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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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entflammt, und es gibt eine Explosion.
    Selbst Tragisches muß gewisse Traditionen beachten, deshalb rollt ein
    brennendes Rad aus dem lodernden Durcheinander.

    Ein anderes Blatt. Eine Zeichnung, angefertigt von einem siebenjährigen
    Mädchen. Ganz schwarz. Frau Anstand rümpfte die Nase. Nicht daß
    dem Kind etwa nur schwarze Stifte zur Verfügung gestanden hätten. Im
    Internat für junge Damen in Quirm herrschte kein Mangel an teuren
    Buntstiften.

    Stille folgt auf das Knacken und Zischen der letzten Glut.
    Ein Beobachter beobachtet.
    Schließlich dreht er sich um und sagt zu jemandem in der Dunkelheit:
    JA, ICH HÄTTE ETWAS UNTERNEHMEN KÖNNEN.
    Dann reitet er fort.

    Einmal mehr kramte Frau Anstand in den Unterlagen. Unruhe und Ner-
    vosität plagten sie – typische Empfindungen von jemandem, der viel mit
    diesem besonderen Mädchen zu tun hatte. Meistens sorgte das Papier
    dafür, daß sie sich besser fühlte. Weil es verläßlicher war.

    Und dann die Sache mit dem… Unfal .
    Frau Anstand sah sich dann und wann mit der Notwendigkeit kon-
    frontiert, solche Nachrichten zu übermitteln. Das gehört zum Berufsrisi-
    ko, wenn man ein großes Internat leitet. Die Eltern vieler Mädchen wa-
    ren häufig geschäftlich unterwegs, und manchmal gingen sie Geschäften
    nach, die einerseits hohen Profit versprachen und andererseits das Risiko
    mit sich brachten, unsympathischen Leuten zu begegnen.
    Frau Anstand wußte, worauf es in solchen Situationen ankam. Es war
    eine schmerzliche Angelegenheit, die ihren vorherbestimmten Lauf
    nahm. Verblüffung, Schock und Tränen ließen sich nicht vermeiden,
    doch irgendwann ging es zu Ende. Früher oder später wurden al e damit
    fertig. Im Bewußtsein von (mehr oder weniger) intelligenten Wesen
    schien es eine Art Drehbuch zu geben – das Leben ging weiter.
    Dieses Kind aber hatte einfach nur dagesessen und Frau Anstand mit
    Höflichkeit entsetzt. Sie war keine unfreundliche Frau, obwohl sie im Verlauf von vielen Jahren auf dem Herd von Bildung und Erziehung ausge-
    trocknet war. Allerdings legte sie großen Wert auf Gewissenhaftigkeit
    und – wie ihr Name bereits andeutet – Anstandsformen. Sie wußte, wie
    es ablaufen sol te, und deshalb ärgerte sie sich, als es nicht so ablief.
    »Äh… wenn du allein sein möchtest, um zu weinen…«, sagte sie in
    dem Versuch, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken.
    »Würde das etwas helfen?« fragte Susanne.
    Es hätte Frau Anstand geholfen.
    Sie war nur imstande gewesen zu bemerken: »Ich frage mich, ob du
    meine Worte wirklich verstanden hast.«
    Das Mädchen hatte an die Decke geblickt, als hätte es ein schwieriges
    Algebraproblem zu lösen. Schließlich erwiderte es: »Ich glaube, ich werde
    sie verstehen.«
    Susanne schien bereits über alles Bescheid gewußt und sich damit ab-
    gefunden zu haben. Frau Anstand hatte die Lehrerinnen gebeten, Susan-
    ne aufmerksam im Auge zu behalten. Das sei sehr schwierig, bekam sie
    zur Antwort, weil…

    Jemand klopfte so zaghaft an die Tür des Arbeitszimmers, als wollte er
    eigentlich gar nicht gehört werden. Frau Anstand kehrte in die Gegen-
    wart zurück.
    »Herein«, sagte sie.
    Die Tür schwang auf.
    Susanne verursachte nie ein Geräusch. Die Lehrerinnen hatte darauf
    mehrmals hingewiesen. Es sei unheimlich, meinten sie. Das Mädchen
    erscheine immer dann, wenn man überhaupt nicht damit rechnete.
    »Ah, Susanne.« Ein unsicheres Lächeln huschte über Frau Anstands
    Gesicht wie ein nervöses Zucken in der Miene eines Schafs. »Bitte setz
    dich.«
    »Ja, Frau Anstand.«
    Frau Anstand schob die Blätter hin und her.
    »Susanne…«
    »Ja, Frau Anstand?«
    »Es betrübt mich sehr, feststel en zu müssen, daß du schon wieder Un-
    terricht versäumt hast.«
    »Ich verstehe nicht, Frau Anstand.«
    Die Rektorin beugte sich vor. Sie gestand es sich nur sehr ungern ein,
    aber… dem Mädchen haftete etwas Abstoßendes an. In der Schule kam
    Susanne bestens zurecht, zumindest in den Fächern, die sie interessier-
    ten. Aber damit hatte es sich auch schon. Ihre Leistungen glänzten auf
    die gleiche Weise wie ein Diamant: scharf und kühl.
    »Hast du es wieder… getan? Muß ich dich an dein Versprechen erin-
    nern, endlich damit aufzuhören?«
    »Frau Anstand?«
    »Du bist wieder unsichtbar geworden, stimmt’s?«
    Susanne errötete. Ebenso Frau Anstand, wenn auch nicht ganz so auf-
    fällig. Es ist doch lächerlich, dachte sie. Lächerlich und verrückt. Es … O nein…
    Sie drehte

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