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199 - Schlacht der Giganten

199 - Schlacht der Giganten

Titel: 199 - Schlacht der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Sie standen in etwa tausend Meter Höhe auf dem Gipfel eines der Felsen, die den Wandler in einem Umkreis von einigen Dutzend Kilometern umgaben. Von hier aus konnte man über das Niveau des Westufers blicken. Vor weniger als zwei Planetenumkreisungen hatte der Felsgipfel noch unter Wasser gelegen und war nicht mehr als ein Riff im Kratersee gewesen.
    Jetzt war der Kratersee so gut wie leer, und frühere Riffe, Untiefen, Gräben und Senken bildeten eine schroffe Gebirgslandschaft.
    Die Sonne schob sich jetzt aus der rot flammenden Wolkenbank tief im Westen und berührte den Horizont.
    (Vielleicht kann ein einzigartiger Tag wie dieser nur auf diese Weise zu Ende gehen), dachte Grao’sil’aana. Ein Tag, dem kein weiterer folgen würde. Jedenfalls hier, auf diesem Planeten nicht. Und wenn sie umkommen sollten, vielleicht auf keinem anderen Planeten des Universums.
    »Wir werden den Kampf überleben, glaub mir das, Grao’sil’aana.« Der neue Sol legte seine Rechte auf Grao’sil’aanas Schulter. »Ich spüre die tiefe Gewissheit in mir, dass wir nach diesem Kampf unversehrt zu einem neuen Ziel aufbrechen werden; zu einer Welt, wie Daa’mur eine war.«
    Manchmal fragte sich Grao’sil’aana, ob es möglicherweise zum Rang eines Sol dazugehörte, einen unverwüstlichen Optimismus an den Tag zu legen, wie Est’sol’bowaan ihn seit Neuestem pflegte. Sollte das so sein, würde er niemals ein Sol werden können. »Schön für dich, wenn du so zuversichtlich sein kannst«, sagte er.
    Normalerweise kommunizierten sie auf mentalem Weg.
    Doch seit etwa zwei Wochen benutzten sie, wenn sie abends auf diesem Felsgipfel standen und den Sonnenuntergang betrachteten, ihre Zungen und Stimmbänder. Möglicherweise taten sie das, weil sie genau wussten, dass die Tage ihrer Zungen und Stimmbänder gezählt waren.
    Grao’sil’aana sah hinunter ins Kraterbecken und zum Wandler. Da lag er, der schwarze Koloss, im Zentrum des einstigen Seebeckens, das er durch seinen Absturz vor mehr als 511 Jahren selbst geschaffen hatte.
    Viertausend Schritte entfernt erhob sich das Wandlermassiv aus dem Seegrund. Sogar für Grao’sil’aana sah er manchmal unheimlich aus. Nur etwa dreitausend seiner fast siebentausend Meter ragten aus Sand, Geröll und seichtem Wasser. Sein Massiv war fast acht Kilometer lang und mehr als sechs Kilometer breit.
    Von allen Seiten zogen sie zu ihm: ganze Völkerwanderungen von Daa’muren. An siebzig Stellen des Massivs gab es Rampen, über die man den Wandler ersteigen konnte. Die schroffen Einkerbungen seiner Oberfläche boten genug Platz und Halt für die gut dreißigtausend Daa’muren, die sich hier versammeln würden. Grao’sil’aana wusste es genau, weil Est’sol’bowaan ihn seit zwei Wochen über die Startvorbereitungen auf dem Laufenden hielt. Der neue Sol selbst leitete die vollständige Evakuierung der Daa’muren in der Umgebung des ehemaligen Kratersees.
    »Und wieder geht eine Epoche in unserer Geschichte zu Ende«, sagte Est’sol’bowaan.
    »Eine kurze«, erwiderte Grao’sil’aana.
    »Es wird nicht die letzte sein.«
    »Hoffen wir’s.« Und in Gedanken fügte Grao’sil’aana hinzu: (Die letzte Epoche, in der wir Daa’muren der Illusion frönten, unsere Geschicke selbst zu lenken.) Viel mehr sprachen sie nicht an diesem denkwürdigen Abend. Während die Sonne hinter dem Horizont versank, empfingen sie den Ruf des Wandlers. »Es ist Zeit«, sagte Est’sol’bowaan. »Er will, dass wir zu ihm kommen.«
    Der neue Sol und sein Vertrauter machten sich an den Abstieg. Grao’sil’aana kletterte voraus. Manchmal sprang er von Felsvorsprüngen über acht oder mehr Meter in Geröllhänge hinab, durch breite Kamine oder auf tiefer gelegene Felsvorsprünge. Manchmal blieb er stehen und spähte zum Westhorizont. Zu einem Drittel war die Sonne bereits dahinter versunken. Wenn sie im Osten wieder aufging, würde der Wandler abheben und nach Südosten fliegen. Ein Feind lauerte dort. Und Daa’tan wartete dort.
    Daa’tan…
    Grao’sil’aana verdrängte das Bild des Jungen aus seinem Geist. Er wollte vermeiden, dass der Sol seine Sorge spürte.
    Und seine heimlichsten Gedanken durfte er schon gar nicht erfahren…
    (Es wird nicht leicht, diesen Echsenkörper aufzugeben), dachte er, während er später am Fuß des Felsgipfels auf seinen Gefährten wartete. Est’sol’bowaan kletterte noch hundertfünfzig Meter über ihm in der Wand; zu weit entfernt, um sich über die Stimmbänder und die Zunge des

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