem wir Kayser gefesselt zurückgelassen hatten. Ehe wir die Tür öffneten, hörten wir drinnen des Halb-Chinesen Stimme. Mit wem unterhielt er sich? Mit einem Diener? Nein! Er gab dem Tiger Anweisungen.
Vorsichtig öffnete Rolf die Tür einen Spalt breit. Ich konnte mit ins Zimmer sehen und erschrak. Kayser war es gelungen, sich zu befreien.
„Ich warne Sie, einzutreten, meine Herren!" brüllte Kayser uns entgegen. „Milong, greif an!" rief er dem Tiger zu.
Rolf riß die Tür ganz auf und feuerte gleichzeitig drei Schüsse in rascher Folge auf den Tiger ab, der im Sprung zusammen knickte, auch von einer meiner Kugeln getroffen. Meine zweite Kugel ging fehl, denn Wilson hatte mich angestoßen. Er stürzte sich auf Kayser. Sein Zorn war begreiflich.
Kayser gelang es, die Tür zu erreichen. Wilson stürmte ihm hinterher. Der Tiger zuckte noch ein paarmal und lag dann still. Ich eilte Wilson hinterher. Mit Abstand folgte Rolf.
Über Gänge und Treppen ging es. Plötzlich waren wir in dem Raum, in dem die Öffnung zu dem Schacht war. Der Schacht stand offen. Kayser war so im Schwung, und Wilson war so dicht hinter ihm her, daß der Besitzer der Opiumhöhle nicht mehr bremsen konnte. Er rutschte mit hoher Geschwindigkeit in den Schacht hinein.
Als wir wieder unten bei Pongo waren, berichtete uns der schwarze Riese, daß Kayser mit solcher Geschwindigkeit gestürzt gekommen wäre, daß er ihn nicht hätte abfangen können. Er versank im dunklen Wasser des Kanals, in dem sich die Krokodile tummelten, deren Beute er wurde.
So hatte Kayser seine verdiente Strafe erhalten. Walker nahmen wir im Kahn mit und übergaben ihn der Polizei.
Das Wiedersehen zwischen Bruder und Schwester Wilson am Sampan war so herzlich, daß wir wegschauten, um nicht Zeuge vertrauter geschwisterlicher Gefühle zu werden.
übrigens war es draußen schon heller Tag. So schnell wie möglich fuhren wir nach Haiphong zurück. Sofort nach der Ankunft begaben wir uns zum Polizeipräisdenten, der nicht schlecht staunte, als wir mit knappen Worten einen sachlichen Bericht erstatteten. Die Geheimdokumente, die Rolf dem Schreibtischfach entnommen hatte, bewiesen klar Kaysers Schuld.
Der Polizeichef organisierte sofort eine großangelegte Razzia gegen Kaysers Etablissement. Der dicke Wirt in dem kleinen Restaurant auf dem Wege zum Chinesenviertel wurde gezwungen, die Anschrift der Opiumhöhle zu geben.
Die Diener des Etablissements waren rasch überwältigt. Drei Mädchen konnten wir mit Hilfe der Polizei in der Opiumhöhle befreien.
Zum Schluss tauchte noch ein Chinese auf. Als ich ihn sah, rief ich unwillkürlich: „Ho Mong!"
Er hatte die Leitung der Opiumhöhle
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