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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Lichtung vor der Wolfsklamm standen die Mattisräuber und die Borkaräuber bereits mit ihren Speeren und bildeten eine Wehr um Mattis und Borka. Jetzt würde es sich zeigen und erweisen, wer sich am besten zum Häuptling eignete. Auf einem Felsen in der Nähe saß Glatzen-Per in ein Fell gehüllt. Wie eine alte, zerrupfte Krähe sah er aus, aber seine Augen leuchteten vor Erwartung, und er verfolgte mit Eifer, was dort unten geschah.
    Die Kämpfer hatten sich bis aufs Hemd ausgezogen und trampelten jetzt barfuß auf dem gefrorenen Boden herum. Sie befühlten und drückten ihre Armmuskeln und schlenkerten mit den Beinen, um sich geschmeidig zu machen. »Du siehst blau um die Nase aus, Borka«, sagte Mattis. »Aber ich versprech dir, daß dir bald warm wird!« »Und ich versprech dir die gleiche Wohltat«, beteuerte Borka. Bei den Bärenkämpfen waren alle üblen Kniffe und Griffe erlaubt. Man durfte brechen und biegen und zerren und reißen und kratzen und beißen, sogar mit dem nackten Fuß durfte man treten, jedoch nicht ins Gemächt. Das galt als Schandtat.
    Und wer sich zu so etwas herabließ, hatte den Kampf verloren.
    Jetzt gab Fjosok das erwartete Zeichen, jetzt sollte der Kampf beginnen, und mit großem Geschrei stürzten Mattis und Borka aufeinander los und begannen zu ringen. »Mir ist es ein großer Kummer«, sagte Mattis und schlang seine Bärenpranken um Borkas Leib, »daß du so ein Hosenschisser bist« - hier drückte er zu, doch nur so fest, daß Borka zu schwitzen begann - »sonst hätte ich dich vielleicht schon längst zu meinem Unterhäuptling gemacht« - er drückte fester, mit neuem, jetzt erbarmungslosem Griff - »und brauchte dir nicht den Nierentalg rauszupressen« - hier packte er zu, daß Borka röchelte.
    Doch nachdem Borka genug geröchelt hatte, rammte er seinen harten Schädel voll Wucht gegen Mattis' Nase, daß das Blut nur so spritzte - »Und mir ist es ein großer Kummer«, sagte Borka, »daß ich dir die Fresse verschandeln muß« - hier stieß er erneut zu - »denn du warst ja schon vorher so potthäßlich« - jetzt packte er Mattis an einem Ohr und riß daran. »Zwei Ohren? Brauchst du mehr als eins?«
    fragte er und riß noch einmal daran, so daß sich das Ohr ein bißchen vom Kopf löste. Er rutschte jedoch ab, als Mattis ihn im selben Augenblick zu Boden warf und ihm seine eisenharte Pranke aufs Gesicht drückte, so daß es sehr viel platter wurde als vorher. »Und mir tut es über die Maßen leid«, sagte Mattis, »daß ich dich so zermatschen muß, daß Undis jedesmal die Tränen kommen, wenn sie dich bei Tageslicht sieht!« Er drückte wieder, doch jetzt bekam Borka die Kante von Mattis' Hand zwischen die Zähne und biß zu. Mattis brüllte auf. Er versuchte die Hand loszureißen, aber Borka hielt sie so lange mit den Zähnen fest bis ihm der Atem ausging. Er spuckte Mattis ein paar Hautfetzen ins Gesicht. »Da, das kannst du deiner Katze mitbringen«, sagte er, keuchte dabei jedoch heftig, denn jetzt lag Mattis mit seinem ganzen Gewicht auf ihm. Und bald erwies sich, daß Borka, auch wenn er starke Zähne hatte, sich an sonstiger Stärke nicht mit Mattis messen konnte.
    Nachdem der Kampf vorüber war, stand Mattis als Häuptling da. Blutig im Gesicht und in einem Hemd, dessen Reste ihm in Fetzen um den Leib flatterten, doch gleichwohl jeder Zoll ein Häuptling. Das mußten alle Räuber zugeben, auch wenn es einigen schwerfiel, ganz besonders Borka. Borka war übel zugerichtet.
    Er war den Tränen nahe, und darum wollte Mattis ihm gern ein paar Trostworte sagen. »Bruder Borka, ja, von jetzt an sind wir Brüder«, sagte er. »Name und Ehre eines Häuptlings behältst du dein Leben lang, und deine Männer regierst du selber, aber vergiß nie, daß Mattis der mächtigste Räuberhauptmann in allen Bergen und Wäldern ist, und von jetzt an gilt mein Wort vor deinem, das weißt du!«
    Borka nickte stumm, besonders gesprächig war er in diesem Augenblick nicht.
    Noch am selben Abend gab Mattis für alle Räuber der Mattisburg, sowohl für die eigenen als auch für Borkas Männer, ein Gastmahl in der Steinhalle, ein prächtiges Fest mit Speisen in Überfluß und sehr viel Bier.
    Im Laufe des Abends verbrüderten sich Mattis und Borka immer mehr. Bald lachend und bald weinend saßen sie an der langen Tafel nebeneinander und tauschten Kindheitserinnerungen aus. Wie sie im alten Schweinestall gemeinsam Ratten gejagt hatten und allerlei anderer Unfug, den sie getrieben hatten, fiel

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