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0904 - Der Krieger der weißen Stadt

0904 - Der Krieger der weißen Stadt

Titel: 0904 - Der Krieger der weißen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Die Fäuste flogen.
    Der Boxer fragte sich ernsthaft, welcher Teufel ihn geritten haben mochte. Nie und nimmer hätte er einem Kampf über vier Runden zustimmen dürfen. Aber irgendwo musste er ja seine überschüssige Kraft ableiten.
    Vier Runden, das hörte sich doch harmlos an. Die Profis gingen über 12 Runden - ihm allerdings wackelten die Knie bereits am Ende von Runde zwei. Das hier war natürlich nur ein vereinsinterner Kampf, denn wer wollte schon einen Mittvierziger sehen, der die Chuzpe besaß, sich gegen ein gut 10 Jahre jüngeres Großmaul zwischen die Seile zu begeben. Wobei - das Großmaul war in diesem Fall dann doch wohl er gewesen, als er sich aus der Reserve hatte locken lassen.
    »Du musst mit deiner Energie irgendwo hin.« Seine Lebensgefährtin hatte ihn in diesen Boxclub geschickt, nachdem er ihr unvorsichtigerweise erzählt hatte, wie er in seiner Jugend als Boxer geglänzt hatte. Was eine leichte Übertreibung gewesen war. »Dort kannst du auf Sandsäcke einschlagen. Das ist sicher besser, als wenn du hier alles zugrunde reparierst.«
    Er hatte eingesehen, dass sie damit wohl ganz richtig lag.
    Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sein übermotivierter Gegner ihm in dieser dritten Runde weiterhin kräftig zusetzte. In dieser Sekunde wankte die Doppeldeckung, die er bislang mit Mühe aufrecht gehalten hatte. Und zwischen seine nicht mehr perfekt schützende Handschuhmauer hindurch sah er die linke Faust seines Kontrahenten direkt auf sein Kinn zu fliegen.
    Es schlug mächtig ein…
    Doktor Artimus van Zant, Physiker, Raumschiffpilot, genialer Tüftler und Krieger der weißen Stadt Armakath sah eine ganze Galaxie voller Sterne vor seinen Augen explodieren!
    Lass dich fallen und auszählen. Das reicht für heute…!
    Das sagte ihm sein Verstand - sein Körper hingegen hatte andere Pläne. Vielleicht war es der Krieger, der in ihm erwachte? Vielleicht auch das Erbe von Khira Stolt, seiner toten Gefährtin, die ihm im Sterben noch Fähigkeiten vermacht hatte, die sich heute teilweise als große Gefahr für ihn und seine Umwelt erwiesen hatten. Möglich, dass es auch nur gekränkte Eitelkeit war, die plötzlich eine Wende in diesem ungleichen Kampf herbei führte.
    Wie auch immer - sein Gegner sah sich mit buchstäblich einem Schlag einer unwiderstehlichen Box-Maschine gegenüber, die ihm keinerlei Chance mehr ließ. Artimus ließ sich von den Ringseilen zurück in die quadratische Arena federn. Mit einem rechten Schwinger öffnete er die Deckung seines Gegners, der für nur eine Sekunde vollkommen ohne jede Verteidigung war.
    Eine Sekunde reichte vollkommen aus.
    Van Zant war Linkshänder, boxte also in der Rechtsauslage. Zwei trockene Jabs krachten gegen die Stirn von Artimus' Widersacher. Dann kam die linke Gerade - und sie kam punktgenau.
    Mit allem hatte der Boxer wohl gerechnet, doch nicht damit, dass irgendwer nach und nach alle Lampen in der Halle auslöschte. So empfand er es jedenfalls, als er auf die Bretter ging.
    Artimus van Zant schaffte es immerhin noch bis zu seinem Hocker, doch auch für ihn fuhr die Welt Karussell. Sein Trainer klopfte anerkennende Sprüche, die den amerikanischen Südstaatler allerdings nicht so sehr interessierten. Er wusste auch von allein: wieder einmal hatte sein Instinkt über die Vernunft gesiegt. War es nicht auch genau das gewesen, was van Zant zum Ausstieg aus dem Zamorra-Team bewegt hatte?
    Wenn sich dieser Instinkt hochschaukelte, wenn er auf eine Situation prallte, die Lebensgefahr in sich trug, dann hatte Artimus sich nicht mehr unter Kontrolle. Und dann konnte der Splitter , Khira Stolts Erbe, aktiv werden. Dann blieb es nicht bei ein paar doch relativ harmlosen Schlägen in einem sportlichen Rahmen. Van Zant fürchtete sich davor.
    Er hörte, wie dicht neben ihm, außerhalb des Boxrings, jemand Beifall klatschte.
    »Reife Leistung, mein Freund.«
    Van Zant ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er hatte also doch richtig gesehen. Es war tatsächlich Professor Zamorra höchstpersönlich, der sich hier blicken ließ.
    Die Adresse hatte er sicher von Rola DiBurn erhalten.
    »Was ist, Herr Professor? Auch einmal ein oder zwei Ründchen gefällig?«
    Zamorra lachte. »Danke nein - nicht gegen den wilden Stier der Physik!«
    Artimus verließ den Ring und ging gemeinsam mit Zamorra zu den Umkleidekabinen. Zunächst wollte er diese Handschuhe los werden, dann eine ordentliche Dusche nehmen.
    Und anschließend würde er sich dann ganz bestimmt

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