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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Bündel und warf es sich über die Schulter. »Sagt Lovis, daß sie sich nicht allzusehr sorgen und grämen soll. Ich bin ja im Wald zu finden, falls sie mich suchen
    sollte.«
    »Und was sollen wir Mattis sagen?« fragte Tjorm.
    »Nichts«, sagte Ronja mit einem Seufzer.
    Dann ging sie. Tjegge und Tjorm sahen ihr stumm nach, bis sie hinter der Wegbiegung verschwunden war.
    Mittlerweile war es Nacht geworden, und der Mond stand hoch am Himmel.
    Ronja ruhte am Weiher aus, sie saß auf einem Stein und spürte die große Stille in ihrem Wald. Sie lauschte, hörte aber nichts anderes als Stille. Der Wald in der Frühlingsnacht schien voller Geheimnis zu sein, voll Zauber und allerlei Wundersamem und Uraltem. Auch alles Drohende und Gefährliche war wohl jetzt da, aber Ronja fürchtete sich nicht. Wenn nur die Wilddruden nicht auftauchen, dann bin ich hier genauso geborgen wie in der Mattisburg, dachte sie. Der Wald ist mein Heim, er ist es seit je gewesen, und umso mehr jetzt, wo ich kein anderes Heim mehr habe, ist er es ganz und gar.
    Der Weiher lag dort so schwarz, nur ein schmaler Mondstreifen fiel über das dunkle Wasser. Es war schön, und Ronja freute sich über diesen Anblick. Ach, es war schon sonderbar, «als man gleichzeitig froh und traurig sein konnte. Traurig war sie wegen Mattis und auch wegen Lovis. Aber froh war sie über alles Verzauberte, Schöne und Stille ringsum in der Frühlingsnacht.
    Hier im Wald würde sie also fortan leben. Mit Birk. Jetzt fiel ihr ein, daß er in der Bärenhöhle auf sie wartete. Warum saß sie dann noch hier und grübelte?
    Sie stand auf und nahm ihr Bündel. Es war ein weiter Weg bis zu ihrem Ziel und dorthin gab es weder Weg noch Steg. Aber sie wußte, wie sie zu gehen hatte. So wie Tiere es wissen und alle Rumpelwichte und Dunkeltrolle und Graugnomen des Waldes es wissen.
    Ruhig wanderte sie durch den Mondscheinwald dahin, zwischen Kiefern und Fichten, durch Blaubeergestrüpp und Moos, vorüber am Moor, wo der Gagelstrauch duftete, und vorüber an schwarzen Tümpeln von bodenloser Tiefe.
    Sie kletterte über bemooste Windbrüche und watete durch kleine rieselnde Bäche, quer durch den Wald wanderte sie auf die Bärenhöhle zu, ohne sich zu verlaufen. Auf einem großen Stein sah sie Dunkeltrolle im Mondschein tanzen.
    Das taten sie nur in Mondscheinnächten, hatte Glatzen-Per erzählt. Ronja blieb eine Weile stehen und sah ihnen zu, ohne daß sie sie bemerkten. Ein seltsamer Tanz war es. Bedächtig und plump wiegten sie sich im Kreis und brummten dabei so sonderbar. Es sei ihr Frühlingslied, hatte Glatzen-Per gesagt und versucht, ihr vorzumachen, wie die Trolle brummen. Aber was sie jetzt hörte, klang ganz anders, so uralt und schwermütig.
    Als sie an Glatzen-Per dachte, mußte sie auch an Mattis und Lovis denken, und es tat weh.
    Doch das alles war vergessen, als sie schließlich ankam und das Feuer sah. Ja, Birk hatte auf der Felsplatte vor der Grotte ein Feuer entzündet damit sie in der kühlen Frühlingsnacht nicht froren. Es loderte und flammte, sie hatte es schon von weitem gesehen und daran denken müssen, was Mattis immer sagte.
    »Wo es ein Heim gibt, da gibt es auch ein Feuer!«
    Und wo es ein Feuer gibt, da gibt es wohl auch ein Heim, dachte Ronja. Die Bärenhöhle würde ihr Heim sein!
    Und da saß jetzt Birk in aller Ruhe am Feuer und aß geröstetes Fleisch. Er spießte ein Fleischstück auf ein Stöckchen und reichte es ihr.
    »Ich warte schon lange«, sagte er. »Iß jetzt, bevor du das Wolfslied singst!«

11.
    NACHDEM SICH BEIDE AUF IHREN LAGERN AUS TANNENREISIG ausgestreckt hatten, versuchte Ronja für Birk das Wolfslied zu singen. Aber bei dem Gedanken daran, wie Lovis es allabendlich für sie und Mattis gesungen hatte, als auf der Mattisburg noch alles beim alten gewesen war, überkam sie eine so schmerzliche Sehnsucht, daß sie nicht weitersingen konnte.
    Und Birk war auch schon fast eingeschlafen. Er hatte sich den ganzen Tag, während er auf Ronja wartete, mit dem Säubern der Grotte abgemüht. Danach hatte er trockenes Brennholz und Tannenzweige für das Lager aus dem Wald herbeigeschleppt. Ein arbeitsreicher Tag war es gewesen, und bald schlief er.
    Ronja aber lag noch wach. In der Höhle war es dunkel und kalt, doch sie fror nicht. Birk hatte ihr ein Ziegenfell über das Reisiglager gebreitet, und von daheim hatte sie ihre Bettdecke aus Eichhörnchenfell mitgenommen. Sie war weich und warm, und man konnte sich gemütlich hineinkuscheln. Sie

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