Romana Exklusiv 0172
„Und was noch mehr zählt, ich bin der erste Mann für dich gewesen, Harriet, und das allein ist schon ein Privileg. Als ich nach deinem Abflug von Pisa nach Fortino zurückgefahren bin, konnte ich an nichts anderes denken. Ich habe wirklich alles versucht, aber es war sehr schwer, zu verdrängen, wie sehr ich die Frau begehre, die ich für Rosa gehalten habe.“
Harriet wandte sich schnell ab, bevor er sehen konnte, wie sehr sie sich darüber freute. „Da du gerade von Rosa sprichst … Wir sollten uns jetzt wieder im Wohnzimmer blicken lassen“, sagte sie zögernd.
Leo seufzte und nahm ihr das Tablett ab. „Ich wünschte, du würdest nachher mit mir zu Abend essen, Harriet. Aber an einem solchen Tag ist das wohl unmöglich. Wenn ich nächste Woche zur Hochzeitsfeier wiederkomme, musst du allerdings nur für mich da sein.“
Kurz darauf sprach Leo kurz mit seiner Großmutter, die wiederum Rosa einen Wink gab, dass es Zeit wurde, sich zu verabschieden.
Rosa, die sich gerade angeregt mit Kitty unterhalten hatte, bemerkte reumütig: „Du willst sagen, wir haben Claire und Harriet nun lange genug belästigt, oder?“
Signora Fortinari lächelte nur. Im Nu herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung. Die Signora musste versprechen, die Fosters vor Rosas Hochzeit noch einmal zu besuchen.
„Gute Nacht, mein Kind“, sagte sie und umarmte Harriet herzlich zum Abschied. „Pass gut auf deine charmante Mutter auf. Bis bald.“
In der Aufregung bemerkte niemand, dass Leo Harriets Hand so fest hielt, dass sie schmerzte. Die Familie Foster, die ihre Gäste noch zum Wagen gebracht hatte, kehrte ins Haus zurück. Verstohlen rieb Harriet sich die schmerzende Hand und nickte dankbar, als Tim sich erbot, das schmutzige Geschirr zu spülen, und vorschlug, Tee zu machen oder einen Drink zu mixen.
„Wenn ihr hört, was ich euch zu sagen habe, könnt ihr sicher einen starken Drink vertragen“, erklärte Claire und seufzte.
Kitty sah sie erstaunt an. „Warum, Mutter? Was ist denn los?“
Doch Claire wartete, bis das Wohnzimmer aufgeräumt war. Dann setzte sie sich mit ihren Töchtern hin. Tim war so taktvoll, sie allein zu lassen.
„Ich erzähle ihm die Neuigkeiten nachher, wenn wir im Bett sind“, sagte Kitty und legte die Beine hoch. „Nun mal los, Mutter! Mach es nicht so spannend.“
„Zuerst muss ich mich bei dir entschuldigen, Harriet, weil ich die ganze Woche wie in Trance war“, begann Claire. „Aber ich hielt es für besser, euch mein Geheimnis erst nach der Beerdigung anzuvertrauen.“
„Was denn für ein Geheimnis?“ Kitty sah ihre Mutter neugierig an.
„Nach Harriets Abreise nach Italien hat Mutter darüber geklagt, dass sie sich schlechter fühle. Ich dachte, sie wollte einfach, dass ich mehr Zeit mit ihr verbringe, und habe mit ihr ferngesehen und ihr vorgelesen. Am späten Samstagabend hat sie mir dann plötzlich gesagt, sie müsse mir etwas mitteilen, und hat mich um ihre Handtasche gebeten. Dann hat sie einen Brief herausgenommen.“
„Ihr Testament?“, fragte Kitty aufgeregt. „Nicht, dass sie etwas zu vererben gehabt hätte.“
„Nun unterbrich Mutter doch nicht dauernd, Kitty“, bat Harriet ungeduldig. „Was stand in dem Brief?“
Eigentlich hatte Claire den Brief erst nach dem Tod von Enid Morris finden sollen. So hatte die alte Dame es vorgesehen, hatte dann jedoch ihre Meinung geändert und plötzlich den dringenden Wunsch verspürt, ihr Gewissen zu erleichtern.
„Es war ein komisches Gefühl“, erzählte Claire. „Da saß ich am Bett meiner Mutter und las in dem Brief, dass sie überhaupt nicht meine Mutter war.“ Sie lächelte Harriet verlegen an. „Um es kurz zu machen, ich wurde adoptiert, nicht du, Liebes.“
„Du meine Güte!“ Kitty war fassungslos. „Und Grandma hat nie etwas angedeutet?“
Claire schüttelte den Kopf. „Ich kann es auch noch nicht glauben, aber es ist tatsächlich so.“
Harriet staunte. „Ich finde das merkwürdig. Du siehst Grandpa doch so ähnlich.“
„Kein Wunder, er war ja auch mein leiblicher Vater. Und dies hier ist meine Mutter.“ Claire nahm einen Umschlag aus ihrer Handtasche und reichte Harriet das Foto eines dunkelhaarigen jungen Mädchens in einem langen Kleid mit Schrägstreifen und weiten Ärmeln.
„He, das könntest du sein, Schwesterherz – im Stil der dreißiger Jahre“, sagte Kitty, die Harriet über die Schulter blickte.
„Kennst du ihren Namen?“, fragte Harriet aufgeregt.
„Chiara Russo.“ Claire
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