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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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lag also nicht wach, weil ihr kalt war, und doch wollte der Schlaf nicht kommen.
    Lange lag sie so da, und ihr war nicht so froh zumute, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber durch die Höhlenöffnung sah sie den hellen, kühlen Frühlingshimmel, und sie hörte das Rauschen des Flusses tief unten in seinem Bett und das half ihr.
    Derselbe Himmel ist über der Mattisburg, dachte sie, und derselbe Fluß, den ich daheim gehört habe, rauscht auch hier. Und da schlief sie ein.
    Beide wurden wach, als die Sonne hinter dem Fluß über die Bergrücken stieg.
    Glühend rot trat sie aus dem Morgennebel und leuchtete wie ein Brand über den Wäldern nah und fern.
    »Ich friere mich blau«, sagte Birk. »Aber am kältesten ist es ja beim Morgengrauen, dann wird es allmählich wärmer. Ist es nicht ein Trost, daß man das weiß?«
    »Ein Feuer wäre ein besserer Trost«, meinte Ronja. Auch sie zitterte vor Kälte.
    Birk fachte die Glut an, die noch unter der Asche glomm, und dann saßen sie an ihrem Feuer und aßen ihr Brot und tranken die Ziegenmilch, die Ronja in ihrer Holzflasche mitgebracht hatte. Als sie den letzten Schluck getrunken hatten, sagte Ronja:
    »Von jetzt an gibt es nur noch Quellwasser zu trinken und nichts anderes.«
    »Davon wird man nicht fett«, sagte Birk. »Aber wir sterben auch nicht daran!«
    Sie sahen sich an und lachten. Ihr Leben in der Bärenhöhle würde hart werden, das wußten sie, doch das nahm ihnen nicht den Mut. Ronja erinnerte sich nicht einmal daran, daß sie in der Nacht traurig gewesen war. Sie beide waren satt und warm, der Morgen war so hell, und sie waren frei wie die Vögel. Erst jetzt schienen sie es ganz zu begreifen. Alles, was in der letzten Zeit schwer und bedrückend gewesen war, lag nun hinter ihnen, und sie nahmen sich vor, es zu vergessen, nie mehr daran zu denken.
    »Ronja«, sagte Birk, »begreifst du, daß wir frei sind? So frei, daß man vor Lachen platzen könnte?«
    »Ja, und dies hier ist unser Reich«, sagte Ronja. »Keiner kann es uns nehmen und uns daraus vertreiben.« Sie blieben am Feuer sitzen, während die Sonne stieg, und unter ihnen rauschte der Fluß, und ringsum erwachte der Wald. Die Baumwipfel wiegten sich sachte im Morgenwind, der Kuckuck rief, irgendwo in der Nähe hämmerte ein Specht an einem Kiefernstamm, und drüben am Fluß trat eine Elchfamilie aus dem Wald. Und da saßen sie beide, und ihnen war, als gehöre ihnen all dies, der Fluß und der Wald und alles Leben, das es dort gab.
    »Halt dir die Ohren zu, denn jetzt kommt mein Frühlingsschrei«, sagte Ronja.
    Und sie schrie, daß es von den Bergen widerhallte. »Etwas wünsche ich mir mehr als alles andere«, sagte Birk. »Daß es mir gelingt, meine Armbrust zu holen, bevor du mit deinem Schrei die Wilddruden anlockst.« »Holen... woher denn?«fragte Ronja. »Aus der Borkafeste?«
    »Nein, aber aus dem Wald«, sagte Birk. »Alles konnte ich nicht auf einmal tragen. Und darum hab ich mir ein Versteck in einem hohlen Baum gemacht, und dort liegt so manches, was ich noch holen werde.«
    »Mattis hat mir noch keine Armbrust geben wollen«, sagte Ronja. »Aber ich kann mir einen Bogen schnitzen, wenn du mir dein Messer leihst.«
    »Ja, aber gib gut darauf acht. Es ist das Kostbarste, was wir besitzen. Denk daran! Ohne Messer sind wir im Wald verloren.«
    »Es gibt noch mehr Dinge, ohne die wir im Wald verloren sind«, sagte Ronja.
    »Einen Kübel zum Wasserholen, hast du daran gedacht?« Birk lachte.
    »Daran gedacht hab ich schon. Aber Denken allein trägt noch kein Wasser.«
    »Und darum ist es gut, daß ich weiß, wo ich uns einen holen kann«, sagte Ronja.
    »Wo denn?«
    »Bei Lovis' Heilquelle. Im Wald unter der Wolfsklamm. Gestern hat sie Sturkas hingeschickt, er sollte Heilwasser holen, Glatzen-Per braucht es für seinen Magen. Aber Sturkas wurde von ein paar Wilddruden gejagt und kam ohne Kübel nach Hause. Den muß er heute holen, dafür sorgt Lovis schon, glaub mir!
    Aber wenn ich mich beeile, schaff ich es vielleicht vor ihm.«
    Und beide beeilten sich. Auf leichten Füßen liefen sie den weiten Weg durch den Wald und holten, was sie brauchten. Es dauerte lange, bis sie wieder zurück waren in der Bärenhöhle, Ronja mit dem Kübel und Birk mit seiner Armbrust und allerlei anderen Dingen aus dem Baumversteck. Er reihte alles auf der Felsplatte vor der Höhle auf, um Ronja zu zeigen,was er hatte. Eine Axt, einen Wetzstein, einen kleinen Kessel, Fischfanggeräte, Schlingen zum Vogelfang,

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