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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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daran, daß ich diese Erleichterung Herrn von Luxembourg verdanke, ohne bei seinem Andenken von neuem von Rührung ergriffen zu werden.
    Dem Leben gleichsam wiedergegeben und mehr als je mit dem Plane beschäftigt, nach dem ich den Rest desselben zubringen wollte, wartete ich zur Ausführung desselben nur auf das Erscheinen des »Emil«. Ich dachte an die Touraine, in der ich schon gewesen war und die mir sowohl wegen der Milde des Klimas wie um der Freundlichkeit der Bewohner willen sehr gefiel.
La terra molle e lieta e diletiosa
Simili a se gli abitator produce.
     
    Ich hatte über mein Vorhaben bereits mit Herrn von Luxembourg gesprochen, der mich von ihm hatte abbringen wollen; ich redete mit ihm davon nun abermals wie von einer abgemachten Sache. Jetzt schlug er mir das Schloß Merlon, fünfzehn Meilen von Paris, als ein Asyl vor, das mir vielleicht zusagen möchte und in dem er und seine Frau mir mit Freuden ein Unterkommen gewähren würden. Dieser Vorschlag rührte mich und mißfiel mir nicht. Vor allem war eine Besichtigung des Ortes nöthig. Wir verabredeten einen Tag, an welchem mich der Herr Marschall mit seinem Kammerdiener zu Wagen hinschicken sollte. Da ich mich an jenem Tage sehr leidend befand, mußte der Ausflug aufgeschoben werden, und in Folge widriger Umstände, die später eintraten, unterblieb diese Reise ganz. Als ich darauf vernahm, daß die Herrschaft Merlon nicht dem Herrn Marschall, sondern seiner Frau gehörte, tröstete ich mich desto leichter darüber, nicht hingegangen zu sein.
    Endlich erschien der »Emil«, ohne daß ich von Auswechselblättern oder einer andern Schwierigkeit noch reden gehört hätte. Vor seinem Erscheinen forderte mir der Herr Marschall alle Briefe des Herrn von Malesherbes, die sich auf dieses Werk bezögen, wieder ab. Mein großes Vertrauen zu allen beiden, und meine vollkommene Sorglosigkeit waren Schuld, daß mir das Sonderbare, ja sogar Beunruhigende dieser Forderung gar nicht auffiel. Ich gab diese Briefe außer einem oder zweien, die aus Versehen in den Büchern vergessen waren, zurück. Einige Zeit vorher hatte Herr von Malesherbes gegen mich geäußert, er würde die Briefe, die ich während der Zeit meiner Beunruhigung in Betreff der Jesuiten an Duchesne geschrieben, an sich nehmen, und ich muß gestehen, daß diese Briefe meinem Verstande keine große Ehre machten. Aber ich erwiderte ihm, ich wollte in nichts für besser gelten, als ich wäre, und er könnte ihm die Briefe lassen. Ich weiß nicht, was er gethan hat.
    Die Veröffentlichung dieses Buches erregte nicht den Beifallssturm, mit dem alle meine übrigen Schriften begrüßt waren. Nie erhielt ein Werk so großes Lob von Einzelnen und einen so geringen öffentlichen Beifall. Was mir die urtheilsfähigsten Leute darüber sagten und schrieben, bestätigte mir, daß es nicht nur die beste, sondern auch die bedeutendste meiner Schriften wäre. Dies alles wurde aber mit der seltsamsten Vorsicht gesagt, als ob das Gute, welches man darüber dachte, die Bewahrung des größten Geheimnisses erforderte. Frau von Boufflers, die versicherte, der Verfasser dieses Werkes verdiente Bildsäulen und die Huldigungen aller Sterblichen, bat mich am Ende ihres Billets ohne Umstände, es ihr zurückzuschicken. D'Alembert, der mir schrieb, dieses Werk entschiede meine Ueberlegenheit und müßte mich an die Spitze aller Gelehrten stellen, unterzeichnete seinen Brief nicht, obgleich er doch alle, die er bisher an mich gerichtet, unterschrieben hatte. Duclos, ein zuverlässiger Freund, ein wahrer, aber vorsichtiger Mann, der diesem Buche einen hohen Werth beilegte, vermied, mir seine Ansicht darüber schriftlich mitzutheilen; La Condamine wies auf das »Glaubensbekenntnis« hin und machte allerlei Umschweife; Clairaut beschränkte sich in seinem Briefe auf den nämlichen Abschnitt, scheute sich aber nicht, die tiefe Bewegung zu schildern, in die er bei der Lectüre versetzt worden wäre; er gestand, um seine eigenen Worte zu wiederholen, diese Lectüre hätte seine alte Seele wieder erwärmt. Von allen, denen ich mein Buch geschickt hatte, war er der Einzige, der alles Gute, was er davon dachte, jedermann laut und offen sagte.
    Mathas, dem ich ebenfalls ein Exemplar geschenkt hatte, ehe es im Buchhandel erschien, lieh es dem Herrn Parlamentsrathe von Blaire, dem Vater des Präfecten von Straßburg. Herr von Blaire besaß in Saint-Gratien ein Landhaus, und Mathas, sein alter Bekannter, besuchte ihn dort bisweilen, wenn er

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