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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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etwa noch habe und die sich nur auf eine kleine Anzahl belaufen können, so werde ich sie in die Sammlung, die viel zu umfangreich ist, als daß ich sie der Wachsamkeit meiner Argus zu entziehen hoffen dürfte, nicht aufnehmen, sondern ich werde von ihnen in diesem Werke selbst Gebrauch machen, sobald sie mir zur Aufklärung nöthig zu sein scheinen, sei es nun zu meinen Gunsten oder zu meinem Nachtheile, denn ich befürchte nicht, der Leser könnte vergessen, daß ich meine Bekenntnisse schreibe und sich dem Wahne hingeben, daß ich nur meine Rechtfertigung im Auge habe; aber er darf eben so wenig erwarten, daß ich die Wahrheit verschweige, wenn sie zu meinen Gunsten spricht.
    Das Einzige übrigens, was dieser zweite Theil mit dem ersten gemein hat, ist die nämliche strenge Wahrheit; nur durch die Wichtigkeit der Thatsachen hat er eine größere Bedeutung. Dies ausgenommen kann er ihm in allem nur untergeordnet sein. Den ersten schrieb ich mit Lust und Liebe und in aller Behaglichkeit theils zu Wooton, theils im Schlosse Trye; alle Erinnerungen, welche ich wieder wach rufen mußte, waren eben so viele neue Genüsse. Ich kam unaufhörlich mit neuer Freude zu ihnen zurück und konnte meine Schilderungen ungestört wieder und wieder abändern, bis ich mit ihnen zufrieden war. Jetzt machen mich mein abnehmendes Gedächtnis und mein schwacher Kopf fast völlig arbeitsunfähig; nur gezwungen und mit einem von Angst bedrückten Herzen beschäftige ich mich mit dieser Arbeit hier. Sie bietet mir nur Leiden, Verrath, Treulosigkeiten, nur betrübende und herzzerreißende Erinnerungen dar. Ich möchte, was ich zu berichten habe, um alles in der Welt in der Nacht der Zeiten begraben können, und während ich wider meinen Willen genöthigt bin zu sprechen, ist mir noch der Zwang auferlegt, mich zu verbergen, List anzuwenden, mich zur Täuschung herzugeben und mich zu Dingen zu erniedrigen, für welche ich am wenigsten geboren war. Die Decke, die sich über mir wölbt, hat Augen; die Mauern, die mich umfangen, haben Ohren; von Spionen und eben so gehässigen wie wachsamen Aufsehern umringt, werfe ich unruhig und zerstreut in aller Hast einige unterbrochene Worte auf das Papier, welche ich kaum Zeit habe wieder durchzulesen, geschweige sie zu verbessern. Ich weiß, daß man trotz der ungeheuren Schranken, die man unaufhörlich um mich aufthürmt, doch immerdar besorgt ist, die Wahrheit könne durch irgend eine Schranke hindurchschlüpfen. Wie soll ich es anstellen, um sie hinausdringen zu lassen? Ich versuche es mit wenig Hoffnung auf Erfolg. Man urtheile selbst, ob dies dazu angethan ist, um daraus angenehme Bilder zu gestalten und ihnen eine recht anziehende Färbung zu verleihen. Deshalb mache ich diejenigen, welche meine Bekenntnisse weiter lesen wollen, darauf aufmerksam, daß sie bei der Lectüre nichts vor Langeweile schützen kann als das Verlangen, einen Menschen vollends kennen zu lernen, sowie die aufrichtige Liebe zur Gerechtigkeit und zur Wahrheit.
    Am Schlusse des ersten Theils habe ich erzählt, daß ich mit Kummer nach Paris abreiste, da mein Herz noch immer an Charmettes hing, wo ich mein letztes Luftschloß erbaut hatte, aber in der festen Absicht, eines Tages zu Mama's Füßen, die dann sich selbst zurückgegeben sein würde, die Schätze, die ich mir erworben hätte, niederzulegen, da ich darauf rechnete, daß mir mein Musikplan zu einem sichern Vermögen verhelfen müßte.
    Ich verblieb einige Zeit in Lyon, um dort meine Bekannten zu besuchen, nur einige Empfehlungen für Paris zu verschaffen, und meine geometrischen Bücher, die ich mitgenommen hatte, zu verkaufen. Alle Welt empfing mich freundlich. Herr und Frau von Mably legten ihre Freude an den Tag, mich wiederzusehen und luden mich öfter zu Tische ein. Ich machte bei ihnen die Bekanntschaft des Abbé von Mably, wie ich bereits die des Abbé von Condillac gemacht hatte, welche beide zum Besuche ihres Bruders gekommen waren. Der Abbé von Mably gab mir Briefe nach Paris mit, unter andern einen an Herrn von Fontenelle und einen andern an den Grafen von Caylus. Beide waren mir sehr angenehme Bekanntschaften, namentlich der Erstere, welcher mir bis zu seinem Tode beständig seine Freundschaft bewiesen und mir bei unseren Zusammenkünften unter vier Augen Rathschläge ertheilt hat, die ich nur besser hätte benutzen sollen.
    Ich sah Herrn Bordes wieder, mit welchem ich schon vor langer Zeit bekannt geworden und der mich oft herzlich gern und mit

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