Rosenherz-berbKopie
hatten.
Er
erklärte ihnen die Lage. Er gab Anweisung, die Straße zu sperren
und die Rückseite des Hauses zu sichern.
Als
alle Vorbereitungen getroffen waren, näherten sie sich zu fünft dem
Hauseingang.
Je
zwei der SoKo-Leute postierten sich an der rechten und linken Grenze
des Grundstücks.
Die
Lampe im ersten Stockwerk des Hauses brannte noch immer.
Marthaler
zog seine Waffe. Dann klingelte er am Gartentor.
Als
das Licht im Haus ausgeschaltet wurde, duckte er sich hinter den
gemauerten Pfeiler des Gartenzauns.
Er
beugte den Oberkörper weit nach vorne, streckte die Hand aus und
klingelte noch einmal.
Dann
hörte er, wie ein Fenster geöffnet wurde.
«Ist
da jemand?»
Es
war die Stimme Hans-Jürgen Herrmanns.
«Kommen
Sie raus, Herrmann!», rief Marthaler. «Das Haus ist umstellt.
Kommen Sie mit erhobenen Händen raus!»
Der
Mann am Fenster fluchte. Drei Minuten lang herrschte Ruhe.
In
einem der gegenüberliegenden Häuser wurde eine Balkontür
geöffnet. Zwei Jugendliche kamen heraus, stellten sich an das
Geländer und beobachteten das Geschehen. Einer der beiden begann,
mit seinem Handy zu fotografieren.
«Verdammt
nochmal, verzieht euch!», zischte Marthaler ihnen zu.
Die
beiden maulten einen Moment, dann verschwanden sie wieder.
«Marthaler,
hören Sie zu!», brüllte Herrmann. Er hatte sich seitlich hinter
dem Fenster verschanzt. «Ich höre!»
«Kommen
Sie ins Haus! Ich werde mit Ihnen reden. Aber nur mit Ihnen!»
«Es
gibt nichts zu reden, Herrmann. Kommen Sie raus, und ergeben Sie
sich!»
«Wenn
ihr eine Aussage wollt, wenn ihr mich lebend haben wollt, dann macht
ihr, was ich sage», schrie Herrmann.
Geduckt
lief Marthaler zu den beiden SoKo-Leuten, die auf der linken Seite
des Grundstücks standen. Beide wirkten nervös.
«Verdammt
nochmal, wir hätten das SEK kommen lassen sollen», sagte der
Jüngere der beiden. Die Dienstwaffe in seiner Hand zitterte.
Marthaler
sah ihn an. «Wie heißen Sie?», fragte er.
«Reuter.
Florian Reuter. Aber ich ...»
«Nein,
Reuter! Ich habe das Sagen, und Sie halten jetzt den Mund. Ich will
hier keine Schießerei. Wir wissen nicht, ob er alleine im Haus ist.
Wir wissen nicht, ob er bewaffnet ist. Ich will diesen Mann haben!
Ich werde tun, was Herrmann verlangt. Es gibt nichts mit ihm zu
verhandeln, aber ich will, dass er sich ergibt.»
Reuter
duckte sich unter Marthalers Worten. Gleichzeitig verzog er trotzig
den Mund. «Sie wissen, dass das gegen die Vorschriften ist. Sie
wissen, dass Sie uns damit alle gefährden.»
«Okay»,
sagte Marthaler. «Sie geben mir jetzt Ihre Waffe und gehen zurück
zum Dienstwagen. Dort setzen Sie sich rein und warten, bis das hier
vorbei ist.»
Der
SoKo-Mann protestierte.
«Das
war keine Aufforderung zur Diskussion. Das war ein Befehl, Reuter!»,
herrschte Marthaler ihn an. «Haben Sie das verstanden?»
Florian
Reuter nickte. Marthaler nahm die SIG Sauer, die ihm der junge
Polizist nun hinhielt, und steckte sie unter sein Hemd in den
hinteren Hosenbund.
«Was
ist da los, Marthaler?», rief Herrmann von seinem Fenster.
«Ich
komme zu Ihnen!»
«Gehen
Sie bis ans Tor! Machen Sie keine unbedachten Bewegungen!»
Marthaler
ging zurück zum Gartentor.
«Legen
Sie Ihre Waffe auf den Boden!», rief Herrmann.
Marthaler
öffnete sein Holsten Er bewegte sich langsam. Vorsichtig zog er die
Pistole heraus und hielt sie gut sichtbar zwischen Daumen und
Zeigefinger. Er ging in die Hocke und legte sie auf den Bürgersteig.
Das
Fenster im oberen Stockwerk wurde geschlossen.
Kurz
darauf war das Summen des Türöffners zu hören.
Marthaler
durchquerte den Vorgarten. Über den schmalen Plattenweg ging er bis
zum Eingang. Er legte seine Hand auf den Griff der Haustür und
wartete.
Er
hörte Herrmann die Treppe herunterkommen.
Noch
einmal ertönte der Summer.
Als
Marthaler die Tür geöffnet hatte, sah er Herrmann am anderen Ende
der dunklen Diele stehen.
«Machen
Sie Licht, sonst komme ich nicht rein. Ich werde nicht im Dunklen mit
Ihnen reden.»
Herrmann
schaltete das Flurlicht ein.
Jetzt
sah Marthaler, dass er in der rechten Hand eine Pistole hielt.
Der Lauf war auf Marthalers Brust gerichtet.
«Folgen
Sie mir langsam ins Wohnzimmer!», sagte Herrmann. Er ging
rückwärts durch eine offene Tür und knipste die Deckenlampe an.
Marthaler
sah sich um. Der Raum wirkte verwahrlost. Es roch muffig. So, als sei
lange weder gelüftet noch staubgewischt worden. Vor dem Fenster
standen eine alte, wuchtige Couchgarnitur und
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