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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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die ein Kollege im Soko-Innendienst aufgestöbert hatte: 2010 waren in Deutschland vermehrt Pferde mit infektiöser Anämie gemeldet worden. Die Fälle in Bayern, aber auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ließen sich durchweg auf Pferde zurückführen, die in Rumänien gekauft worden waren. Das wiederum drückte den Marktwert aller Pferde aus diesem Land, ob erkrankt oder nicht. Für rumänische Züchter war es der perfekte Deal, mithilfe von deutschen Zwischenhändlern ihre gesunden Tiere mit gefälschten Papieren zu verkaufen und damit zugleich einen besseren Preis zu erzielen. Offenbar hatte Hermann Ruff viel Geld damit verdient – und falls Thomas die Betrügereien seines Bruders aufgedeckt hatte und der Pferdebande das Handwerk hatte legen wollen, war das ein überzeugendes Mordmotiv.
    Im alten Stall des Nachbarhofs, der für die Pferdeschiebereien genutzt worden war, fanden sich außerdem jede Menge Spuren, die mit denen in der Box von Deckhengst Salvatore identisch waren. Damit konnte man zwar Ruffs Helfer nicht aufspüren, aber wenn man sie einmal hätte, ließe sich die Täterschaft damit beweisen.
    Außerdem wurden nun Unterlagen zu allen Pferden gesichtet, die in den vergangenen Monaten in Bayern gekauft wurden. Zwei Experten vom Pferdezuchtverband Schwaben hatten sich freundlicherweise zur Verfügung gestellt und durchsuchten die Informationen mit – in der vagen Hoffnung, Unstimmigkeiten bei der Abstammung einzelner Pferde auf die Spur zu kommen.
    Es ging voran. Und irgendwann war Ruff fällig, und seine Helfer würden sie auch noch aufspüren.
    Eine Zeit lang stand Hansen am Premer Filz; er schaute von der Lechbrücke zur Landzunge hinüber, von wo aus Pröbstl den Mord beobachtet hatte. Er fuhr zu »Ruffs Rossparadies« und sah sich den malerisch gelegenen Hof noch einmal an. Überall blieb er ein paar Minuten sitzen oder stehen, was ihm durch den Käse, die Räucherwurst und das Bauernbrot erleichtert wurde, die er zwischendurch im Gründler Käseladen gekauft hatte.
    In Bernbeuren kam er am Haus von Walter Schairer vorbei, in Burggen fuhr er zum Gasthof Kiefl, ehe er den Dienstkombi gegenüber der Zufahrt zu Hermann Ruffs Pferdehof ausrollen ließ. Es stimmte: Man konnte die Gebäude von der Straße aus tatsächlich nicht sehen. Also gab Hansen wieder Gas und bog nach etwa hundert Metern in einen kleinen Weg ein, der eine Kurve um das betreffende Waldstück beschrieb, und fuhr dann langsam weiter. Gerade noch rechtzeitig erspähte er das Führerhaus eines Lastwagens. Er bremste, rollte ein paar Meter zurück, parkte seinen Kombi gut versteckt zwischen Bäumen und Büschen, ehe er ausstieg und quer durch den Wald auf die Stelle zuging, wo er den alten Pferdestall vermutete.

Donnerstag, 20. Juni
    Gegen halb zehn kam Haffmeyer zum Füssener Eisstadion, wo Hanna Fischer ihn schon erwartete. Unterwegs luden sie ihre Sporttasche in der Pappenheimstraße ab, dann ging es weiter zu Hansens Bauernhaus. Erst als sie dort in die Einfahrt einbogen, fiel Haffmeyer wieder ein, dass sie für heute früh ja gar nicht verabredet waren: Hansen war selbst mit einem Dienstwagen unterwegs, und da das Auto nicht vor dem Haus stand, musste der Chef schon losgefahren sein.
    Also gab auch Haffmeyer ordentlich Gas, um es noch rechtzeitig zur Soko-Besprechung nach Kempten zu schaffen. Im Wegfahren wirbelte er ein wenig Staub auf, und Ignaz, der die ganze Nacht vergeblich darauf gewartet hatte, Hansen einen Streich spielen zu können, musste mehrmals niesen, bis die Luft wieder rein war.
    Zur Soko-Besprechung waren nur wenige Kollegen gekommen, auch Hansen fehlte. Es gab nichts Neues, und wenig später kümmerte sich schon wieder jeder um seine Aufgaben. Haffmeyer spielte lustlos mit seinem Fliegenkäscher, und Hanna Fischer blätterte in der Tageszeitung. Irgendwann fiel ihm etwas ein, was Koller mal über den neuen Chef erzählt hatte – einer der früheren Kollegen in Niedersachsen hatte es ihm anvertraut: Hansen besuchte gegen Ende eines Falles gerne noch einmal die Orte, die für den Fall von besonderer Bedeutung waren, vermutlich um irgendwie mit den Ermittlungen abzuschließen.
    Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Hanna legte die Zeitung weg, als ihr auffiel, dass der Kollege angestrengt nachdenkend zum Fenster hinaussah.
    »Ist was, Willy?«
    »Ich weiß nicht recht … Mir kommt es komisch vor, dass Hansen heute früh nicht da war, und in Füssen stand sein Wagen ja auch nicht.« Er sah sie

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