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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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stets so innig verbunden, daß sich die Gefühle, die man für den einen hegte, selbstverständlich auch auf den andern erstreckten. Der Herr Marschall alterte. Seine amtliche Stellung bei Hofe, die Mühseligkeiten, die sie zur Folge hatte, die fortwährenden Jagden, besonders die Ermüdung, die sein Dienst in der Zeit, wo er ihm obliegen mußte, nach sich zog, würden die Kraft eines jungen Mannes erfordert haben, und ich sah nichts mehr, was die seine in diesem Hofamte aufrecht erhalten konnte. Da seine Würden an andere vergeben werden mußten und sein Name nach ihm erlosch, so kümmerte es ihn wenig, ein mühseliges Leben fortzusetzen, dessen Hauptzweck gewesen war, seinen Kindern die Gnade des Monarchen zu verschaffen. Eines Tages, als wir drei allein waren und er über die Mühseligkeiten des Hoflebens klagte wie ein Mann, den seine Verluste entmuthigt hatten, wagte ich zu ihm von Abschiednehmen zu reden und ihm den Rath zu geben, den Cineas dem Pyrrhus gab. Er seufzte, ohne sich bestimmt auszusprechen. Aber im ersten Augenblicke, wo mich Frau von Luxembourg allein erblickte, machte sie mir über diesen Rath, der sie, wie es mir vorkam, beunruhigt hatte, lebhafte Vorwürfe. Sie machte mich dabei noch auf einen Umstand aufmerksam, dessen Richtigkeit ich einsah, und der mich darauf verzichten ließ, diese Saite je wieder zu berühren, nämlich auf den Umstand, daß die lange Gewohnheit am Hofe zu leben zu einem wahren Bedürfnisse würde, daß es in diesem Augenblicke für Herrn von Luxembourg sogar eine Zerstreuung wäre und daß die von mir angerathene Niederlegung seiner Aemter für ihn weniger eine Ruhe als eine Verbannung sein würde, in der Unthätigkeit, Langeweile und Trauer ihn bald vollends aufreiben müßten. Obgleich sie wahrnehmen mußte, daß sie mich überzeugt hatte, obgleich sie sich auf das Versprechen, das ich ihr gab und hielt, verlassen konnte, so schien sie mir in dieser Hinsicht doch nie vollkommen beruhigt, und ich bin dessen eingedenk, daß seitdem meine Zusammenkünfte mit dem Herrn Marschall unter vier Augen weit seltener gewesen sind und fast stets unterbrochen wurden.
    Während mir so meine Plumpheit und mein Unstern in gleicher Weise bei ihr schadeten, gewährten mir die Leute, die sie bei sich sah und am liebsten hatte, auch keinen Vortheil. Namentlich der Abbé von Boufflers, einer der glänzendsten jungen Leute, die es geben kann, schien für mich nie sehr eingenommen. Nicht allein ist er der Einzige aus dem Gesellschaftskreise der Frau Marschall, der mir nie die geringste Beachtung schenkte, sondern ich glaubte auch wahrzunehmen, daß sie mir jedesmal, wenn er von neuem in Montmorency erschien, weniger gewogen wurde. Allerdings genügte dazu, ohne daß er mir schaden wollte, schon seine blose Anwesenheit: so viel Anmuth und attisches Salz in seinen Artigkeiten mußte meine Ausdrucksweise schwerfällig und langweilig erscheinen lassen. Während der beiden ersten Jahre war er fast nie nach Montmorency gekommen, und bei der Nachsicht der Frau Marschall hatte ich mich leidlich in ihrer Gunst erhalten; aber sobald er später häufiger erschien, war es mit mir für immer vorbei. Ich hätte mich unter seine Flügel flüchten und ihn mir zum Freunde erwerben sollen; aber dieselbe Unbeholfenheit, die es mir zur Notwendigkeit machte, seine Gunst zu erringen, verhinderte mich, sie zu erlangen, und was ich zu diesem Zwecke in ungeschickter Weise that, gereichte mir bei der Frau Marschall erst recht zum Verderben, ohne mir bei ihm zu nützen. Bei seinen großen Geistesgaben hätte er überall Erfolg erzielen können, allein sein Mangel an Energie und seine Sucht nach Zerstreuung brachten es dahin, daß er seine Talente auf jedem Gebiete nur halb ausbildete. Dafür besitzt er ihrer viele, und in der großen Welt, wo er glänzen will, bedarf es nicht mehr. Er macht ganz leidliche Verse, schreibt recht niedliche Briefchen, klimpert ein wenig auf dem Klavier, und sudelt einige Pastellbilder hin. Er gerieth auf den Einfall, Frau von Luxembourg malen zu wollen; ihr Bild wurde scheußlich. Sie behauptete, es hätte gar keine Aehnlichkeit, und sie hatte ganz recht. Der falsche Abbé wollte meine Ansicht wissen, und als ein echter Dummkopf und Lügner erklärte ich es für ähnlich. Ich wollte dem Abbé zu gefallen suchen, erregte aber durchaus nicht das Gefallen der Frau Marschall, die es mir nicht vergaß; und als dem Abbé sein Streich gelungen war, lachte er mich noch dazu aus. Durch diesen Erfolg

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