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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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dadurch jedoch drei Tage verloren, so hatte ich die mir von den Bernern zur Räumung ihrer Staaten festgesetzten vierundzwanzig Stunden bedeutend überschritten, und da ich ihre Härte kannte, konnte ich mich nicht einiger Sorge über die Art entschlagen, wie sie mich hindurchlassen würden, als mich der Landvogt von Nidan rechtzeitig aus meiner Verlegenheit riß. Da er die Gewaltmaßregel ihrer Excellenzen laut gemißbilligt hatte, glaubte er mir in seinem Edelmuthe ein öffentliches Zeugnis schuldig zu sein, daß er daran keinen Antheil hätte, und nahm keinen Anstand, seinen Amtsbezirk zu verlassen, um mir in Biel einen Besuch abzustatten. Er kam den Tag vor meiner Abreise, und zwar nicht etwa incognito, sondern seinen Secretär neben sich in der Kutsche und in vollem Staate und brachte mir einen von ihm amtlich unterschriebenen Paß, um das Berner Gebiet, wo ich wollte, und ohne Furcht einer Belästigung durchreisen zu können. Der Besuch rührte mich mehr als der Paß. Ich würde ihm kaum weniger dankbar gewesen sein, wenn dieser Besuch einem andern als mir gegolten hätte. Ich kenne nichts, was einen so mächtigen Eindruck auf mein Herz ausübt, als eine Handlung des Heldenmuths im rechten Augenblicke zu Gunsten eines Schwachen gethan, der ungerechterweise unterdrückt wird.
    Nachdem ich mir mit Mühe einen Wagen verschafft hatte, reiste ich endlich am folgenden Morgen aus diesem mörderischen Lande ab, noch vor der Ankunft der Abgeordneten, die man mir zu Ehren an mich absenden wollte, ja noch ehe ich Therese wiedersehen konnte, die ich in dem Glauben, in Biel zu bleiben, mir zu folgen aufgefordert hatte, und der ich kaum in einigen flüchtigen Worten, in denen ich ihr mein neues Unglück anzeigte, Gegenbefehl ertheilen konnte. Aus meinem dritten Theile wird man, wenn ich je die Kraft ihn zu schreiben habe, ersehen, wie ich in dem Wahne nach Berlin zu reisen, in Wahrheit nach England reiste, und wie die beiden Damen, die über mich verfügen wollten, nachdem sie mich aus der Schweiz, wo ich mich nicht genug in ihrer Gewalt befand, durch ihre Ränke vertrieben hatten, mich schließlich doch noch an ihren Freund auslieferten.
    Bei der Vorlesung dieser Schrift, die ich vor dem Grafen und der Gräfin Egmont, dem Prinzen von Pignatelli, der Frau Marquise von Mesmes und dem Herrn Marquis von Juigné hielt, habe ich das Folgende hinzugefügt:
    Ich habe die Wahrheit gesagt; wenn jemand etwas weiß, was dem so eben Erzählten widerspricht, und sollte er tausend Beweise dafür beibringen, so ist es Lüge und Betrug; und wenn er sich weigert, die Sache mit mir, so lange ich noch am Leben bin, zu untersuchen und aufzuklären, so liebt er weder die Gerechtigkeit noch die Wahrheit. Ich für meine Person erkläre laut und ohne Scheu: Wer, sogar ohne meine Werke gelesen zu haben, mit eigenen Augen meine Natur, meinen Charakter, meine Sitten, meine Neigungen, meine Vergnügungen, meine Gewohnheiten prüft und mich gleichwohl für einen unrechtlichen Menschen zu halten im Stande ist, der ist selber werth, ausgerottet zu werden.
    So schloß ich meine Vorlesung, und jedermann schwieg; Frau von Egmont schien mir allein bewegt; sie zitterte sichtlich, faßte sich aber bald wieder und beobachtete wie die übrige Gesellschaft Schweigen. Das war die Frucht, die ich aus dieser Vorlesung und aus meiner Erklärung erntete.
     
    Ende des zweiten Theils.

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